Nun doch: Klinik wirft Chefarzt Dr. Franz raus
Soltau. Ein unscheinbarer Briefumschlag war es, den Dr. Wolfram Franz gestern bei sich im Briefkasten fand. Zugestellt vom Briefdienst, wie eine Werbesendung oder Einladung. Doch das Schreiben hat es in sich: Darin teilt das Heidekreis-Klinikum dem Chefarzt von Gynäkologie und Geburtshilfe sowie ärztlichem Direktor des Soltauer Krankenhauses die Kündigung mit. An seinen Arbeitsplatz soll der Mediziner, der sich bis Donnerstag im Resturlaub befindet, gar nicht erst zurückkehren.
Die Kündigung soll zum 30. September wirksam werden. Das Unternehmen hat ihm seinen Jahresurlaub genehmigt, „den ich gar nicht beantragt habe“, danach wird er freigestellt. Eine Begründung enthält die Kündigung laut Franz nicht, aber „Dank für die Arbeit“. Franz, seit 15 Jahren im Klinikum tätig, will das nicht kampflos hinnehmen. „Mein Anwalt wird Kündigungsschutzklage einreichen“, rechnet der 62-Jährige mit einem Arbeitsgerichtsprozess. Überrascht sei er aber nicht: „Ich habe das erwartet, das wird seinen Weg gehen. Mir tut es nur leid um die schöne Abteilung, die damit zerstört wird, um die einsatzfreudigen und zuverlässigen Mitarbeiter.“
Der Chefarzt gilt als einer der schärfsten internen Kritiker der Pläne zur Umstrukturierung des Heidekreis-Klinikums mit den Krankenhäusern Soltau und Walsrode. Der Streit eskalierte, als eine E-Mail von Franz bekannt wurde, in dem er kritisch Stellung zu den geänderten Zielbildern der Umstrukturierung nimmt und Geschäftsführer Norbert Jurczyk vorwirft, „von vornherein den Wortbruch gewollt“ zu haben. Diese interne E-Mail gelangte zunächst in die gesamte SPD-Kreistagsfraktion und wurde dann vom Vize-Aufsichtsratsvorsitzenden Sebastian Zinke auch an Jurczyk weitergeleitet.
Die Klinikführung hatte zunächst eine Auflösung des Vertrags angestrebt. Dazu kam es nicht. Stattdessen wurde Franz am gestrigen Dienstag gekündigt. Eine Stellungnahme der Geschäftsführung oder des Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann Norden waren gestern bis Redaktionsschluss nicht zu erhalten. Vize Zinke betonte, er nehme zu Personalangelegenheiten keine Stellung.