Klinik: Positive Entwicklung, aber weiter rote Zahlen
wu Walsrode. Die Patientenzahlen steigen im Heidekreis-Klinikum, die Ergebnisse verbessern sich – aber das Unternehmen schreibt noch rote Zahlen. „Wir haben eine wesentliche Verbesserung, aber es reicht noch nicht für schwarze Zahlen“, sagte Geschäftsführer Peter Lehmann. Ebenso wie sein Kollege Norbert Jurczyk geht er davon aus, dass die prognostizierten Effekte durch die Umstrukturierung greifen – und das kreiseigene Unternehmen ab Ende 2013 schwarze Zahlen schreibt, ab 2014 auch wieder positive Jahresergebnisse vorlegt. Konkrete Zahlen, wie hoch die Verluste derzeit sind, nannte Lehmann auf Nachfrage allerdings nicht. Auch im Aufsichtsrat seien diese Werte noch nicht behandelt worden.
„Wir sind zufrieden mit dem Start ins neue Jahr“, sagte Lehmann, als er gemeinsam mit Jurczyk und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann Norden sowie den ärztlichen Direktoren Dr. Christiane Thein (Walsrode) und Dr. Jürgen Weyrich (Soltau) die aktuelle Situation schilderte. „Das Ergebnis zeigt: Ohne Umstrukturierung hätten wir keine Chance gehabt“, sagte Norden. Lehmann aber warnte vor zuviel Euphorie: „Wir sind auf dem Weg der Besserung, aber weiterhin in einer schweren wirtschaftlichen Situation.“ Er sei zwar nicht beunruhigt, aber die Lage „ist unbefriedigend“.
Keine Zahlen für 2012
Das kreiseigene Unternehmen mit den beiden Krankenhäusern Soltau und Walsrode hatte 2011 noch ein Defizit von rund 5,8 Millionen Euro verzeichnet. Die Zahlen für 2012 liegen noch nicht vor, wie Lehmann auf Nachfrage erläuterte. Allerdings gelte: Der Fehlbetrag sei deutlich geringer, und auch die Prognosen der Unternehmensberatung Lohfert & Lohfert erwiesen sich als richtig. Auch die Voraussagen der Gutachter zu den Patientenentwicklungen träfen ein, seien sogar besser als erwartet, sagte Lehmann zum Vergleich von Januar 2011 – dem Monat vor der Umstrukturierung – und Januar 2012. Insgesamt wurden im ersten Monat 2013 1640 Menschen in beiden Häusern behandelt, 50 weniger als im Vorjahr.
Die sogenannten Case-Mix-Punkte, Grundlage für die Abrechnung, seien dagegen um 4 auf 1320 gestiegen. Denn es seien mehr schwere Fälle behandelt worden, für die es mehr Geld gibt. Die Zahl entspricht einer Belegungsquote von 96 Prozent in Soltau (156 Betten) und 80 Prozent in Walsrode (279 Betten). Dabei sei die Psychiatrie in Walsrode (85 Betten) sogar zu 98 Prozent ausgelastet. „Zielsetzung ist, 85 Prozent über beide Häuser zu erreichen.“ Die Gutachter hatten in den verlagerten Abteilungen für die ersten zwei Jahre Patientenrückgänge von bis zu 50 Prozent erwartet. Das sei in der Kinderabteilung auch der Fall, räumte Lehmann ein. In der Kinderklinik wurden nach seinen Worten im Januar 2012 97 Kinder behandelt, im Vorjahr waren es 84 kleine Patienten in Soltau und 44 in Walsrode. Ebenfalls Rückgänge verzeichne das Klinikum bei den Geburten.
In der Inneren Abteilung und der Chirurgie habe es durch die Zentralisierungen keine Einbußen gegeben, sagte Lehmann. Die Innere – zu der auch das Herzkatheterlabor als neues Angebot in Soltau gehört – verzeichne im Januar 2013 in Soltau 400 Fälle, 70 mehr als im Januar 2012. In Walsrode seien es 398 Patienten gewesen, ein Plus von 40 Menschen. Die Chirurgie habe die Zahlen gehalten: 207 Fälle in Soltau (minus 2), 221 in Walsrode (plus 25). Sorge bereiten der Klinik nach Worten Lehmanns aber die Bundesvorgaben für die Fallpauschalen. Darunter leide nicht nur das Heidekreis-Klinikum, ergänzte Jurczyk und verwies auf Aussagen von Kollegen bei einer Tagung in Berlin. Immer wieder habe er dort von anderen Geschäftsführern die Aussage gehört: „Wenn sich nichts ändert, weiß ich nicht, was werden soll.“
So gebe es für dieses Jahr gerade einmal eine Erhöhung der Erlöse um 2,3 Prozent – die Ausgaben stiegen aber voraussichtlich um 4 Prozent. Die Differenz müsse das Haus selbst tragen. „Was das bei unserem Haus mit 60 Millionen Euro Jahresumsatz bedeutet, lässt sich leicht ausrechnen.“ Hinzu komme der ohnehin niedrige Basisfallwert in Niedersachsen: 2945 Euro hat ein Krankenhaus in Niedersachsen 2012 pro Case-Mix-Punkt erhalten, für dieses Jahr sind es 3016 Euro. Bundesweit liege dieser Wert deutlich höher, in Hamburg beispielsweise bei 3043 Euro, in Bremen bei 3045 Euro.