Mehr als medizinische Versorgung

vo Walsrode. Für Stammgäste des vom CDU-Kreisverband und der Kreistagsfraktion ausgerichteten Sommerempfangs war die über dem Rednerpult in der rustikalen Scheune des Hünzinger Forellenhofs als Unterstützung für den Hauptredner angebrachte Leinwand ungewohnt. Dr. Christof Kugler, der Geschäftsführer des Heidekreis-Klinikums (HKK) referierte über „Das Heidekreisklinikum – Sicherung der medizinischen Versorgung und Wirtschaftsfaktor im Heidekreis“ und untermalte seinen Vortrag mit vielen Zahlen und Aussagen.

"Wir wollen und müssen uns behaupten im Spannungsfeld zwischen den Oberzentren Hamburg, Hannover und Bremen“, hatte eingangs Hermann Norden, der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion bei der Begrüßung als Co-Gastgeber betont. Dabei komme dem Gesundheitsangebot eine herausragende Bedeutung zu – nicht nur als wesentlichem Bestandteil der täglichen Daseinsvorsorge, sondern auch als Ansiedlungs- und damit Wirtschaftsfaktor. Das sicherzustellen, dafür sei Kugler der richtige Mann, zeigte sich Norden von den Fähigkeiten des „schwäbischen Frankfurters“ überzeugt. Seit eineinhalb Jahren ist Kugler für das HKK mit den Häusern in Soltau und Walsrode verantwortlich, zunächst für die mit einem Managementvertrag ausgestattete Jomec-Gesellschaft und seit dem 1. Juli als „direkter Geschäftsführer“.

Am Beispiel seiner eigenen Entwicklung „vom klassischen Arzt zum Geschäftsführer“ machte Kugler die Veränderungen im Gesundheitsbereich deutlich. Er habe in den 1980er-Jahren noch das Ende des goldenen Zeitalters der Kostendeckung im Gesundheitswesen miterlebt. Danach sei es Wachstumsmarkt gewesen, „heute spricht man von der Gesundheitswirtschaft“, einem Bereich mit 315 Milliarden Euro Umsatz in allen Bereichen und bundesweit 6,2 Millionen Beschäftigten – ein großer Markt, der aber seine Tücken hat. Das Volumen der im Heidekreis in Anspruch genommenen stationären Versorgungsleistungen bezifferte er mit 100 Millionen Euro, von denen würden aber lediglich 40 Prozent zum HKK fließen. „Da haben wir noch einiges aufzuholen.“

Nachwuchs gewinnen

Anhand frisch von der Kassenärztlichen Vereinigung bezogener Zahlen machte Kugler einen anderen Problemaspekt deutlich: Das Durchschnittsalter der 67 im Heidekreis niedergelassenen Hausärzte betrage derzeit 58,5 Jahre. „Das bedeutet, in fünf Jahren haben wir tatsächlich ein Problem“, wenn es nicht gelinge, qualifizierten ärztlichen Nachwuchs in die Region holen. „Dazu brauchen wir anerkannt gute Krankenhäuser.“

Vernetzung, Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten und gemeinsame Nutzung von Ressourcen und Einrichtungen, waren einige Stichworte des Vortrags. Außerdem Zusammenarbeit mit anderen Krankenhäusern, Verbünde schließen, mit dem Ziel, ein Abwandern der Patienten und Abfließen von Geldern in andere Regionen zu vermeiden. Da fährt das HKK mittlerweile zweigleisig. Neben der seit längerem praktizierten Zusammenarbeit im Rahmen des Elbe-Heide-Krankenhausverbunds gebe es seit Kurzem eine enge Kooperation mit dem Allgemeinen Krankenhaus Celle und dem Herzzentrum Bad Bevensen. Dadurch sei es möglich, bis auf wenige Ausnahmen das gesamte medizinische Spektrum vor Ort anzubieten. Auch wenn, wie der Geschäftsführer einräumte, medizinisch ein Haus ausreichen würde, bekannte sich Kugler aus wirtschaftlicher Sicht zu der jetzigen Struktur, zwei Krankenhäuser mit unterschiedlicher Ausrichtung.

Was sich der Heidekreis auf keinen Fall leisten könne und dürfe seien Doppelstrukturen, machte Kugler deutlich: „Wir sind froh, dass wir eine durchgehende medizinische Behandlung bieten können.“ Nach dem Schlusswort des HKK-Chefs war das Thema nicht zu den Akten gelegt – im Gegenteil. CDU-Kreisvorsitzender Gerd Engel sah die Veranstaltung als thematischen Startschuss für die Vorbereitung auf den nächsten Urnengang. Denn die medizinische und ärztliche Versorgung im Heidekreis, ihre Sicherung und Möglichkeiten der Verbesserung wird nach seiner Überzeugung eines der zentralen Themen des Kommunalwahlkampfes 2016 sein. „Und das werden wir weiter verfolgen.“

HKK-Geschäftsführer Dr. Christof Kugler (3. von links) mit den CDU-Gastgebern (von links):  Vorsitzender der Kreistagsfraktion Hermann Norden, Bundestagsabgeordneter Reinhard Grindel, die Landtagsabgeordneten Gudrun Pieper und Lutz Winkelmann und Kr…

HKK-Geschäftsführer Dr. Christof Kugler (3. von links) mit den CDU-Gastgebern (von links): Vorsitzender der Kreistagsfraktion Hermann Norden, Bundestagsabgeordneter Reinhard Grindel, die Landtagsabgeordneten Gudrun Pieper und Lutz Winkelmann und Kreisvorsitzender Gerd Engel. Foto: vo

Reinhard Vorwerk