Gynäkologie-Chef sitzt in Walsrode
wu Soltau. Auf der Klinikseite taucht sein Name nicht mehr auf, dort ist die Chefarztstelle für die Gynäkologie und Geburtshilfe am Soltauer Heidekreis-Klinikum verwaist. Als ärztlicher Direktor des Soltauer Krankenhauses wird er noch geführt. Doch auch das ist nicht mehr aktuell: Dr. Wolfram Franz hat das Heidekreis-Klinikum verlassen. Der Aufsichtsrat des kreiseigenen Unternehmens hat dem Vergleich vor dem Arbeitsgericht Celle zugestimmt, wie Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden auf Anfrage erläuterte. Damit ist die Kündigung des Mediziners rechtswirksam. Das bedeutet für die Abteilung in Soltau einige deutliche Veränderungen. Denn eine Neubesetzung der Stelle soll es nicht geben, wie Norden bestätigte. Stattdessen soll der Chefarzt künftig in Walsrode sitzen – und die beiden Gynäkologie-Stationen in Soltau und Walsrode leiten.
Dieses Modell, eine Leitung für beide Standorte, „ist insgesamt die Strategie“, sagte Norden. Das gelte, wenn möglich, auch für andere Abteilungen. Denn das entspreche dem „Hantelmodell“, dem Bild des Klinikums als „ein Haus mit zwei Türen“. Derzeit werden Gynäkologie und Geburtshilfe in Soltau kommissarisch von Oberarzt Rüdiger Martensen geleitet. Wer künftig in Soltau das Sagen hat, ist aber noch offen. Das Unternehmen hat dazu die Stelle eines „leitenden Oberarztes für die Gynäkologe und Geburtshilfe, Schwerpunkt Gynäkologie“ ausgeschrieben. Dazu wird laut Anzeige eine „fachlich und menschlich kompetente Persönlichkeit“ gesucht. „Ziel sei so eine personelle Verstärkung des Teams, sagte Aufsichtsratschef Norden. „Die Stelle soll sobald wie möglich besetzt werden.“
Grund für den Rausschmiss von Franz war der Streit um die Umstrukturierung des Heidekreis-Klinikums. Die Geschäftsführung warf dem Mediziner in der Kündigung Dienstpflichtverletzungen, unwahre Behauptungen, geschäftsschädigendes Verhalten und die Nichteinhaltung von Verschwiegenheitspflichten vor. Franz, seit 15 Jahren im Klinikum tätig, stellte das in Abrede.
Zu viel Kritik
Der Arzt gilt als einer der schärfsten internen Kritiker der Pläne zur Umstrukturierung des Heidekreis-Klinikums mit den Krankenhäusern Soltau und Walsrode. Der Streit eskalierte, als eine E-Mail von Franz bekannt wurde, in dem er kritisch Stellung zu den veränderten Zielbildern der Umstrukturierung genommen hatte und Geschäftsführer Norbert Jurczyk vorwarf, „von vornherein den Wortbruch gewollt“ zu haben. Außerdem warnt Franz darin vor einer Insolvenz des Unternehmens und weist auf die Knochenchirurgien hin, die 2011 Verluste von zuammen 3,7 Millionen Euro verursacht hätten.
Gegen die Kündigung, die zum 30. September wirksam werde sollte, setzte sich Franz zur Wehr. Vor dem Arbeitsgericht einigten sich beide Parteien auf einen Vergleich. Danach endete das Arbeitsverhältnis von Franz zum 30. April „einvernehmlich auf Veranlassung des Arbeitgebers wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Klinikstruktur“. Das Unternehmen zahlt Franz dafür das Gehalt bis September und ein halbes Monatsgehalt je Beschäftigungsjahr, insgesamt 222 000 Euro.