Gesundheitszentrum Soltau an Klinik geplant

wu Soltau. Zum Schluss wird Hermann Norden geradezu pathetisch. Die große Geste kann sich der Aufsichtsratsvorsitzende des Heidekreis-Klinikums nicht verkneifen: Er dreht sich leicht nach rechts, dann greift er die Hand des Soltauer Bürgermeisters Wilhelm Ruhkopf. „Dankeschön für die Zusammenarbeit“, sagt er und unterstreicht dies mit einem kräftigen Händedruck. Denn die Kooperation zwischen dem Klinikum und der stadteigenen Ansiedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (AWS) – sie gehe „in die richtige Richtung“. Ein Gewinn für beide eben. Ruhkopf, Aufsichtsratschef der AWS, kann da nur bestätigend nicken. Denn auch für ihn ist diese Kooperation ein wichtiger Schritt, um die medizinische Versorgung in Soltau und für den Nordkreis auf Dauer zu sichern.

Ein Schritt ist das Geburtshaus, das ab 2015 wieder Geburten in Soltau ermöglicht. Aber dabei handelt es sich nur um einen Mosaikstein der künftigen Zusammenarbeit, wie die Geschäftsführer Dr. Christof Kugler (Klinik) und Wolfgang Cassebaum (AWS) betonen. Vielmehr beinhaltet die Kooperation das, was Cassebaum im November zum 20-jährigen Bestehen der AWS als eine Perspektive der Stadtentwicklung skizziert hat: den Ausbau des Gesundheitszentrums Soltau.

Nicht einfach laufen lassen

Dabei geht es darum, Facharztpraxen, aber auf Dauer auch die hausärztliche Versorgung zu sichern. Damit müsse man frühzeitig anfangen: „Wir können die Dinge nicht einfach laufen lassen, sondern müssen immer fünf bis zehn Jahre vorausschauen“, sagt Cassebaum. Kugler nickt. „Die Strategie ist auf sieben Jahre angelegt“, sagt er. Dabei soll die AWS als Projektentwickler fungieren, verantwortlich für alles sein, was mit Bau und Entwicklung zu tun hat. Die AWS hat für ein Gesundheitszentrum Soltau bereits Räume für verschiedene Arztpraxen auf dem früheren Kasernengelände geschaffen – nur einen Steinwurf vom Krankenhaus entfernt. Diese Konzen¿tration von medizinischen Leistungen soll am Krankenhaus fortgesetzt werden.

Denn diese Zentralisierung ist nach Worten Cassebaums für Mediziner von Interesse – „wir haben laufend Nachfragen“ –, aber auch für Patienten, die alle Leistungen an einem Ort finden. Hinzu kommt: So soll eine Verzahnung von ambulanten und stationären Leistungen erreicht werden. „Der Trend zu ambulanten Leistungen hält an, darauf muss auch die Klinik reagieren“, ergänzt Norden. So soll die medizinische Grundversorgung im Nordkreis gesichert, gleichzeitig durch die Verflechtung im Gesundheitszentrum ein positives Image auch des Krankenhauses erreicht werden. „Wir hoffen, dass die Soltauer das Krankenhaus wieder mehr akzeptieren, als das nach der Umstrukturierung der Fall ist“, sagt Ruhkopf. Bereits zum 1. Januar 2015 soll das Geburtshaus an den Start gehen. Eine Gruppe von Hebammen soll dort Entbindungsmöglichkeiten bieten, vor allem aber die Vor- und Nachsorge der Schwangeren.

30 bis 50 Geburten

Nach Worten Kuglers erblicken niedersachsenweit pro Jahr etwa 700 Kinder außerhalb von Kliniken, vor allem in solchen Geburtshäusern, das Licht der Welt. Man rechne in einem Geburtshaus mit etwa 30 bis 50 Geburten im Jahr. „Wir wären stolz, wenn wir das erreichen könnten.“ Auch wenn es eben keine eigene Klinik ist – „das ist ein ganz sicherer Geburtsvorgang“, betont Kugler. Und durch die Anbindung an die Klinik könnten bei Bedarf die Ärzte der Geburtsklinik Walsrode angefordert werden und auch in Soltau einen Kaiserschnitt durchführen.

Das Geburtshaus soll seinen Sitz im Erdgeschoss des Krankenhauses haben, in den früheren Räumen der Kinderklinik. 1800 Quadratmeter stehen dort zur Verfügung, die für rund 300 000 Euro umgebaut werden. 500 Quadratmeter davon umfasst das Geburtshaus, außerdem soll dort das medizinische Versorgungszentrum, also die ambulanten Praxen der Klinik, einziehen. Es hat derzeit sein Domizil im 4. Stock, die Räume übernimmt die neue kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik.

Über die Kooperation freuen sich die Aufsichtsratsvorsitzenden (von links) Wilhelm Ruhkopf und Hermann Norden sowie die Geschäftsführer Dr. Christof Kugler und Wolfgang Cassebaum. Foto: wu

Über die Kooperation freuen sich die Aufsichtsratsvorsitzenden (von links) Wilhelm Ruhkopf und Hermann Norden sowie die Geschäftsführer Dr. Christof Kugler und Wolfgang Cassebaum. Foto: wu

Andres Wulfes