Kreissitz gegen Klinik?
Soltau. Etwas sarkastisch klingt es am BZ-Telefon: „Vielleicht haben sie sich ja geeinigt, den Kreissitz doch nach Soltau zu geben – im Austausch gegen das Krankenhaus.“ Doch hinter diesem Satz stecken ganz reale Befürchtungen eines Lesers. Er hat vor allem Angst, dass nach der Kinderklinik möglicherweise das gesamte Klinikum in Soltau in Frage gestellt wird: „Dann haben wir hier Zustände wie in Mecklenburg-Vorpommern. Dann besteht die Lüneburger Heide doch nur noch aus Biogasanlagen und Maisanbau.“ Es sei doch keine Politik, wenn einerseits darauf gedrängt werde, die Leute auf dem Land zu halten, andererseits sich dann vor Ort die Umstände so weit verschlechterten, dass „man gleich in die Stadt ziehen kann“.
Ihm jedenfalls, so der BZ-Leser, komme es so vor, als sei die jetzige Entwicklung von langer Hand geplant. Mit diesem Hintergrund fordert er die Politiker – vor allem der CDU – auf, doch ehrlich zu sein, Nägel mit Köpfen zu machen und nicht erst, wie jetzt, nach der Wahl die wirklichen Zahlen zu nennen. Auch im Internet auf der Facebook-Seite der Böhme-Zeitung wird gemutmaßt, dass viele der Fakten bekannt gewesen seien, mit diesem Wissen ein fauler Kompromiss ausgehandelt worden sei: „Hier wird Soltau vorgeführt vom Feinsten“, so ein Nutzer. Es werde getrickst, bis das Ergebnis passe: „Die Herren sollten alle den Koffer packen, wenn sie so wenig Weitsicht haben.“
Und zum Bürgerbegehren: Zigtausend Stimmen gab es, und die seien im Müll. Andere diskutieren über die Qualität des Krankenhausangebots: Dort schlage sich nieder, was seit Jahren gesagt werde: „Die Soltauer schimpfen über das Soltauer Krankenhaus, die Rotenburger über ihr Krankenhaus“, stellt eine Nutzerin klar. Gelobt wird dort vor allem die Geburtshilfe. Allerdings fragen sich einige, wohin sie fahren sollen, wenn das Kind dann schnell Hilfe braucht. Ein weiterer Nutzer schildert auf der Internetseite, dass die bisherige medizinische Versorgung vor Ort ein Hauptgrund für ihn und seine Familien gewesen sei, in Soltau ein Haus zu bauen. Und er hat auch eine Frage an die Verantwortlichen: Haben diejenigen, die das zu verantworten haben, Kinder? Er vermutet weiter, dass das meiste Geld halt bei den Alten sitze, womit das Kind – insbesondere von sozial Schwachen – wieder den „Kürzeren“ ziehe. „Und die Herren von da oben sollen mal versuchen, uns glauben zu machen, dass diese Entscheidung nicht schon von Anfang an stand weiter so“, schreibt ein weiterer Facebook-Nutzer.
Und an anderer Stelle heißt es: „Erst die Wahlen, dann die Wahrheit, und in Walsrode lachen die sich kaputt über die ach so dummen Soltauer.“ Ein weiteres Fazit: Und das alles, nachdem so ein Aufriss gemacht worden sei. Da fühle man sich doch ganz schön verschaukelt. Inzwischen haben Internetnutzer auf Facebook eine offene Gruppe eröffnet. Sie heißt: „Pro Kinderklinik Soltau“.