Kommentar: Gewinn für Soltau
Von Andres Wulfes
Geburten in Soltau – das schien noch vor wenigen Monaten längst Geschichte zu sein. Lange hatten die Menschen um „ihre Geburtsstation“ gekämpft – und doch verloren. Ein tiefer Riss durch den Kreis war die Folge. Doch nun gibt es eine neue Chance. Statt der bisherigen Akteure haben sich Dr. Christof Kugler und Wolfgang Cassebaum zusammengesetzt – beide vom Streit bisher unbelastet. Und sie haben eine pragmatische Lösung gefunden, für die Geburten, vor allem aber auch, um die künftige medizinische Versorgung im Nordkreis zu sichern. Klar dabei ist: Allein kann das Heidekreis-Klinikum die Entwicklung nicht stemmen, steckt das Unternehmen doch in tiefroten Zahlen. Umso wichtiger ist die Zusammenarbeit mit der Ansiedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft, die die Stadt Soltau ja gerade für ihre strategische Entwicklung ins Leben gerufen hatte.
Die Entbindungsmöglichkeiten sind dabei nur ein erster Schritt. Dieser Bereich ist wichtig – für die Menschen, aber auch für das Image einer Stadt wie Soltau, die auf Wachstumskurs und auf solche Standortfaktoren angewiesen ist, auch wenn die neue Lösung keine vollausgestattete Geburtsklinik beinhaltet, sondern eher eine „Entbindungsstation light“ ist. Noch wichtiger aber sind die weiteren Pläne, das Gesundheitszentrum. Angebunden ans Krankenhaus, werden so ambulanter und stationärer Bereich verzahnt – und die ärztliche Versorgung nicht nur für Soltau, sondern für den Nordkreis gesichert.
Denn die Zahl der Praxen sinkt, ein Generationswechsel steht an – und den „guten alten Hausarzt“ mit seiner Einzelpraxis gibt es kaum noch, erst recht nicht als Modell für die Zukunft. Immer seltener sind Wohnung und Praxis des Mediziners an einer Stelle, immer stärker geht der Trend zu Gemeinschaftspraxen, immer öfter wünschen sich Ärzte auch in einer Praxis Teilzeitmodelle und feste, geregelte Arbeitszeiten. Die Kooperation kann da eine Chance sein – und ein Gewinn für Soltau. Denn die Frage nach der medizinischen Versorgung auf dem Lande entscheidet auch die Zukunft des ländlichen Raums mit.