Kommentar: Alles für das Gemeinwohl

Von Jörg Jung

Man sollte sich da nichts vormachen: Wenn die Kinderabteilung aus dem Heidekreis-Klinikum in Soltau abgezogen wird, wird es dort über kurz oder lang auch keine Gynäkologie und Geburtshilfe mehr geben. Zwar sehen der vom Landkreis beschlossene Plan C als auch Plan D vor, dass das Krankenhaus, das die Kinderabteilung verliert, Gynäkologie und Geburtshilfe behält – das jedoch nur aus Akzeptanzgründen. Schließlich heißt es in dem Gutachten zu der ebenfalls untersuchten Variante, in der die Abteilungen an einem einzigen Standort konzentriert werden: „Hoher Widerstand in der Öffentlichkeit, aber mittel- bis langfristig betriebswirtschaftlich beste Lösung bei rückläufigen Fallzahlen. Fachabteilungsgröße und Geburtszahlen machen eine Umsetzung zum jetzigen Zeitpunkt nicht zwingend notwendig.“

„Zum jetzigen Zeitpunkt“ heißt nichts anderes als: dann eben später. Genau das wird das Ziel der CDU sein. Sie wird versuchen, die Abteilungen in Walsrode zu konzentrieren – spätestens dann, wenn die Geburtenzahl in Soltau unter 500 liegt. Schließlich brüstet sie sich auf ihrer Internetseite, mit Vorschlag C „dem vernünftigsten, dem wirtschaftlichsten und dem medizinisch-strategisch besten Vorschlag zum Erfolg“ verholfen zu haben – was ja aus Unionssicht insofern den Schönheitsfehler aufweist, dass es noch an beiden Standorten die Gynäkologie und die Geburtshilfe gibt.

Doch dürfte dies nur aufgeschoben sein. Denn wenn die CDU den Widerstand vor allem im Altkreis Soltau mit einem möglichen Bürgerbegehren gegen Plan C erfolgreich überstehen sollte, hält sie in zwei oder drei Jahren auch nichts davon ab, die Klinik in Soltau endgültig zu schleifen, sofern sie dafür eine Mehrheit hat. Schließlich werden sich die aufmüpfigen Soltauer von einem Misserfolg der aktuellen Kampagne nicht so schnell erholen. Und die Union wird erneut unbeirrt verkünden, dem „Gesamtinteresse zum Erfolg“ verholfen zu haben. Was wollte man ihr auch anderes unterstellen?

Jörg Jung