Deutliche Verluste in Frauenklinik

wu Soltau. Jahrelang hat die Soltauer Gynäkologie Geld in die Kasse des Heidekreis-Klinikums gespült, nun ist sie zum klaren Verlustbringer geworden. Ursachen: ein massiver Leistungsabfall und die personelle Situation. Zu diesem Schluss kommen die Unternehmensberater Lohfert & Lohfert in ihrer bisher nichtöffentlichen Stellungnahme zur Kreistagssitzung am heutigen Freitag. Bis Jahresende prognostizieren sie eine Unterdeckung von 620 000 Euro beim ärztlichen Dienst. In dem Papier, das der Böhme-Zeitung vorliegt, sehen sie daher keine Alternative zum Aus der Frauenklinik am Soltauer Krankenhaus – und damit auch der Geburtshilfe, in der im vergangenen Jahr rund 550 Mädchen und Jungen das Licht der Welt erblickt haben.

Doch die Diskussion um die Umstrukturierung des Heidekreis-Klinikums, um die Zukunft der Frauenklinik und der Rausschmiss des damaligen Gynäkologie-Chefarztes Dr. Wolfram Franz haben ihr Spuren hinterlassen. So haben die Lohfert-Mitarbeiter für die ersten 5 Monate 2012 einen Einbruch von 27,5 Prozent der Abrechnungsfälle errechnet – mit der Tendenz einer weiteren Verschlechterung: Die Monate April und Mai weisen Leistungsabfälle von 40 Prozent auf.

Pessimistische Einschätzung

Hochgerechnet bis Jahresende stünden dem Klinikum nochmal 1,1 Millionen Euro weniger an Gesamterlösen aus dem Bereich der Frauenheilkunde zur Verfügung. „Auf Basis des derzeitigen Leistungsspektrums, der öffentlichen Wahrnehmung im Einzugsgebiet sowie der schwierigen personellen Situation sehen wir auch keinen Anlass für einen baldigen Trendwechsel“, so die pessimistische Einschätzung von Lohfert. Rechnerisch nötig wäre aber nahezu eine Verdoppelung der Fälle von 2011. Die Berater weisen darauf hin, dass nach dem Chefarzt auch die drei Oberärzte gekündigt haben. Angesichts der Arbeitsmarktsituation werde man als Ersatz vermutlich auf Honorarkräfte zurückgreifen – mit entsprechenden hohen Kosten.

Das Aus der Frauenklinik kann nach dem Lohfert-Vorschlag weitere Konsequenzen haben – die sich wirtschaftlich positiv auswirkten. So können danach die Kapazitäten im Operationsbereich auf zwei Säle reduziert und freie Räume für den Herzkatheter genutzt werden. Statt bisher drei wären nur zwei OP-Teams nötig. Auch in der Anästhesie, der Narkose- und Notfallmedizin, könne in Soltau gespart werden. Der aktuelle 24-Stunden-Dienst werde „fast ausschließlich“ für die Entbindungsbereitschaft benötigt. Dafür seien Honorarkräfte nötig, die jährlich rund 1 Million Euro kosteten. Ohne Frauenklinik seien Dienstmodelle in Kooperation mit der inneren Medizin denkbar, die eine Versorgung der Intensivstation gewährleistet, auf anästhesiologische Honorarärzte aber verzichtet.

Andres Wulfes