Kommentar: Schritt nach vorn
Von Andres Wulfes
Erneut eine Umstrukturierung, erneut eine Abteilungsverlagerung: Das Heidekreis-Klinikum kommt nicht zur Ruhe – und das ist diesmal auch gut so. Denn das Unternehmen geht die aktuellen Vorgaben der Gesundheitspolitik aktiv an – und das Ganze nicht im kleinen Kreis im Hinterzimmer, sondern transparent, mit umfassender und frühzeitiger Information. Politik und Bürger werden breit eingebunden. Es zeigt: Der neue Geschäftsführer verfolgt einen anderen Stil, das Unternehmen hat aus dem Informationsdesaster und den Protesten von vor fünf Jahren gelernt.
Das Konzept selbst ist eine logische Weiterentwicklung der bisherigen Maßnahmen. Für das defizitäre Unternehmen kann es ein Schritt nach vorn sein. Denn klar ist: Angesichts der Entwicklungen im Gesundheitswesen und der politischen Vorgaben geht es nicht ohne Veränderungen. Der Trend zu immer größeren, spezialisierteren Einheiten hält an, ebenso zu ambulanten Behandlungen. Das mag man beklagen, ändern wird das nichts daran. Und wer diesen Trend nicht aktiv gestaltet, dem werden die Bedingungen irgendwann diktiert. Das bedeutet, dass nicht an jedem Standort alle medizinischen Möglichkeiten vorhanden sein können. Und: Sicher, mit dem Konzept „verliert“ Soltau eine Abteilung. Die neue Hüfte wird künftig in Walsrode eingesetzt. Aber dafür sind Angebote wie Herzinfarkt- und Schlaganfallbehandlung möglich, die es vor Jahren nur weit außerhalb des Heidekreises gab.
Doch nicht nur medizinisch müssen die Häuser überzeugen, das Image und die Optik müssen stimmen, damit die potenziellen Patienten auch kommen. Umso wichtiger ist die umfassende Modernisierung. Das mag Kosmetik sein – aber wer nicht gerade nach einem Notfall „zwangsweise“ eingeliefert wird, entscheidet sich bewusst für oder gegen ein Krankenhaus. Dabei spielen medizinische Gründe ein Rolle, aber eben auch die Frage, ob man in Ein- oder Zweibettzimmern liegt oder den Vierbettzimmern mit Dusche für alle auf dem Gang.