Auch noch Einschnitte in der Geburtshilfe
wu Soltau. Ärztemangel und zu hohe Kosten lassen die vorgesehene „unselbstständige Kinderstation“ am Soltauer Krankenhaus des Heidekreis-Klinikums scheitern. Es soll aber eine stationäre medizinische Versorgung von Kindern in der Böhmestadt geben. Diese bereits erwartete Entwicklung erläuterte Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden am gestrigen Mittwoch. Doch das hat auch massive Auswirkungen auf andere Bereiche der Klinik, wie Norden gemeinsam mit Geschäftsführer Norbert Jurczyk erläuterte. So sind deutliche Einschränkungen bei der Geburtshilfe in Soltau zu erwarten. Für die werdenden Eltern steht dann in vielen Fällen nur das Walsroder Haus des Klinikums zur Verfügung.
Der Grund liegt in dem Fehlen der Nacht- und Wochenendversorgung durch Kinderärzte. In der Geburtsklinik Soltau sind damit zwar unverändert „normale Entbindungen ab der 36. Schwangerschaftswoche“ möglich. Alle andere Geburten aber nicht mehr: Sogenannte Risikoschwangerschaften dürfen nur noch im Heidekreis-Klinikum Walsrode entbinden. Dazu zählen nach Worten Jurczyks beispielsweise Kaiserschnittentbindungen – wobei Notfall-Kaiserschnitte aber in Soltau möglich sind –, Entbindungen mit zu erwartenden Komplikationen und Mehrlingsgeburten. „Und alles vor der 36. Schwangerschaftswoche ist nicht mehr möglich.“ Nach dem Kreistagsbeschluss vom September sollte bei der Umstrukturierung des Heidekreis-Klinikums die Lösung „C plus“ zum Tragen kommen. Um ein Bürgerbegehren abzuwenden, kam es zu dem Kompromiss mit der „unselbstständigen Kinderabteilung“ mit vier Betten in Soltau und einer ärztlichen Versorgung rund um die Uhr. Doch am Ärztemangel und rechtlichen Voraussetzungen scheitert das, wie Norden und Jurczyk erläuterten.
Die im Bereitschaftsdienst tätigen Assistenzärzte erhalten diese Zeiten nicht auf ihre Weiterbildungszeit angerechnet. Das habe die Ärztekammer klargestellt, sagte der Geschäftsführer. „Eine solche Situation ist für die Mitarbeiter nicht zumutbar und kann angesichts der bestehenden Arbeitsverträge nicht verlangt werden“, erläuterte Jurczyk. Eine Sicherstellung durch Honorärzte sei angesichts der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens nicht zu verantworten. Das zöge Zusatzkosten von jährlich bis zu 350 000 Euro nach sich – zusätzlich zu den für die „plus“-Variante schon veranschlagten 380 000 Euro im Jahr. Das sei bei den Kompromissverhandlungen nicht absehbar gewesen: „Die Gutachter haben uns gesagt, das geht, und darauf haben wir uns verlassen“, sagte Norden.
Der Aufsichtsratschef betonte aber, dass diese Entwicklung nicht das Aus einer stationären Versorgung von Kindern in Soltau bedeute. Der Soltauer Chefarzt Dr. Michael Abend soll im Rahmen seiner ambulanten Tätigkeit – unter anderem als Lungenfachmann – weiterhin tagsüber in Soltau ansprechbar sein. Erhalten bleibt die kinderärztliche Betreuung mit den vorgesehenen vier Betten, die von Pflegekräften im chirurgischen Bereich pflegerisch betreut werden. Doch damit diese neue Variante zum Tragen kommen kann, muss der Kreistag seinen bisherigen Beschluss ändern. Das soll am 31. Januar passieren. Dann soll der Aufsichtsrat nach Worten Nordens „mehr Handlungsfreiheit an dieser Stelle“ erhalten – und aus dem „bisherigen Korsett“ entlassen werden. Der Aufsichtsrat soll ermächtigt werden, „alle notwendigen Entscheidungen zu treffen, um möglichst viel kinderärztliche Versorgung zu erhalten“, so der Aufsichtsratschef.