Mitarbeiter sollen 500 000 Euro einsparen
Soltau/Walsrode. Die Mitarbeiter sollen mithelfen, die finanzielle Situation des Heidekreis-Klinikums zu verbessern. Die Geschäftsführung ruft die Beschäftigten dazu auf, bei der Senkung der Personalkosten zu helfen. In einer Mitarbeiter–information schlägt die Geschäftsführung sieben mögliche Maßnahmen vor, durch die sich die Mitarbeiter beteiligen können – „auf freiwilliger Basis“, wie Geschäftsführer Dr. Christof Kugler betonte. Der Betriebsrat habe bereits zugesichert, den Einzelmaßnahmen zuzustimmen, sofern sie auf freiwilliger Basis beruhen.
500 000 Euro an Kosten sollen so bis Jahresende eingespart werden. Die bestehenden Arbeitsverhältnisse und die Tariflohnvereinbarungen sollen aber nicht angetastet werden. Die Klinik mit rund 400 Betten und etwa 1100 Beschäftigten hat einen Jahresetat von gut 82 Millionen Euro. Das kreiseigene Unternehmen mit den beiden Krankenhäusern Soltau und Walsrode befindet sich seit Jahren in einer umfassenden Umstrukturierung und kämpft mit roten Zahlen. Bereits 2015 hatte es einen freiwilligen Verzicht der Mitarbeiter von 20 Überstunden gegeben, rechnerisch war so ein Betrag von rund 200 000 Euro zusammengekommen.
Doch die Defizite blieben – und die Klinik ist seit Jahren auf kräftige Finanzspritzen des Landkreises angewiesen. Erst im Frühjahr hatte der Kreistag eine Erhöhung der Subventionen beschlossen. Danach erhält das Krankenhaus in diesem Jahr weitere bis zu 4,8 Millionen Euro als Defizitabdeckung – zusätzlich zu den im Haushalt 2017 ohnehin bereitgestellten sieben Millionen Euro. Denn die 7-Millionen-Subvention reichte nicht, so die Prognosen, um das Defizit 2016 und einen erwarteten Fehlbetrag 2017 zu decken, weil die wirtschaftliche Entwicklung der Krankenhäuser laut Kreis deutlich schlechter als geplant war. So muss für 2016 noch ein Fehlbetrag von 1,8 Millionen Euro ausgeglichen werden.
Die Arbeitszeit soll flexibler gestaltet werden
Für 2017 kalkuliert der Kreis daher mit einem 10-Millionen-Euro-Zuschuss. Ohne Maßnahmen werde das aber wohl nicht reichen, so die Prognose Kuglers. Damit es nicht noch einen weiteren Nachschlag geben muss, sollen die Mitarbeiter 500 000 Euro einsparen. Anders als 2015 geht es aber nicht um den Verzicht von Gehalt oder Lohnanteilen. „Das ist wie Kurzarbeit“, verdeutlichte der Klinikchef, sprach von „Flexibilisierung der Arbeitszeit“.
Dazu schlägt die Geschäftsführung eine befristete Reduzierung der Arbeitszeit oder Minusstunden für Mitarbeiter vor, die bereits alle Überstunden abgebaut haben und in Bereichen arbeiten, in denen aktuell keine hohe Auslastung besteht – „da wir davon ausgehen, dass spätestens im nächsten Jahr durch die neuen Chefärzte Viszeral- und Unfallchirurgie das Leistungsvolumen wieder steigt“. Unbezahlte Urlaubstage könnten ebenso infrage kommen wie der Verzicht auf Überstunden oder ihre Reduktion. Auch der Wechsel in Bereiche, die Überstunden abbauen, sei möglich – auch standortübergreifend – oder aber der vorübergehende Wechsel in die Kooperationshäuser Allgemeines Krankenhaus (AKH) Celle und Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen.
Hauptgrund für die aktuelle wirtschaftliche Situation ist nach Worten Kuglers der seit 2010 anhaltende Erlösrückgang aufgrund sinkender stationärer Fallzahlen – in 2017 um 9 Prozent auf 16600 Patienten. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Notfallpatienten zu: von 3000 auf 5500. Um die 700 Patienten kommen pro Woche in die Klinik, „für die wir aber keine auskömmliche Refinanzierung erhalten“. Die Strukturmaßnahmen aber zahlten sich aus, betonte Kugler. Überall, wo sie in den vergangenen dreieinhalb Jahren umgesetzt wurden, spiegele sich dies in einer „anhaltenden positiven Leistungsentwicklung“. Das betreffe vor allem den Standort Soltau, so der Geschäftsführer mit Blick auf die dort ausgebaute Kardiologie. wu