Steht in Soltau noch mehr auf der Kippe?

Soltau. Der Kreistagsabgeordnete Sven Köster (Die Linke) sieht durch das drohende Aus der Kinderklinik in Soltau über die unmittelbaren Folgen hinausgehende Konsequenzen. Menschen, die mit dem Gedanken spielen, in Soltau eine Familie zu gründen, könnten durch diese Negativ-Entwicklung davon abgebracht werden. Schon jetzt sei die Prognose für die Region bis 2030 nicht besonders rosig. So schätze die Bertelsmann Stiftung die Bevölkerungsentwicklung in den kommenden Jahren auf minus 7,2 Prozent ein. Das Wegfallen einer umfangreichen Gesundheitsversorgung sei dabei noch nicht eingerechnet.

Köster kritisiert, dass die Bürger nach und nach auf Errungenschaften verzichten müssten, zum Beispiel kostenlos Bücher auszuleihen oder kostengünstige Kindergärten zu nutzen. Selbst Feuerwehrfahrzeuge würden mittlerweile von den Feuerwehrleuten selbst angeschafft – wie zuletzt in Behringen. Schlimmer sei noch, dass die vielen Unterschriften, die besorgte Bürger bezüglich des Klinikums geleistet haben, ignoriert würden.

Im vergangenen Jahr habe das Heidekreis-Klinikum ein Minus von vier Millionen Euro eingefahren. Man müsse sich fragen, ob zukünftig nicht mehr auf der Kippe steht. Allein in Bayern – dem Vorzeige-Bundesland – seien seit 1998 30 Kliniken geschlossen worden – fast immer nach dem gleichen Muster: Zunächst würden Kinderstationen geschlossen, wenig später dann das ganze Klinikum. Überdurchschnittlich habe es Städte mit einer Einwohnerzahl um die 20 000 Einwohner getroffen. Das Krankenhaussterben werde weitergehen.

Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) habe vergangenes Jahr prognostiziert, dass mindestens 200 weitere Kliniken deutschlandweit vor dem Aus stehen. Die Linke fordert eine 100-prozentige Rekommunalisierung. Zudem sollten die Verantwortlichen das Geld von Bund und Ländern einfordern, das den Kommunen zusteht.

Böhme-Zeitung