Große Zustimmung zum Klinik-Kompromiss
wu Soltau. „Das ist ein großer Erfolg. Die Kinderklinik in Soltau bleibt erhalten – das ist das, wofür wir auf den Marktplatz gegangen sind.“ Volker Wrigge war fast euphorisch: Der Kompromiss in Sachen Heidekreis-Klinikum stimmt den Soltauer ebenso wie seine Mitstreiter von der Initiative Bürgerbegehren zufrieden. Auch ansonsten ist die Zustimmung groß, bei der Stadt Soltau ebenso wie bei Kreistagspolitikern. Noch ist die neue Lösung allerdings nicht in „trockenen Tüchern“: Die Bürgerbegehren-Initiative hat sie zwar gebilligt, es fehlt aber noch das Plazet der Kreistagsfraktionen – und abschließend des Kreistags. Das Parlament soll die Entscheidung am 2. September treffen.
Damit könnte der Bürgerentscheid überflüssig werden, mit dem die Initiative den Kreistagsbeschluss zur Klinik-Umstrukturierung „korrigieren“ wollte. Danach sollte die Kinderstation in Walsrode konzentriert und in Soltau geschlossen werden. Dagegen gab es heftige Proteste, die Initiative hat rund 12 500 Unterschriften gesammelt. „Ohne die Unterschriften hätte sich die Gegenseite nicht bewegt“, ist Bernd Ingendahl von der Initiative überzeugt. „Wir hätten sicher gern mehr gehabt – aber mehr ist nicht drin.“ Und jetzt nicht auf den Kompromiss einzugehen, sondern den Bürgerentscheid zu erzwingen, hätte keiner verstanden.
Unselbstständige Abteilung
Basis für die neue Lösung war eine Alternative, die die CDU Soltau und die Kreis-CDU ausgehandelt hatten. Der nun vorliegende Kompromiss sieht zwar vor, dass Standort der Kinderklinik Walsrode wird. Soltau erhält aber eine „unselbstständige Kinderabteilung“ als Teil einer standortübergreifenden Abteilung. Außerdem ist in der Böhmestadt eine 24-Stunden-Präsenz eines pädiatrischen Dienstarztes vorgesehen, möglich auch als Bereitschaftsdienst. Der Arzt der Kinderklinik muss in spätestens zehn Minuten im Kreißsaal und in der Neugeborenenstation sein, im Hintergrund muss ein Facharzt für Pädiatrie jederzeit erreichbar sein. Früh- und Neugeborenen werden durch Kinderkrankenpfleger betreut.
„Wichtig ist, dass wir nicht nur ein Türschild oder einen Platzhalter haben, sondern eine qualifizierte, umfassende medizinische Versorgung“, sagte Mathias Ernst, Sprecher der Initiative. Diese Kinderstation werde wesentlich dazu beitragen, dass auch Gynäkologie und Geburtshilfe in Soltau dauerhaft erfolgreich arbeiten können. Die Kosten für diese neue Lösung würden nach Angaben der Gutachter die Gewinne der Umstrukturierung nicht entscheidend schmälern. Bei einem Wegfall der Pädia¿trie in Soltau wäre mit einer Abwanderungsquote von mehr als der Hälfte der Patienten in andere Krankenhäuser zu rechnen. Zudem sei nun von Planungs- und Versorgungssicherheit für mindestens vier Jahre auszugehen. „Die Menschen werden sehr zufrieden sein“, prognostizierte Dr. Christopher Schmidt, Grünen-Kreistagsfraktionschef und Vertretungsberechtigter der Initiative.
Zufrieden zeigte sich auch Soltaus Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf. Für die Klinik bleibe „ein Rundumpaket erhalten“. Die CDU-Kreistagsfraktion will am 15. August ihre Linie für die Kreistagssitzung festlegen. „Ich halte dieses Vorgehen für denkbar“, begrüßte Vorsitzender Hermann Norden den Kompromiss, „an dem wir maßgeblich mitgearbeitet haben“. Entscheidend sei, dass es damit eine Grund- und Regelversorgung sowie einige „medizinische Leuchttürme“ gebe. Die SPD werde die Lösung „wohlwollend prüfen“, kündigte Fraktionschef Dieter Möhrmann an. „Ich denke, dass wir dem Kompromiss zustimmen sollten“, sagte er im Vorfeld der Fraktionssitzung am Dienstag. Der wirtschaftliche Vorteil der beschlossenen Umstrukturierungsvariante werde dadurch aber „fast völlig aufgezehrt“.
Für die hiesige Wirtschaft stelle die stationäre Versorgung kranker Kinder einen wesentlichen Standortfaktor dar, betonte der Unternehmer Hinrich Röders. „Wir brauchen eine verlässliche und leistungsfähige Kinderklinik in Soltau.“