Aus der Redaktion: „Sagen, was ist“

Von Jörg Jung

In der Mittwochausgabe hat sich die Böhme-Zeitung mit der bis dato unbekannten Tätigkeit der Unternehmensberatung Roland Berger im Heidekreis-Klinikum (HKK) befasst. Das hat der HKK-Betriebsratschef Rainer Oberüber zum Anlass genommen, der BZ in einem offenen Brief folgende Fragen zu stellen: „Ist es Ihr Ziel, die Bevölkerung des Heidekreises zu verunsichern und dem Klinikum fernzuhalten? Ist Ihnen bewusst, dass Sie die qualitativ gute Gesundheitsversorgung der Bevölkerung damit aufs Spiel setzen? Haben Sie daran gedacht, dass Sie durch solche negativen Artikel die Arbeitsplätze unserer 1200 engagierten MitarbeiterInnen gefährden? Ist es langfristig Ihre Absicht, mit negativer Presse das Klinikum zu schädigen?“ Da sich in der letzten Frage die anderen wiederfinden, brauche ich nur auf diese zu antworten: Es ist selbstverständlich nicht unsere Absicht, das Klinikum zu schädigen.

Das kann auch gar nicht Aufgabe einer Zeitung sein. Interessant an dem offenen Brief des Betriebsrats sind weniger die nicht zielführenden Fragen, als das, was darin nicht zu lesen ist: nämlich dass die BZ-Berichterstattung fehlerhaft sei. Ein solcher Vorwurf fehlt. Oberüber möchte einfach nicht, dass über das HKK in einer in seinen Augen negativen Form berichtet wird. Nur verkennt er dabei, dass wir nicht für das HKK schreiben, sondern für unsere Leserinnen und Leser über das HKK – getreu dem Leitspruch des legendären Spiegel-Gründers Rudolf Augstein: „Sagen, was ist.“ Aber auch wir haben Fragen – und zwar an Oberüber:

Ist der Betriebsrat über den Umfang der Tätigkeit und die Honorierung von Roland Berger von der HKK-Geschäftsführung informiert worden?

Falls ja: Hat der Betriebsrat die Tätigkeit von Roland Berger begrüßt und die Honorarsumme von über eine Million Euro in dem stark defizitären Krankenhaus für angemessen gehalten?

Falls ja: Hat der Betriebsrat die Belegschaft über die Tätigkeit und die Honorierung umfassend informiert?

Hat sich der Betriebsrat einmal bei der Bevölkerung und den Unternehmen des Heidekreises dafür bedankt, dass sie über ihre Steuerzahlungen an die Gemeinden und diese über die Kreisumlage an den Landkreis seit Jahren mit vielen Millionen Euro, die für andere öffentliche Aufgaben fehlen, das HKK klaglos mitfinanzieren? Wir sprechen hier allein im kommenden Jahr über mehr als fünf Millionen Euro – eine Selbstverständlichkeit in den Augen Oberübers?

Jörg Jung