„Richten den Blick nur auf das Medizinische“
vo Soltau. Vor eineinhalb Jahren als Geschäftsführer angetreten, hat Dr. Christof Kugler seitdem mehrere Baustellen – reale und im medizinischen Bereich – aufgemacht, um das in Schieflage geratene Heidekreis-Klinikum (HKK) mit seinen Häusern in Soltau und Walsrode auf Kurs zu bringen. Warum jetzt eine weitere große, wie sie die Kooperation mit dem Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Celle sowie dem Herz- und Gefäßzentrum (HGZ) Bad Bevensen ohne Zweifel darstellt? Weil er darin die beste Möglichkeit sieht, die Gesundheitsversorgung in kommunaler Hand auf hohem Niveau sicherzustellen und sich gegen die Konkurrenz privater Krankenhausketten zu behaupten, die sich gern nur das Beste herauspickten.
Versorgung sichern
„Kräfte bündeln, Kompetenz teilen, Wissen vereinen“ – diese drei Schlagworte stehen über der Ende 2014 beschlossenen Kooperationsvereinbarung. Ziel ist es nach Darstellung der Beteiligten, die standortnahe medizinische Versorgung in der Region langfristig zu sichern und auszubauen. Medizinische Kompetenzen an den einzelnen Standorten sollen gebündelt und den Patienten für eine bestmögliche Versorgung zur Verfügung gestellt werden. Dazu braucht es vor allem eines: Vertrauen. Schließlich setzt man sich mit potenziellen Mitbewerbern ins Boot. „Die Chemie stimmt“, versichern die drei Klinikchefs unisono. Sonst hätten sie es gar nicht angefangen.
Die unterschiedlichen Strukturen ergänzten sich: Das AKH Celle mit seinen 1861 Mitarbeitern und 648 Betten gilt als Maximal-, das HKK mit 1100 Mitarbeitern und 435 Betten als Haus der Grund- und Regelversorgung. Das HGZ (610 Mitarbeiter/150 Betten) bringt die besondere fachliche Expertise auf dem Gebiet der Herz- und Gefäßerkrankungen mit ein. Als einen wesentlichen Vorteil der Zusammenarbeit nennt Kugler die sich daraus ergebende Steuerungsmöglichkeit. Der Patient – „er muss sich um nichts kümmern“ – werde, wenn man ihm selbst nicht mehr weiterhelfen könne, an einen Partner mit dem passenden Angebot zur weiteren Behandlung überwiesen, „und wir bekommen ihn nach der Operation zurück“ – sobald der Zustand den Rücktransport zulässt.
„Wir sehen uns nicht als Portalklinik, sondern als Teil einer Wertschöpfungskette.“ Davon profitierten neben den Patienten auch deren Angehörigen mit kurzen Anfahrtswegen. Expertenteams arbeiten interdisziplinär und standortübergreifend zusammen. Als sichtbares Ergebnis der Zusammenarbeitnennt Kugler die Sprechstunde, die ein Celler Gefäßchirurg vor Ort im HKK anbietet. Was mit der Zusammenarbeit nicht angestrebt wird, sagen die Partner deutlich: „Wir wollen hier nicht an der Kostenschraube drehen.“ Kein Personalabbau. Eher im Gegenteil: Die Zusammenarbeit im größeren Rahmen eröffnet die Chance der medizinischen Personalgewinnung und Ausbildung. Denn qualifiziertes Personal ist immer schwerer zu rekrutieren.
Erste Konzeptbausteine
„Auch wir können nicht alles anbieten“, räumt AKH-Vorstand Stephan Judick ein. „Wir praktizieren es bereits neun Monate erfolgreich“, spricht Kugler von positiven Erfahrungen bei der Umsetzung der ersten Konzeptbausteine. Als nächste nennt er die Bereiche Perinatalmedizin, Radiologie und Schlaganfallbehandlung. Bei einer derart engen Zusammenarbeit liegt der Gedanke an ein Zusammenwachsen nahe. Doch diese Einschätzung weisen die Krankenhauschefs von sich: „Wir richten den Blick nur auf das Medizinische. Die einzelnen Klinikträger bleiben auch im Rahmen der Kooperation selbstständig.“