„Wir sind keine Sterbebegleiter“

wu Soltau. Mit Operationen kennt sich Dr. Jens Peukert aus: Als gelernter Chirurg weiß er, wo er sein Skalpell ansetzen muss. Doch beim „Patienten Heidekreis-Klinikum“ sind weniger seine Fähigkeiten als Arzt, als vielmehr sein Können als Wirtschaftsingenieur gefragt. Denn mit seinem Team soll der Vorstandsvorsitzende der Hamburger Unternehmensberatung Lohfert & Lohfert das kreiseigene Unternehmen wieder „auf Kurs bringen“ – und für schwarze Zahlen sorgen. Derzeit weisen die Krankenhäuser in Soltau und Walsrode kräftige Verluste auf. Peukert sieht die Situation aber gelassen. Das Heidekreis-Klinikum sei kein Einzelfall, sagt er. „Das Problem des Überlebens haben viele. Krankenhäusern geht es speziell in Deutschland nicht gut“, sagt er. 60 Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreuen die Lohfert-Mitarbeiter nach seinen Worten derzeit. Die Situation ähnele sich.

Beim Heidekreis-Klinikum sieht Peukert eine „wirtschaftliche Delle“ – auch eine Folge der begonnenen Umstrukturierung, die aber unumkehrbar sei. Dadurch sänken zeitweise die Fallzahlen, während die Fixkosten blieben. Doch das sei zu beheben. So gibt es für ihn auf die Frage, ob das Heidekreis-Klinikum zu retten ist, nur ein klares Ja. „Wir sind nicht hier, um Sterbebegleitung zu machen“, verdeutlicht er. Eine Liquidierung sei ebensowenig Ziel wie eine Privatisierung.

Maßnahmen optimieren

„Wachsen oder Weichen“ – diese Devise gilt nach Einschätzung Peukerts auch für das Heidekreis-Klinikum. Die Berater haben bisher Daten und Fakten gesammelt. Aus diesem Bild wollen sie in den nächsten zwei Monaten ein Konzept erstellen, mit verschiedenen Szenarien. Variante 1 zeige auf, wie die Umstrukturierungsmaßnahmen optimiert werden könnten, um den bestmöglichen wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. „Ob es dafür reicht, weiß ich nicht.“ Wenn herauskomme, „dass so kein wirtschaftlicher Betrieb möglich ist“, wollen die Berater die nötigen Änderungen für zumindest eine „schwarze Null“ aufzeigen. Daraus wollen sie Szenario 3 entwickeln. Darin seien Vorschläge enthalten, was nötig sei, um das Heidekreis-Klinikum mit einer Rendite von fünf bis acht Prozent zu betreiben. Bei dieser Rendite gehe es um eine Wirtschaftlichkeit, die zukunftsgerichtete Investitionen sicherstelle.

Auf einen „Kahlschlag“ beim Personal – 60 Prozent der Kosten – wollen die Berater nicht setzen. Peukert favorisiert hohe Fallzahlen. Das biete die Chance auf Qualität und ökonomischen Erfolg. Auch künftig müssten neue Leistungsfelder her. „Beide Häuser müssen in der Summe wachsen. Das geht nur über zusätzliche Leistungen.“ Wenn es bei zwei Krankenhäusern bleiben soll, „muss uns noch das eine oder andere einfallen zum Leistungsspektrum. Rein mit den jetzigen Leistungen gibt es ein Problem.“

Andres Wulfes