Roland Berger beim HKK – und kaum jemand weiß Genaues

Soltau. Das macht den Kommunalpolitiker noch vor dem ersten Kaffee hellwach: Mehr als eine Million Euro hat das Heidekreis-Klinikum an die Unternehmensberatung Roland Berger in diesem Jahr gezahlt. „Unterstützung der Geschäftsführung“ und die Entwicklung verschiedener Programme haben die Münchener Berater von Roland Berger dafür geleistet, weitgehend an der Öffentlichkeit vorbei. Denn all das war bisher weitgehend geheime Verschlusssache. Auch der Kreistag, als Vertreter des Landkreises alleiniger Klinikeigentümer, wurde nur allgemein informiert. Dort wurde zwar berichtet, dass Roland Berger engagiert worden sei, das Auftragsvolumen aber blieb verborgen.

Seit Jahren kämpft das Klinikum mit den beiden Krankenhäusern Soltau und Walsrode mit roten Zahlen, versuchen verschiedene Gutachter und Unternehmensberater, den richtigen Weg in die Zukunft zu finden. Mitarbeiter und Bürger sind verunsichert, haben Angst um die Existenz besonders des Soltauer Krankenhauses, das in der Vergangenheit schon mehrere Abteilungen der Grundversorgung verloren hat. Die Kommunikationspolitik der Verantwortlichen trägt dazu bei und lässt viele Fragen offen.

Die Gründe für den Einstieg ausgerechnet Roland Bergers, bundesweit einer der teuersten Unternehmensberater, bleiben ebenso offen wie die Frage, ob es eine Ausschreibung des Auftrags gegeben und wie sie ausgesehen hat. Fragen der BZ an den Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann Norden und Klinikchef Dr. Christof Kugler blieben bis Redaktionsschluss am gestrigen Dienstagabend unbeantwortet. Die Böhme-Zeitung hat die Situation analysiert und Expertenrat eingeholt. So hat sich der Experte für Klinik-IT Frederik Humpert-Vrielink eine von Berger erstellte Auflistung der eigens für das HKK entwickelten Tools angesehen und analysiert. Viele der Tools könnten Klinik-Controller selbst erstellen, zum Teil mit schlichten Excel-Tabellen. „Warum macht das Controlling das nicht selbst?“, lässt Humpert-Vrielink an der Geschäftsführung der Klinik kein gutes Haar.

Lösungen für deutlich weniger Geld zu bekommen

Einen Teil der entwickelten IT-Tools stuft der Experte als sinnvoll ein. Dennoch seien die entwickelten Lösungen für deutlich weniger Geld möglich gewesen – durch Nutzung marktüblicher Standardprogramme. wu/bk

Infobox: 82 Millionen Euro Jahresetat

Das Heidekreis-Klinikum umfasst die beiden Krankenhäuser Soltau und Walsrode. Alleiniger Gesellschafter des Unternehmens ist der Heidekreis. Die Klinik umfasst 408 Betten, davon 156 Planbetten in Soltau, und etwa 1100 Beschäftigten. Das Unternehmen hat einen Jahresetat von gut 82 Millionen Euro. Die Klinik befindet sich seit Jahren in einer umfassenden Umstrukturierung und kämpft mit roten Zahlen. Für dieses Jahr rechnet der Landkreis mit einem Zuschuss von zehn Millionen Euro. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Krankenhäuser 63 955 ambulante Patienten, 18 532 Menschen wurden stationär behandelt, hinzu kamen 324 teilstationäre Patienten und 14 796 Behandlungsfälle in den beiden medizinischen Versorgungszentren, also den ambulanten Praxen. wu

Wie es mit dem Heiekreis-Klinikum und damit mit dem Soltauer Krankenhaus weitergeht, soll Unternehmensberater Roland Berger klären: Foto: wu

Wie es mit dem Heiekreis-Klinikum und damit mit dem Soltauer Krankenhaus weitergeht, soll Unternehmensberater Roland Berger klären: Foto: wu

Andres Wulfes