Kinderklinik: „Das ist eine absolute Sauerei“
wu Soltau. Im ersten Moment fehlen ihm vor Ärger fast die Worte – doch dann wird Bernd Ingendahl umso deutlicher. „Ich fühle mich verar...“, bewertet er den Vorstoß im Aufsichtsrat des Heidekreis-Klinikums, den Kompromiss in Sachen Soltauer Kinderklinik offenbar wieder zu kippen. Damit steht die Abteilung erneut zur Disposition. „Das ist eine absolute Sauerei“, schimpft Ingendahl, der die Lösung im Spätsommer als einer der Vertretungsberechtigten für das Bürgerbegehren mit ausgehandelt hatte. Er ist enttäuscht und verärgert. Rückblickend wirke die Diskussion um den Kompromiss wie ein abgekartetes Spiel – um die Menschen zunächst ruhig zu halten, kritisiert Ingendahl.
Denn nach dem Ursprungsbeschluss des Kreistags sollte die Kinderklinik in Walsrode konzentriert werden, die Proteste und das Bürgerbegehren führten zum Einlenken – und dem neuen Beschluss, dem Plan „C plus“, eine „unselbstständige Kinderabteilung“ mit vier Betten in Soltau einzurichten. Doch scheitert das offenbar am Fachärztemangel. Wie die Zukunft der stationären medizinischen Versorgung von Kindern in Soltau aussehen soll, will der Aufsichtsrat am heutigen Mittwoch bei einem Pressegespräch erläutern. Der Kreistag soll am 31. Januar entscheiden. Besonders in Soltau sind Ärger und Enttäuschung groß. Von „Wortbruch“ und von „Verrat an dem Kompromiss“ spricht Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf. „Damit werden die zunächst mehr als 20 000 und später noch einmal 12 500 Unterschriften des Bürgerbegehrens mit Füßen getreten.“
Wirklich überrascht ist er aber nicht, dass „C plus“ nicht zustandekommt. „Ich habe mit nichts anderem gerechnet und dem Kompromiss sehr skeptisch gegenübergestanden.“ Denn die Frage nach den nötigen Ärzten habe schon im Sommer im Raum gestanden. Es wäre ehrlicher gewesen, wenn die Kreistagspolitiker das bereits vor der Kommunalwahl deutlich gesagt hätten. „Politik wird so immer unglaubwürdiger“, sagt Ruhkopf. Da dürfe man sich dann über Wahlmüdigkeit nicht beklagen. Bereits im November hatte SPD-Kreistagsfraktionschef Dieter Möhrmann es als fraglich eingestuft, dass die Soltauer Lösung verwirklicht werde – anders als die CDU. „Ich habe leider Recht gehabt, aber angesichts der Situation muss es einen neuen Kreistagsbeschluss geben“, fordert er heute.