Von Führungs- und Verwaltungsgenen
„Die Aufgaben in der kommunalen Verwaltung erfordern zunehmend spezialisiertes Wissen und strategische Planung. Hauptverwaltungsbeamtinnen und Hauptverwaltungsbeamte sind dafür verantwortlich, die Zukunft ihrer Kommune zu gestalten“, so formulierte jetzt Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) die Funktion einer Bürgermeisterin oder eines Bürgermeisters. Hintergrund der Aussage war die Verlängerung der Amtszeit der Hauptverwaltungsbeamten von aktuell fünf auf acht Jahre. In Soltau greift diese Gesetzesänderung allerdings noch nicht. Ein künftiger Bürgermeister würde für fünf Jahre und zudem die restliche Amtszeit des Vorgängers gewählt. Dennoch macht die Aussage von Behrens die Vielfältigkeit des Amtes deutlich. Zudem ist der Verwaltungschef im Zuge der sogenannten Zweigleisigkeit auch Mitglied des Stadtrates. Wo sehen die Soltauer Kandidaten daher ihre Schwerpunkte, welche Erfahrungen bringen sie für das Amt mit?
Volker Wrigge,CDU
Soltaus zukünftiger Bürgermeister übernimmt eine komplexe Doppelaufgabe: Einerseits ist er das politische und repräsentative Stadtoberhaupt, und anderseits hat er die Verwaltung mit 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiters als deren Dienststellenleiter zu führen. Dafür sollte der zukünftige Bürgermeister über vier wesentliche Voraussetzungen verfügen:
- Führungskompetenz: Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich darauf verlassen können, dass der neue Bürgermeister persönlich wie fachlich dazu in der Lage ist, die Führungsverantwortung für eine große Organisationseinheit wie die Stadtverwaltung zu übernehmen. Dabei ist es sicherlich hilfreich und zielführend, wenn er auf langjährige Erfahrungen als leitende Führungskraft in großen Organisationseinheiten (mehr als 50 Mitarbeiter) zurückgreifen kann. Instrumente wie Zielvereinbarungsgespräche und Führungsgrundsätze dürfen für den neuen Bürgermeister keine Fremdwörter sein.
- Verwaltungskompetenz: Die Bürger dürfen erwarten, dass der neue Bürgermeister weiß, wie große Verwaltungen organisiert sind und wie diese funktionieren. Dazu gehören zum einen operative wie strategische Steuerungsmechanismen. Zum andern muss der neue Bürgermeister auch den Anspruch einer transparenten Stadtverwaltung umsetzen mit hoher Dienstleistungsorientierung, unkompliziertem Verfahren und schnellen Entscheidungen – bei gleichzeitiger Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beispielsweise durch digitale Arbeitsprozesse.
- Kommunikative Kompetenz: Der neue Bürgermeister repräsentiert Soltau nach außen. Insofern muss er willens und in der Lage sein, sowohl fachlich versiert und taktisch geschickt als auch spontan und schlagfertig Soltaus Interessen gegenüber Dritten zu vertreten. Das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen Bürgerschaft, Stadtrat und Stadtverwaltung muss der Bürgermeister konstruktiv ausgestalten. Im Konfliktfall muss es ihm gelingen, für mögliche Lösungsvorschläge und Kompromisslinien im Sinne der besten Sachlösung Mehrheiten im demokratischen Diskurs zu finden.
- Das Soltau-Gen: Die Bürgerinnen und Bürger haben Anspruch darauf, dass sich ihr Bürgermeister mutig und konsequent – auch bei Gegenwind – für Soltau einsetzt und sich dabei nicht für Einzelinteressen einspannen lässt. Ein Bürgermeister sollte seine Bürger kennen, sie verstehen und sie mögen. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen als Führungskraft in einer großen Behörde und als Schulleiter fühle ich mich für das Amt des Bürgermeisters der Stadt Soltau gut vorbereitet. Hinzu kommt: Ich verfüge über ein funktionierendes Netzwerk in der Gesellschaft der Region und über langjährige kommunalpolitische Erfahrungen. Angesichts der schwierigen finanziellen Zeiten, in die wir immer stärker hineinlaufen, werde ich die Bereiche Finanzen, Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung besonders intensiv begleiten.
Michael Ziemann,parteilos
Die Aufgaben als Leiter der Verwaltung sind sicherlich vielseitig und anspruchsvoll, hier muss ich mir erst einmal einen Überblick verschaffen. Menschenführung ist eine der Tugenden als Soldat und Fahrlehrer. Mir ist der Umgang miteinander auf Augenhöhe wichtig.
Henrich Seißelberg, parteilos
Ich kann durch meine sehr reichhaltige berufliche und ehrenamtliche Tätigkeit auf eine sehr große Erfahrung in der Mitarbeiterführung zurückgreifen. Ich war selbst lange Jahre als Ausbilder tätig, habe Teams geleitet und mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern aus unterschiedlichen Branchen und Kulturkreisen gut zusammengearbeitet. Im Laufe der Jahre habe ich an diversen Coaching-Maßnahmen zur Mitarbeiterführung und Ähnlichem erfolgreich teilgenommen. Ich habe mir den Führungsstil des „Bienenhirten“ angewöhnt. Das heißt, ich lasse die Mitarbeiter frei in selbstorganisierten Teams arbeiten, kontrolliere aber regelmäßig die Ergebnisse, sodass ich jederzeit eingreifen kann. Ein Führungsstil nach Gutsherrenart ist überholt. Natürlich muss ich bei wichtigen Themen selbst die Führung übernehmen. Schwerpunkte sind hier beispielsweise der Ausbau des Wirtschaftsstandortes oder auch die Bahn-Problematik mit Lärmschutz, Ausbau der Verbindungen, Tunnel. Die Stadt ist in Sachen KI-Nutzung schon sehr gut aufgestellt, sodass wir hier schon ein tolles Musterbeispiel für andere Gemeinden sind. Hier müssen wir am Ball bleiben und das Ganze weiter ausbauen, um Verwaltungsprozesse zu optimieren und Arbeit im Rathaus einzusparen. Das Digitale Rathaus muss ausgebaut werden. Trotzdem sollen aber auch nach wie vor Mitarbeiter vor Ort als Ansprechpartner bürgernah zur Verfügung stehen. Auch ich möchte bestmöglich für jegliche Belange der Bürger als Ansprechpartner dienen. Birhat Kaçar, SPD
Seit acht Jahren arbeite ich eng mit unserer Stadtverwaltung zusammen, in den vergangenen Jahren intensiv als Vorsitzender der SPD-Fraktion. Dabei habe ich erlebt, wie engagiert und kompetent unsere Mitarbeitenden sind. Doch um ihre Arbeit bestmöglich zu unterstützen, braucht es klare Prioritäten und langfristige Ziele – genau hier werde ich als Bürgermeister ansetzen. Ich kenne die Strukturen der Verwaltung, die Menschen dahinter und insbesondere die politischen Prozesse. Die bisherigen parteilosen Bürgermeister sind oft daran gescheitert, dass ihnen die Erfahrung fehlte, wie der Rat und die dort vertretenen Fraktionen funktionieren. Ich bringe dieses Wissen mit und werde die Verwaltung nicht nur führen, sondern auch eine enge und effektive Zusammenarbeit mit dem politischen Gremium sicherstellen, um Entscheidungen schneller und zielgerichteter umzusetzen. Als Sozialarbeiter trage ich täglich Verantwortung für Menschen, arbeite mit klaren Zielen und auf Augenhöhe. Mein Studium der sozialen Arbeit hat mich darin geschult, komplexe Probleme zu analysieren, Konflikte zu lösen und im Dialog tragfähige Entscheidungen zu treffen – genau diese Herangehensweise werde ich auch als Bürgermeister verfolgen. Eine leistungsfähige Verwaltung braucht klare Strukturen, nachvollziehbare Prozesse und eine motivierende Arbeitskultur. Ich setze auf wertschätzende Kommunikation, regelmäßigen Austausch und gezielte Weiterbildung, um unsere Verwaltung zukunftsfähig aufzustellen. Doch Verwaltung bedeutet nicht nur effiziente Abläufe – sie muss vor allem bürgernah sein. Deshalb werde ich die Erreichbarkeit verbessern, regelmäßige persönliche Sprechstunden anbieten und digitale Services weiter ausbauen. Die Modernisierung der Verwaltung durch Digitalisierung ist ein zentraler Schwerpunkt: Wir müssen Abläufe beschleunigen, Bürokratie abbauen und innovative Technologien nutzen, um die Stadtverwaltung effizient und serviceorientiert zu erhalten. Gleichzeitig werde ich mich entschieden gegen unsachliche Kritik und Angriffe stellen. Eine konstruktive Fehlerkultur ist der Schlüssel, um aus Herausforderungen zu lernen und gemeinsam Fortschritte zu erzielen. Ich stehe für einen echten Neustart – weg von veralteten Strukturen, hin zu einer Verwaltung, die transparent, bürgernah und zukunftsorientiert handelt.
Karsten Brockmann, Bürgerunion
Als Unternehmer bin ich es gewohnt, Entscheidungen effektiv, wirtschaftlich und schnell umzusetzen. Das habe ich in den zehn Jahren als Betriebsleiter in einem großen Autohaus sehr erfolgreich umgesetzt. Zu meinen bisherigen Aufgaben gehörten auch die Führung und die Motivierung von gut 120 Mitarbeitern in unterschiedlichen Einsatzbereichen und an verschiedenen Standorten. Die dadurch erworbenen Führungsqualifikationen kann ich sehr gut in die Verwaltungsleitung mit einbringen. Als Verwaltungschef habe ich natürlich auch eigene Themenschwerpunkte, die mir wichtig sind. Zuerst würde ich mir jedoch einen Überblick über die bestehenden Projekte der einzelnen Fachgruppen verschaffen und mit den Mitarbeitern ins Gespräch kommen. Erst danach kann ich die Aufgaben priorisieren und meine Ziele entsprechend einordnen. Seit acht Jahren bin ich Mitglied im Bauausschuss. Der Bereich Bauen liegt mir besonders, da ich selber schon einige Immobilien-Projekte in Soltau umgesetzt habe. Bei allem, was wir verwirklichen wollen, wird das Thema Finanzen und Haushalt maßgeblich sein. Dabei wird mir mein ausgeprägtes unternehmerisches Gen sicherlich sehr von Vorteil sein. Ganz persönlich liegt mir ein Thema sehr am Herzen. Ich möchte unbedingt wieder ein neues Kino für unsere schöne Stadt ermöglichen. Als besonders reizvolle Aufgabe empfinde ich die zukünftige Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern in der Verwaltung und auf dem Bauhof. Es hat mir immer sehr viel Freude bereitet, gemeinsam mit meinen Mitarbeitern Arbeitsprozesse zu entwickeln. Auch wenn am Ende der Chef entscheiden muss, so kommen oft die besten Ideen und Impulse von den Mitarbeitern, die in ihren Fachbereichen meist hoch spezialisiert und gut im Thema sind. Für die Zusammenarbeit von Verwaltung und Stadtrat wünsche ich mir mehr Abstimmung, Transparenz und Austausch und dadurch mehr Einigkeit. Ich möchte meine eigene Nähe und die der Verwaltung zu den Bürgerinnen und Bürgern intensivieren. Ich verstehe die Verwaltung als Dienstleister am „Bürger“ – und für die Mitbürger sollte sie da sein.
Thomas Beckmann, parteilos
Als künftiger Bürgermeister verstehe ich mich als Verwaltungsleiter, der mit einem Bottom-up-Ansatz die Kompetenzen der Mitarbeitenden nutzt, um eine moderne und bürgernahe Verwaltung zu gestalten. Ich werde nicht nur als Verwaltungschef agieren, sondern auf Augenhöhe die Verwaltungsabläufe effizienter mit ausgestalten. Mein Studium der Wirtschaftspädagogik mit den Schwerpunkten Verwaltungsmanagement, Investition und Finanzierung sowie Wirtschaftsinformatik hat mir das Fachwissen vermittelt, die Verwaltung nachhaltig, effizient und digital zukunftsorientiert aufzustellen. Durch meine Erfahrung als IT-Teamleiter, Personalratsvorsitzender und Selbstständiger habe ich gelernt, wie wichtig digitale Prozesse, klare Führungsstrukturen und wirtschaftliche Entscheidungen sind. Dabei werde ich auf die Prinzipien des Lean-Managements setzen, um Verwaltungsprozesse zu verschlanken, Ressourcen effizient einzusetzen und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung zu etablieren. Ich vereine mehrere zentrale Themenbereiche, die für eine moderne und zukunftsorientierte Verwaltung entscheidend sind. Mein Studium der Wirtschaftspädagogik mit Schwerpunkt Verwaltungsmanagement bildet die Grundlage, bewährte verwaltungsinterne Prozesse zu erhalten und gezielt zu verbessern. Gleichzeitig ist mein Informatikstudium für die digitale Transformation essenziell, um Verwaltungsprozesse besser zu vernetzen sowie mitarbeiter- und bürgerfreundlicher zu gestalten. Durch meine Erfahrung in der Selbstständigkeit habe ich gelernt, wie wichtig eine sorgfältige Finanzplanung ist, um stabile wirtschaftliche Bedingungen zu gewährleisten. Der solide Haushalt ist der Motor der Stadtverwaltung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Mitarbeiterentwicklung und einer Führung auf Augenhöhe. Als Personalratsvorsitzender erfahre ich täglich, dass eine Verwaltung nur dann effizient arbeitet, wenn die Mitarbeiter intrinsisch motiviert und hinsichtlich ihrer Stärken individuell eingebunden sind. Daher werde ich eine Feedbackkultur etablieren, um bewährte Strukturen zu erhalten und gezielt dort Verbesserungen anzustoßen, wo sie nötig sind. Mein pädagogischer Hintergrund erlaubt es mir zudem, gezielt auf individuelle Anliegen und Fortbildung der Mitarbeiter zu setzen, um sie optimal zu fördern und weiterzuentwickeln sowie ihre Kompetenzen zu erkennen. Darüber hinaus liegen mir eine bürgernahe Politik und die wirtschaftliche Entwicklung am Herzen. Meine Tätigkeiten im Bauausschuss sowie im Ausschuss für Schule, Bildung und Kultur hat mir gezeigt, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Schulen und Wirtschaft ist. Mein Leitungsstil basiert auf Klarheit, Augenhöhe und offener Kommunikation. Ich werde an Bewährtes anknüpfen und durch gezielte Feedbackprozesse Stärken identifizieren sowie notwendige Verbesserungen einleiten.
Olaf Ahrens, parteilos
Als Bürgermeister ist man Dienstvorgesetzter und hat damit zunächst einmal eine Vorbildfunktion inne. Wenn man Leistung, Einsatzwillen, Bürgernähe, Zusammenarbeit und Zusammenhalt fordert, dann muss man dies vorleben. Außerdem muss man als Dienstvorgesetzter bei Problemen ansprechbar sein, intern gemeinsam nach Lösungen suchen, aber nach außen unbeirrt vor seinen Mitarbeitenden stehen. Als Bürgermeister steht einem ferner gegenüber der Verwaltung eine Richtlinienkompetenz zu. Und man muss den Mut haben, diese auch auszuüben, denn nicht alles kann im Konsens gelöst werden. Man sorgt dafür, das Prioritäten klar formuliert, Qualitätsstandards beschrieben und Zuständigkeit sowie Verantwortung eindeutig zugewiesen sind. Außerdem unterstützt man eine regelmäßige Aufgabenkritik, um die Verwaltungsarbeit stets bedarfsgerecht und effizient auszurichten. Das geht umso besser, je mehr man von der täglichen Arbeit der Mitarbeitenden versteht. Für alle Sachthemen gibt es in der Verwaltung hinreichend Fachkräfte. Auf die werde ich mich als Bürgermeister natürlich verlassen. Allerdings sind in einer Verwaltung Ressourcen, also insbesondere Personal und Geld, in der Regel eher knapp bemessen. Als Bürgermeister muss ich daher diese Ressourcen möglichst optimal verteilen und politisch dafür kämpfen, dass Ressourcen nicht zusätzlich beschnitten werden. Die Themen Haushalt und Mitarbeiterbindung stehen dabei als Sachthemen dauerhaft im Vordergrund, daneben die Themen ÖPNV und Klimaresilienz, die ich für prioritär halte. Kompetenzen in der Mitarbeiterführung habe ich in den verschiedensten Bereichen sammeln dürfen. So war ich bereits in meinem Grundwehrdienst als Ausbilder an der Panzerjägerausbildungskompanie 904 in Munster eingesetzt und habe mich ehrenamtlich als Abteilungsleiter und Kreissportwart engagiert. Beruflich kann ich auf langjährige Leitungserfahrung beispielsweise in der Abfallwirtschaft und der Gebäudewirtschaft unter anderem als Dienstvorgesetzter aller Hausmeister im Kreisgebiet zurückblicken. Und seit 15 Jahren bin ich der Verwaltungsleiter der NNA und damit zentraler Ansprechpartner für alle Mitarbeitenden. Außerdem habe ich mich regelmäßig fortgebildet, unter anderem bin ich als Moderator geschult worden, ich habe vor der IHK Lüneburg meine Ausbildereignungsprüfung abgelegt und im vorletzten Jahr bin ich fortgebildet worden zum Change-Manager, um Veränderungsprozesse in einer Verwaltung optimal vorbereiten und begleiten zu können.