Ist jetzt die Geburtshilfe in Soltau in Gefahr?
Soltau. Die Kommentare auf den Internetseiten sind eindeutig. „Kindergarten“ und „Armutszeugnis“ sind noch die harmloseren Umschreibungen für die Aufregung, die der geplante Rausschmiss von Dr. Wolfram Franz hervorruft. Allein eine Facebook-Unterstützungsgruppe für den Gynäkologie-Chefarzt am Soltauer Heidekreis-Klinikum hat 640 Mitglieder, „und es werden stündlich mehr“, sagt Initiator Thomas Burkhardt-Schöne. „Das Thema brennt unter den Nägeln“.
Frauen um Hanneke Voges (Bispingen) planen für Sonnabend um 16 Uhr eine Demonstration an der Klinik. Groß ist die Angst, dass nach dem Weggang die ganze Geburtshilfe in Soltau zur Disposition steht. Franz selbst jedenfalls befürchtet genau das. „Die Abteilung ist in akuter Gefahr“, so seine Einschätzung. „Und ich meine, genau das ist auch gewollt.“ Denn wenn er dauerhaft fehle, seien „zehn Nachtdienste im Monat nicht mehr besetzt“, erläutert Franz. „Die Abteilung ist dann nicht mehr zu halten.“
Derzeit würden die nächtlichen Bereitschaftdienste gleichmäßig auf Chefarzt- und die beiden Oberarztstellen aufgeteilt. Die Klinikführung sieht die Geburtshilfe dagegen nicht in Gefahr. Geschäftsführer Peter Lehmann weist darauf hin, dass Oberarzt Rüdiger Martensen die Abteilung als Vertreter leite. Die Frage der Bereitschaftsdienste „ist zu regeln“. Für Lehmann ist klar: „Das Leben geht weiter“, auch nach einem Weggang von Franz. „Die Abteilung ist derzeit nicht gefährdet und wird unverändert in vollem Umfang fortgeführt.“
Auch Oberarzt möglich
Ähnlich sieht das auch Hermann Norden. „Die Stelle wird so schnell wie möglich adäquat nachbesetzt“, kündigt der Aufsichtsratsvorsitzende an. Das könne aber auch mit einem weiteren Oberarzt sein, weil künftig nur noch ein Chefarzt die Gynäkologien Soltau und Walsrode gemeinsam führt. Auch der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Karl Vorwerk ist überzeugt, dass „die Abteilung nicht dichtgemacht wird. Es gibt sicher eine Nachfolgebesetzung.“
Er weiß allerdings, dass die Unruhe auch unter den Mitarbeitern groß ist. „Das alles tut dem Haus nicht gut.“ Mitarbeiter, die aus Angst vor Repressalien anonym bleiben wollen, bestätigen die Unsicherheit. „Wir sind sehr betroffen“, heißt es zur Kündigung von Franz. Die Stimmung schwanke zwischen „traurig und wütend“. Hinzu komme die Sorge, dass die Geburtshilfe nicht mehr lange bestehen bleibe.