Hartmannbund verurteilt Maulkorb für Dr. Franz
Soltau. Der Vorsitzende des niedersächsischen Ärzteverbands Hartmannbund, Dr. Bernd Lücke, hat die Versuche, arbeitsrechtliche Schritte gegen Dr. Wolfram Franz einzuleiten, scharf verurteilt. Franz ist Chefarzt am Heidekreis-Klinikum Soltau. Ihm droht im Zusammenhang mit der Diskussion um die Umstrukturierung des Krankenhauses die Kündigung. Alternativ strebt das Krankenhaus einen Auflösungsvertrag mit ihm an. Lücke betonte, dass der ärztliche Direktor neben dem Verwaltungsleiter eine hohe Mitverantwortung für die Funktionsfähigkeit und Existenz eines Hauses trage. Um diese zu erhalten, habe Franz sich hilfesuchend an die Politik gewandt.
Wie aus Zeitungsberichten hervorgehe, erwirtschafteten die Heidekreis-Kliniken allein 2011 vier Millionen Euro Verlust, wobei der Verlust zwischenzeitlich wohl eher auf acht Millionen Euro angewachsen sei – „bei einem Betriebskapital von zirka 4,5 Millionen Euro eine bankrottähnliche Situation“. Die Kinderklinik Soltau sei bereits geschlossen beziehungsweise zu einer Vier-Betten-Abteilung umgewandelt worden. Der Weiterbetrieb sei nur für weitere zwölf Monate gewährleistet. Ohne Kinderklinik sei insbesondere die Geburtsabteilung nicht konkurrenzfähig, wie auch die Rückläufigkeit der Geburten in Soltau beweise, während zum Beispiel in Hannover an der Medizinischen Hochschule die Zahl der Geburten stark gestiegen sei. „Laut Zeitungsberichten sollen in Soltau zukünftig keine Mehrlingsgeburten, Kaiserschnitte und Geburten vor dem Termin möglich sein“, sagte Lücke. „Es wird somit ein Zustand geschaffen, der letztendlich zur Schließung auch der Geburtenabteilung führen wird. Dass Dr. Franz für seine Abteilung kämpft und zwar mit allen Mitteln, ist nicht nur verständlich, sondern auch seine Pflicht.“
Dem ärztlichen Direktor einen Maulkorb zu verpassen, sei eine Entgleisung, die nicht hingenommen werden könne. Über Ärzte nach Gutsherrenmanier zu regieren und sie zu Hampelmännern in Weiß zu degradieren, werde das Image des Hauses schädigen und die Bevölkerung veranlassen, andere Häuser aufzusuchen.