Stiller Abschied von der Soltauer Geburtshilfe
wu Soltau. Mit wachen, blauen Augen blickt die kleine Magalie um sich: Auf dem Arm von Mutter Nicole Landreau fühlt sie sich sicher. Da wird sie schnell unternehmungslustig: Das Mädchen in dem rosa Strampelanzug strampelt und bewegt sich tapsig an der Schulter der Mutter. Doch schnell reicht es der Kleinen. Müde reibt sich Magalie die Augen, gähnt – und möchte Milch. Magalie Landreau ist eine der letzten Soltauerinnen: Am Montag um 14.13 Uhr ist sie im Soltauer Heidekreis-Klinikum zur Welt gekommen. Doch gebürtige Soltauer Babys werden ab heute zur Rarität. Denn seit dem gestrigen Freitag sind Geburtshilfe und Gynäkologie geschlossen. Die Frauenklinik ist am Standort Walsrode konzentriert, der Soltauer Kreißsaal dicht.
Nicole Landreau aus Wietzendorf hat es gerade noch geschafft – nach ihr fand nur noch eine Kaiserschnittgeburt in Soltau statt. „Ich bin froh, dass es hier noch geklappt hat“, sagt die 36-jährige Wietzendorferin. Schon ihr jetzt zweieinhalbjähriger Sohn Yannek ist in Soltau zur Welt gekommen. „Das war hier sehr nett, fast familiär.“ Sie bedauert die Schließung. „Das ist echt schade.“ Als sie von den Plänen gehört hatte, „war ich schon geschockt“. Und wenn Magalie sich mehr Zeit gelassen hätte? „Ich habe mich schon umgesehen und wäre dann nach Walsrode gegangen.“
Auf die Chirurgie verlegt
Als eine der letzten Patientinnen in Soltau ist Nicole Lan¿dreau mit ihrer Tochter Magalie am gestrigen Freitag entlassen worden. Andere Patientinnen der Frauenklinik wurden nach Angaben von Kliniksprecher Christian Zappe auf die Chirurgie am Krankenhaus Soltau verlegt und am Montag entlassen. Größere gynäkologische Operationen und geburtshilfliche Maßnahmen fanden bereits Freitag in Walsrode statt. Es war ein stiller Abschied von der Geburtshilfe, für die Betroffenen voller Wehmut und Traurigkeit, für die Böhmestadt ein deutlicher Einschnitt. Denn ab sofort werden Babys unter anderem in Walsrode geboren. Aus finanziellen und personellen Gründen hat das kreiseigenen Heidekreis-Klinikum die Frauenklinik im Rahmen der Umstrukturierung an einem Standort konzentriert – zusammen mit der Kinderklinik in Walsrode, während in Soltau Herzzentrum, Neurologie und Geriatrie aufgebaut werden.
Das Ende von Geburtshilfe und Gynäkologie verlief unspektakulär. Am Ende des Tages war still und leise einfach Schluss. Ein Möbelwagen wurde – anders als vor einigen Wochen bei der Kinderklinik – nicht gebraucht: „Die Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort Walsrode ist vollständig eingerichtet und betriebsbereit“, sagt Zappe. Und auch der Platz reiche auf jeden Fall, tritt er Befürchtungen entgegen, dass nun erstmal gebaut werden müsse. „In den nächsten zwei Wochen werden neuere medizinische Geräte zur Verbesserung der Ausstattung nach Walsrode umgesetzt.“ Geräte wie der Geburtsstuhl und die Gebärwanne müssten aber nicht nach Walsrode transportiert werden. „Die Geräte in der Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort Soltau bleiben vorläufig dort.“
Stattdessen bieten Chefärztin Dr. Christiane Thein und ihre Mannschaft die Geburtshilfe für den Heidekreis in Walsrode an. Für werdende Eltern finden dort an jedem letzten Dienstag im Monat um 19 Uhr Informationsabende statt. Dort erhalten die künftigen Mütter und Väter Informationen über die Abläufe „rund um die Geburt“ und die ersten Tage mit ihrem Kind. Abschließend findet eine Führung durch die Kreißsäle und die Station statt. Das Angebot wird nach Worten Zappes gut angenommen, seit die Schließung Soltaus bevorstand. „Früher waren es immer um die 30 Eltern, jetzt das Doppelte, darunter ganz viele aus dem Nordkreis.“ Einige Eltern aus dem Raum Soltau hätten sich nach der Kreißsaalführung auch spontan zur Geburt angemeldet. Die Frauenklinik wolle auf den Andrang reagieren und plane zwei Termine im Monat. Fragen zum Informationsabend beantwortet das Sekretariat der Gynäkologie und Geburtshilfe über Telefon (0 51 61) 6 02 14 51.