Celler Krankenhaus nimmt Soltauer Frühchen auf

wu Soltau/Celle. Zart und zerbrechlich liegt er im Wärmebettchen, gerade einmal so groß wie eine mittelgroße Babypuppe – nur eine Handvoll Leben ist der kleine Junge, zwei Monate zu früh geboren. Zusammen mit seiner Zwillingsschwester ist er am Mittwoch von Soltau nach Celle verlegt worden, in das Allgemeine Krankenhaus (AKH). Geboren wurden die gerade einmal 1250 und 1350 Gramm schweren Frühchen im Heidekreis-Klinikum Soltau, doch die Kinderabteilung gibt es nicht mehr: Die Finkelstein-Kinderklinik ist am gestrigen Donnerstag nach Walsrode umgezogen. Die Zahl der Kinderkliniken in Niedersachsen hat sich damit auf 29 verringert.

Im Rahmen der Umstrukturierung wird die Kinderheilkunde des Heidekreis-Klinikums in der Lönsstadt konzentriert – ein Schritt, der im Vorfeld zu heftigen Protesten geführt hatte. Chefarzt Dr. Michael Abend sieht darin allerdings auch eine Chance und Herausforderung. Das AHK hat daher die Zwillinge übernommen – die ersten Frühchen, die aus dem Heidekreis nach Celle kommen. Doch Professor Dr. Martin Kirschstein, Chefarzt der AKH-Kinderklinik, kann sich eine weitere Zusammenarbeit gut vorstellen – als Ergänzung, nicht als Konkurrenz, wie der Mediziner betont. Denn Celle ist als sogenanntes Level-1-Zentrum anerkannt und damit spezialisiert auf Frühgeborene noch unter 1250 Gramm. Das Krankenhaus Walsrode strebt die folgende Stufe zur Frühgeborenversorgung, den Level 2, für Frühchen ab 1250 Gramm, an.

Der Wunsch von Kirschstein und seines Gynäkologie-Kollegen Dr. Michael Berghorn ist eine enge Zusammenarbeit in der Südheide, eine Kooperation der Kliniken. Zwischen dem AKH und dem Uelzener Krankenhaus gibt es das bereits, ähnliches könnte sich Kirschstein auch mit dem Heidekreis-Klinikum vorstellen. „Wir bieten unsere Hilfe an“, sagt der Chefarzt, dem eine flächendeckende Versorgung für Schwangere und Kinder wichtig ist. „Wir stehen jederzeit zur Verfügung“, sagt Berghorn. Dass die Soltauer Kinderklinik nun geschlossen ist und auch die Frauenklinik in der Böhmestadt vor dem Aus steht, bedauert Kirschstein. „Das ist eine Fehlplanung der Politik“, sagt der Mediziner, der auch Vorsitzender der Vereinigung leitender Kinderärzte und Kinderchirurgen in Niedersachen ist. Vielleicht gebe es landesweit Kinderkliniken, die verzichtbar wären – Soltau jedenfalls hätte nicht dazugehört.

Die Celler Chefärzte Professor Dr. Martin Kirschstein (Kinderklinik/rechts) und Dr. Michael Berghorn (Gynäkologie) versorgen mit Krankenschwester Birgit Ziebell ein Frühchen. Foto: wu

Die Celler Chefärzte Professor Dr. Martin Kirschstein (Kinderklinik/rechts) und Dr. Michael Berghorn (Gynäkologie) versorgen mit Krankenschwester Birgit Ziebell ein Frühchen. Foto: wu

Andres Wulfes