Klinik: Noch keine Trendwende, aber erste Erfolge
wu Soltau. Sie versprühen Geschlossenheit – und Zuversicht: Die Turbulenzen um das Heidekreis-Klinikum sollen nach dem Willen der neuen Aufsichtsratsmitglieder Vergangenheit sein, stattdessen wollen sie mit aller Kraft nach vorn sehen und die Krankenhäuser „zu Leuchttürmen machen“. Das betonten der neue Aufsichtsratsvorsitzende Hermann Norden (CDU/Bomlitz) und sein Stellvertreter Sebastian Zinke (SPD/Bomlitz) nach der konstituierenden Sitzung. Das kreiseigene Heidekreis-Klinikum umfasst die beiden Krankenhäuser Soltau und Walsrode mit zusammen rund 450 Betten und etwa 1100 Beschäftigten auf 670 Vollzeitstellen.
Norden ist auch Chef der CDU-Kreistagsfraktion und Sprecher der Mehrheitsgruppe aus CDU, Grünen und UWG. Er wurde nach Klinikangaben einstimmig gewählt und ist damit Nachfolger von Dr. Karl-Ludwig von Danwitz. „Die Wahl ist nur eine Formalie, die man nicht so hoch aufhängen soll“, meinte der Bomlitzer. „Das ist eine Verpflichtung, die ich gern übernommen habe – und die den ganzen Menschen fordern wird.“ Dabei setze er auf „eine hohe Ebene der Zusammenarbeit“ zwischen den Aufsichtsratsmitgliedern, den Mitarbeitern, der Geschäftsführung und dem Landkreis als Gesellschafter. „Da passt kein Blatt Papier dazwischen“, verdeutlichte er den Schulterschluss, mit dem die beiden Häuser „in die Zukunft geführt werden“. Landrat Ostermann bestätigte das: „Wir wollen gemeinsam an Lösungen arbeiten, niemand wird einen Keil zwischen uns treiben können.“
Weitere Mitglieder
Außer mit Norden und Zinke ist der Aufsichtsrat mit Ostermann, den Christdemokraten von Danwitz (Schneverdingen), Mathias Ernst (Soltau) und Oliver Schulze (Walsrode), mit Dietrich Wiedemann (Grüne/Soltau) sowie den Sozialdemokraten Karin Fedderke (Bad Fallingbostel) und Dieter Möhrmann (Schneverdingen) besetzt, die alle dem Kreistag angehören. Die drei Sitze im Aufsichtsrat, die aus der Mitte der Arbeitnehmer durch Urwahl vergeben wurden, sind mit dem Arzt Oliver Schwarz, der Krankenschwester Petra Hieckmann und dem Betriebsratsvorsitzenden Rainer Oberüber besetzt. Im Heidekreis-Klinikum steht nun die Umstrukturierung an – mit der Bildung von Zen¿tren und der Konzentration von Abteilungen an einem Standort. Das „adäquat zu begleiten“ sei jetzt die große Aufgabe des Aufsichtsrats, der sich dazu alle vier Wochen treffe, sagte Norden. „Wir wollen das Signal senden: Wir stehen hinter dem Prozess und wollen ihn umsetzen.“
Dazu habe es bereits „vielversprechende Gespräche“ mit den leitenden Ärzten gegeben, zehn Arbeitsgruppen in den Kliniken befassen sich mit den Details. Auch sonst soll Kommunikation eine große Rolle spielen, auch, um überregional Patienten in die Häuser zu holen. „Wir haben sehr turbulente Zeiten hinter uns“, stellte auch Ostermann fest. „Jetzt gilt es, den Blick nach vorn zu richten.“ Alle müssten an der Umstrukturierung mitarbeiten, um „die schweren Zeiten hinter uns zu lassen“, auch der Landkreis sei dabei gefordert. Ostermann zeigte sich nach der ersten Aufsichtsratssitzung optimistisch: „Alle haben gesagt, dass wir für die Zukunft der beiden Klinik-Standorte gemeinsam zusammenarbeiten wollen.“ Der Eindruck, dass gegeneinander gearbeitet werde, dürfe nicht wieder entstehen.
Stattdessen gelte es, gemeinsam den Kreistagsbeschluss umzusetzen – „das wird schwierig genug“ – und Ruhe einkehren zu lassen. Erste Erfolge gebe es: „Die Fallzahlen zeigen, dass das Vertrauen der Bevölkerung wieder wächst.“ „Die Leute haben Vertrauen ins Haus“, betonte auch Zinke. „Jetzt müssen wir den Leuchtturm zum Leuchten bringen“, forderte er eine schnelle Umsetzung der Umstrukturierung. Geschäftsführer Peter Lehmann bestätigte den positiven Eindruck vorsichtig. Noch Anfang November hatte die Geschäftsführung Alarm geschlagen, weil das Heidekreis-Klinikum tief in den roten Zahlen steckt. Damals war von einem Verlust von 4 Millionen Euro für 2011 die Rede.
„Erfreuliche Steigerungen“
In Euro und Cent mochte Lehmann die positive Entwicklung nicht beziffern. Es seien aber „erfreuliche Steigerungen“ in der Bauchchirurgie mit dem neuen Chefarzt Dr. Carsten Nix festzustellen. „Wir sind auf einem guten Weg.“ „Das heißt nicht, dass wir jetzt schon von einer Kehrtwende sprechen“, schränkte Lehmann ein. Aber im Gutachten zur Umstrukturierung sei eine positive Entwicklung dargestellt, „und genauso entwickelt es sich“. Eine der nächsten Schritte in Sachen Umstrukturierung soll Anfang 2012 die Frage der Kinderklinik sein. Sie wird in Walsrode konzentriert, nach dem Kreistagsbeschluss soll aber auch in Soltau eine stationäre Versorgung von Kindern möglich sein. Die SPD hatte bei ihrer Klausurtagung allerdings auf arbeitsrechtliche Probleme hingewiesen: Ärzten würde die Zeit in der Böhmestadt nicht für ihre Weiterbildung angerechnet.
Die Umsetzungsfragen müsse eine Arbeitsgruppe klären, sagte Lehmann. Norden betonte, dass der Beschluss mit der Kinderklinik-Dependance Soltau unverändert Arbeitsauftrag sei: „Der Wille ist da. Dass es nicht leicht sein wird, wissen wir. Wir müssen sehen, wieweit wir kommen.“