Kommentar: Zurück bleibt ein Scherbenhaufen

Von Andres Wulfes

Vor zwei Wochen war die Welt noch – halbwegs – in Ordnung. Da gab Aufsichtsratschef Hermann Norden geradezu eine Bestandsgarantie für die Soltauer Frauenklinik ab. „Wir wären ja dämlich, wenn wir Gynäkologie und Geburtshilfe nicht in beiden Häusern vorhielten – das ist doch die Eingangstür zum Klinikum“, sagte er. Und nun: Alles aus und vorbei. Die „Eingangstür“ wird verschlossen. Gerade einen Tag nach Nordens Ankündigung haben die Unternehmensberater diese Empfehlung gegeben – und Norden will davon nicht gewusst, noch nicht einmal geahnt haben? Aber vielleicht sagt er sich ja auch: „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an.“

Sicher, so ganz überraschend kommt dieser Schritt nicht. Der Weggang von Ärzten ist bekannt, und dass die finanzielle Situation des Gesamtklinikums nicht berauschend ist, pfeifen die Spatzen schon länger von den Dächern. Doch für Soltau ist die Schließung der Geburtshilfe ein weitere herber Verlust – und für das gesamte Klinikum, für die Außenwirkung des Unternehmens, bitter. Schließlich müssen die Häuser nicht nur medizinisch überzeugen, um am Markt zu bestehen, auch das Image muss stimmen, damit die Patienten kommen. Dafür sind aber klare Signale und Ruhe nötig. Doch die jetzigen Vorgänge, die große Unruhe, führen kaum zu einer positiven Außenwahrnehmung. Im Gegenteil: Ein bisschen wirkt der Schritt wie Salamitaktik: Da wird entgegen ursprünglicher Zusagen erst die Kinderklinik geschlossen, nun kommt die Gynäkologie an die Reihe, die Anästhesie wird eingeschränkt – und dann? Welche Abteilung ist die nächste, die verlagert wird?

Denn klar ist: Es gibt gerade betriebswirtschaftlich noch mehr Baustellen, wie Lohfert & Lohfert deutlich macht. Einiges ist sicher der allgemeinen Situation im Gesundheitswesen geschuldet, anderes sind klare Managementfehler. Da drängt sich schnell der Eindruck aus, dass es sich bei dem Frauenklinik-Aus nur um den Anfang vom Ende des Soltauer Krankenhauses handelt. Und zurück bleibt ein großer Scherbenhaufen.

Andres Wulfes