„Klinik von einer Insolvenz meilenweit entfernt“

wu Soltau. Und dann hat er es doch in den Mund genommen, dieses eine, böse Wort, das alle so gern vermieden hätten: „Beim Heidekreis-Klinikum gibt es nicht den Hauch eines Anlasses zu weiteren Maßnahmen – wie die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Das halte ich für völlig überzogen“, betont Dr. Jens Peukert. Denn auch wenn sich die finanzielle Ausgangslage der beiden Krankenhäuser noch einmal verschlechtert hat – der Unternehmensberater gibt sich gelassen und versprüht Optimismus. „Unser Auftrag war ein ausgeglichenes operatives Ergebnis in 2014. Das sehe ich nicht in Gefahr.“ Auch Landrat Manfred Ostermann sieht keine Gefahr für das kreiseigene Unternehmen: „Von einer Insolvenz sind wir wirklich meilenweit entfernt.“ Das Heidekreis-Klinikum hat zwar so starke Verluste geschrieben, dass mehr als die Hälfte des Eigenkapitals aufgebraucht ist – doch den Unternehmensberater von Lohfert & Lohfert (Hamburg) macht das nicht nervös. Auch die Sanierung mit dem bisherigen Maßnahmenplan sei davon nicht betroffen, betont Peukert am Donnerstagabend nach der Gesellschafterversammlung des Heidekreis-Klinikums.

Noch einmal verschärft

Dort informiert er zusammen mit Geschäftsführung und Aufsichtsrat die Kreistagspolitiker als Vertreter des Gesellschafters – des Landkreises – über die Situation. Denn die habe sich in den vergangenen Monaten noch einmal verschärft. Beschlüsse wurde aber nicht gefasst. So stand nach Worten Ostermanns ein Zuschuss, also eine Erhöhung des Stammkapitals, nicht zur Diskussion. Klar sei auch: Alle stünden zu den Häusern, wollten die Grund- und Regelversorgung im Heidekreis aufrechterhalten und nicht einem Privaten überlassen. Das Eigenkapital der Gesellschaft beträgt zum 31. Mai 2,0003 Millionen Euro – und damit 296 960,50 Euro weniger als die Hälfte des Stammkapitals. Genau dann aber ist nach GmbH-Gesetz eine Information der Gesellschafter zwingend vorgeschrieben. Für Peukert ist das aber letztlich eine Formsache, die über das Wohl und Wehe des Unternehmens nur begrenzt etwas aussage. Denn die Frage des Eigenkapitals, „das ist eine bilanzielle, keine prognostische Größe“. Vize-Aufsichtsratschef Sebastian Zinke bestätigt das. Diese Benachrichtigung soll nach seinen Worten grundsätzlich zeigen: „Es ist brenzlig.“ Doch das Klinikum arbeite zusammen mit Peukert bereits daran, „den Karren aus dem Dreck zu ziehen“ – und das eigentliche Problem sei auch nicht die aktuelle Situation, sondern die Defizite vergangenen Jahre. Allein 2011 und 2012 hat das Klinikum rund 9,97 Millionen Euro Verlust verbucht.

Nicht auf Intensivstation

Die Krankenhäuser Soltau und Walsrode mit zusammen rund 450 Betten und etwa 1100 Beschäftigten befinden sich daher bereits mitten in der Umstrukturierung mit Schwerpunktbildungen und der Sanierung. Anlass für neue Maßnahmen, für ein Abweichen vom Plan, sieht Peukert nicht. Die jetzige Situation „tangiert die Sanierung nicht“. Er blickt positiv in die Zukunft: Peukert sieht den „Patienten Klinikum“ nicht auf der Intensivstation, sondern als „low care“ – und damit schon auf dem deutlichen Weg der Gesundung. „Wir haben insgesamt eine positive Entwicklung zu verzeichnen“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden. Peukert wies darauf hin, dass das Unternehmen im März sogar erstmals schwarze Zahlen geschrieben habe. Verantwortlich für die Verluste und die Warnmeldung, ist dann nach Worten von Geschäftsführer Peter Lehmann vor allem der „generell leistungsschwache“ Mai. Dadurch fehlte rund eine halbe Million Euro in der Kasse.

Um das Patientenpotenzial im Heidekreis auszuschöpfen, sieht Norden eine Aufgabe im Aufbau von Vertrauen und der Kommunikation. „Wir wissen, dass wir Fälle mit Blick auf das Gesamtimage beider Häuser verloren haben“, ergänzt Peukert.

Die Türen bleiben offen: Das Heidekreis-Klinikum hat das Eigenkapital zu mehr als die Hälfte aufgezehrt, doch eine Gefahr sehen Unternehmensberater und Aufsichtsrat nicht. Foto: wu

Die Türen bleiben offen: Das Heidekreis-Klinikum hat das Eigenkapital zu mehr als die Hälfte aufgezehrt, doch eine Gefahr sehen Unternehmensberater und Aufsichtsrat nicht. Foto: wu

Andres Wulfes