Zentralisierung gerade noch gestoppt
Soltau. Helge Röbbert glaubt seinen Ohren nicht zu trauen: Der Heidekreis will die Schuleingangsuntersuchungen für die künftigen Abc-Schützen zentralisieren – und zwar in Walsrode. Das Angebot in Soltau soll ab 2017 wegfallen. Für den Soltauer Bürgermeister undenkbar – und nicht akzeptabel. Gewusst hatte Röbbert davon nicht. Erst der Anruf der Böhme-Zeitung am gestrigen Freitagmorgen weist ihn auf den Plan hin. Er wird sofort aktiv. Mit Erfolg: Das Klinikum will die Soltauer Untersuchungen aufrechterhalten, das Vorhaben wird gestoppt. „Die Zentralisierung ist politisch nicht durchsetzbar“, bewertet Röbbert.
Klinikchef Dr. Christof Kugler bestätigt das: „Wir haben einen neuen Weg gefunden und gucken, dass die Untersuchungen in Soltau bleiben. Das sieht ganz gut aus.“ Der Landkreis wollte die Zentralisierung sozusagen nebenbei von der Politik feststellen lassen – zusammen mit der Verlängerung des Vertrags, nach dem das Klinikum die Schuleingangsuntersuchungen vornimmt. Die Vertragsverlängerung über die Schuleingangsuntersuchungen ist Thema beim Kreistagsausschuss für Soziales und Gesundheit am 21. November. Vorgesehen ist, dass der Fach- und später der Kreisausschuss der Vertragsverlängerung für 2017 bis 2019 zustimmen. Eine eigene Diskussion und ein spezieller Beschluss über die Zentralisierung war dabei aber nicht vorgesehen, nur die Information, dass die Untersuchungen „aufgrund einer angespannten Personalsituation ausschließlich am Standort Walsrode“ vorgesehen sind.
Der Kreis hatte die Aufgabe der Schuleingangsuntersuchungen 2009 an das Heidekreis-Klinikum (HKK) übertragen – im Zuge der Zusammenlegung der beiden Gesundheitsämter in Walsrode mit Auflösung der Soltauer Dependance. Seitdem werden die angehenden Grundschüler von Kinderärzten des Klinikums in Soltau und Walsrode untersucht. 1300 bis 1400 künftige Grundschüler werden untersucht Nun steht die nächste Vertragsverlängerung an. Für die Untersuchung soll das HKK jährlich 78 000 Euro erhalten, das wurde auch in den vergangenen beiden Jahren gezahlt. Jedes Jahr werden zwischen
1300 und 1400 angehende Grundschüler untersucht
Das HKK bezeichnet in einem Schreiben an den Landkreis die Zentralisierung als alternativlos. Die Kinderklinik wäre bei Durchführung von Schuluntersuchungen auch in Soltau „nahezu handlungsunfähig“, Notfälle und geburtsbegleitenden Tätigkeiten könnten nicht mehr vorgehalten, die Kinderklinik müsste bei der Rettungsleitstelle über Monate abgemeldet werden. Die originäre Aufgabe der Klinik, die stationäre Versorgung der Neugeborenen, Kinder und Jugendlichen, würde nicht mehr erfüllt. wu
Infobox: Vom Gewicht bis zum Zahlenverständnis
Die künftigen Grundschüler werden in Niedersachsen untersucht, um gesundheitliche und entwicklungsbezogene Beeinträchtigungen frühzeitig zu erkennen. Das Gesundheitsamt lädt die schulpflichtigen Kinder schriftlich zur Schuleingangsuntersuchung ein. Die Untersuchung gliedert sich in zwei Teile: Im ersten dokumentiert der sozialmedizinische Assistent die kindliche Vorgeschichte, kontrolliert das Vorsorgeheft und den Impfpass, führt einen Hör- und Sehtest durch und misst die Körpergröße sowie das Gewicht des Kindes. Im zweiten untersucht der Schularzt vor allem die sprachlichen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten, das Zahlen- und Mengenverständnis und das Verhalten. Sollte ein Förderbedarf festgestellt werden, erhalten die Eltern Empfehlungen und weiterführende Informationen. wu