Soltauer Geburtshilfe steht vor dem Aus
wu Soltau. Für die Unternehmensberater ist die Lage eindeutig und ohne Alternative: Angesichts der finanziellen und personellen Situation des Heidekreis-Klinikums ist das Aus der Soltauer Geburtshilfe und Gynäkologie „faktisch kaum noch aufzuhalten“. Zu diesem Fazit kommen die Mitarbeiter von Lohfert & Lohfert in ihrer bisher nichtöffentlichen Stellungnahme zur Soltauer Frauenklinik, die der BZ vorliegt – und sehen dabei gleich Konsequenzen für andere Bereiche wie den Operationssektor, die zu Einsparungen führten. Der Kreistag beschäftigt sich am heutigen Freitag mit dem „Weisungsbeschluss Strukturveränderung Heidekreis-Klinikum“, der die massiven Einschränkungen für das Soltauer Krankenhaus zur Folge haben könnte. Denn wenn das Kreisparlament die Beraterauffassung teilt, sind Geburten in Soltau nicht mehr möglich. Das Ja scheint aber sehr wahrscheinlich: Der Kreisausschuss hat dem nach BZ-Informationen in seiner nichtöffentlicher Sitzung am gestrigen Donnerstag mit breiter Mehrheit zugestimmt. Der Landkreis ist einziger Gesellschafter des
Heidekreis-Klinikums, das die beiden Krankenhäuser Soltau und Walsrode mit zusammen rund 450 Betten und etwa 1100 Beschäftigten umfasst. Nach dem bevorstehenden Umzug der Kinderklinik wäre die Gynäkologie die zweite Abteilung, die entgegen ursprünglicher Zusagen in Walsrode konzentriert würde. Doch diese bisherigen Beschlüsse zur Umstrukturierung sind nach Ansicht von Lohfert & Lohfert überholt. Die Hamburger Unternehmensberater sollen, so ihr Auftrag, den „wirtschaftlichen Betrieb sicherstellen und konsolidieren“. Das Klinikum befindet sich in einer schwierige finanziellen Lage: Es verzeichnete im vergangenen Jahr Millionenverluste, die Rede ist offiziell von voraussichtlich rund fünf Millionen Euro Verlust 2011. Hinzu kommen die erforderlichen Investitionen für die Zentrenbildung im Klinikum.
„Wir sind mit der Entwicklung äußerst unzufrieden“, sagte SPD-Fraktionschef Dieter Möhrmann. „Wir werden die Lohfert-Empfehlung aber nicht in Frage stellen können.“ Allerdings reiche das nicht: Es gebe einen „ganzen Strauß von Baustellen“, der angegangen werden müsse, sagte Möhrmann mit Blick auf die betriebswirtschaftliche Situation. Die Sozialdemokraten erwarteten entsprechende Hinweise der Berater. Aufsichtsratsvorsitzender und CDU-Fraktionschef Hermann Norden war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.