Klinik: Tal der Tränen durchschritten
wu Walsrode/Soltau. Landauf, landab klagen Krankenhäuser über eine unzureichende Finanzierung im Gesundheitswesen – und immer mehr Kliniken rutschen in die roten Zahlen. Die Schere zwischen von den Krankenkassen und Politik festgelegten Einnahmen und den Kosten wird immer größer. Das Heidekreis-Klinikum hat daher auf eine Umstrukturierung und Zentrenbildung gesetzt – mit Erfolg, wie Geschäftsführer Norbert Jurczyk feststellt. Das kreis¿eigene Unternehmen mit den Krankenhäusern Soltau und Walsrode ist nach seinen Worten zwar noch in den roten Zahlen, die Maßnahmen machen sich aber bereits deutlich bemerkbar. „Das Tal der Tränen ist durchschritten“, sagt er. „Es geht langsam wieder bergauf.“ Jurczyk sieht wieder „Rückenwind“ für das Klinikum. Er rechnet ab Jahresmitte mit schwarzen Zahlen – und erwartet ab 2014 ein positives Jahresergebnis.
Auch das Führungsteam des Heidekreis-Klinikums ist jetzt wieder komplett. Gynäkologie-Chefärztin Dr. Christiane Thein hat den Posten der ärztlichen Direktorin in Walsrode übernommen. Das Amt war vakant, seit Dr. Walter Burkert im Sommer in den Ruhestand gegangen war, kommissarisch hatte Stellvertreter Dr. Ottfried Mross die Belange der Ärzte vertreten. Thein bildet zusammen mit dem ärztlichen Direktor in Soltau, Dr. Jürgen Weyrich, sowie Oberin Anke Christiansen und den Geschäftsführern Jurczyk und Peter Lehmann das Direktorium des Klinikums. Dort werden alle aktuellen Fragen des Klinikums besprochen. Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden betont, dass das Gremium besonders die Aufgabe habe, die beiden Krankenhäuser nach der Umstrukturierung nach vorn zu bringen.
Zu den Aufgaben Theins als ärztliche Direktorin gehören Umgang, Koordination und Zusammenarbeit aller ärztlichen Abteilungen, besonders aber die Kommunikation zwischen Geschäftsführung und Chefärzten. Auch bei der „Schlichtung von Problemfällen innerhalb der Abteilungen“ ist sie laut Jurczyk gefragt. Im Direktorium vertritt sie die Interessen des ärztlichen Dienstes. Thein freut sich über das Vertrauen ihrer Chefarztkollegen, die sie gewählt haben. Dennoch – ein wenig Bedenkzeit habe sie dennoch gebraucht, gibt sie zu. Denn das bedeute längere Arbeitstage, da sie sich eins fest vorgenommen hat: „Ich knapse die Zeit dafür nicht von der Patientenversorgung ab. Wir haben Glück, dass es sehr gut läuft in meiner Abteilung. Das will ich nicht gefährden, indem ich mich aus dem operativen Geschäft zurückziehe.“
Honorarkosten reduziert
Gut läuft es nach Worten Jurczyks derzeit aber nicht nur in Gynäkologie und Geburtshilfe. „Wir haben einen Teil Rückenwind wiederbekommen, weil wir durch die neuen Strukturen unser Ziel ereicht habe: eine medizinische Zentrenbildung, die beide Häuser für Patienten und Ärzte attraktiv macht.“ Der Geschäftsführer merkt das an den Belegungen, aber auch an den Bewerbungen. Waren sonst um die 20 Prozent der 100 Mediziner in beiden Häusern nicht fest, sondern auf Honorarbasis beschäftigt, hat das Unternehmen diese Quote laut Jurczyk fast halbiert, ebenso die Honorarkosten um knapp 2 Millionen Euro auf die Hälfte reduziert.
„Wir spüren nach der Umstrukturierung den Schwung, den andere sich erst holen müssen“, sagt der Geschäftsführer. Doch der Zuwachs an Patienten reiche noch nicht: „Die Kapazitätsgrenzen sind in beiden Häusern nicht erreicht.“ Dabei will das Unternehmen aber weniger Menschen aus anderen Landkreisen abwerben, sondern sich auf den Heidekreis konzentrieren: „Die 140 000 Einwohner reichen eigentlich als Patienten aus.“ In den vergangenen Jahren seien nur nicht alle ins Heidekreis-Klinikum gekommen, sondern hätten auch andere Krankenhäuser aufgesucht. „Die zurückzuholen, ist unsere Aufgabe.“ Die neue Kardiologie zeige, dass das gelinge, „und die Neurologie wird das nächste sein“.