Risikogeburten nur noch in Walsrode

wu Soltau. Ob ihn das Gutachten zur Kinderklinik überrascht hat? Einen Moment lang schweigt Hermann Norden. „Nein“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende des Heidekreis-Klinikums mit fester Stimme. Er habe nichts anderes erwartet. Und nachdem klar gewesen sei, dass die stationäre Versorgung von Kindern am Standort Soltau aus medizinischen und finanziellen Gründen nicht möglich sei, „gab es auch keine Frage, einen Beschluss weiter hinauszuschieben“. Doch Norden spricht ohnehin nicht so gern von einem Aus in Soltau, sondern betont die Chancen, die Leistungsfähigkeit beider Häuser Soltau und Walsrode zu stärken.

Auch Geschäftsführer Peter Lehmann überraschen die Feststellungen von Gutachter Professor Dr. Oliver Rentzsch nicht. Lehmann sieht die jahrelange Diskussion um die Kinderklinik Soltau damit als beendet an: „Die Beschlusslage ist abschließend.“ Noch bestehe die Station, im Frühsommer aber werde die Kinderklinik in Walsrode konzen¿triert. Doch das hat weitreichende Auswirkungen, wie Gutachter Rentzsch erläutert. Denn ohne Kinderärzte im Haus sind Einschränkungen bei der Geburtshilfe in Soltau zu erwarten. „Nicht mehr möglich am Krankenhaus Soltau sind Risikoentbindungen mit absehbarer Kaiserschnittentbindung.“ Dafür sei das Krankenhaus Walsrode Anlaufpunkt, das zum sogenannten Perinatalzentrum Level 2 wird. Dort werden Schwangerschaften mit zu erwartenden Komplikationen und absehbarem Kaiserschnitt versorgt, ferner Frühgeburten ab der 32. Woche. Treten nach der Geburt Komplikationen bei den Säuglingen auf, sollen Mutter und Kind ebenfalls nach Walsrode verlegt werden.

In der Geburtsklinik Soltau sind unverändert normale Entbindungen ab der 36. Schwangerschaftswoche möglich. Geplante Kaiserschnittentbindungen soll es an bestimmten Tagen ebenfalls geben, außerdem Notfälle auch mit Kaiserschnitt. Ferner sind Vorsorgeuntersuchungen bei Neugeborenen an bis zu drei Tagen pro Woche und die pädiatrische Begleitung von Geburten an denselben Tagen vorgesehen. Damit werde die Klinik laut Rentzsch rund 90 Prozent aller Schwangerschaften versorgen. Rentzsch sieht diese Aufteilung positiv: „Eine klare Struktur mit einer wohnortnahen Geburtsklinik Soltau und einem Perinatalzentrum in Walsrode unter einer geburtshilflichen Leitung ist in der Klarheit und Transparenz für die Patientensteuerung und -präferenz eher positiv zu beurteilen.“ Dazu fordert der Gutachter eine enge Kooperation der beiden Standorte.

Andres Wulfes