Das Rennen der sieben Männer

Die Glorreichen Sieben: Im Western aus dem Jahr 1960 kämpfen sieben tapfere Männer gegen eine Diebesbande, bei der Soltauer Bürgermeisterwahl im Jahr 2025 um Stimmen.

Noch bis zum 20. Januar können Bewerber um den Soltauer Bürgermeisterposten ihren Hut in den Ring werfen, doch es sieht nicht so aus, als würde sich an der Männerquote im Kandidatenfeld noch etwas ändern – sie beträgt 100 Prozent. Das liegt keinesfalls daran, dass das Amt nicht begehrt wäre oder sich nur wenige den Chefsessel im Rathaus zutrauen, ganz im Gegenteil. Der Wahlkampf um das höchste politische Amt der Stadt verspricht spannend zu werden, bislang gibt es sieben Bewerber mit durchaus unterschiedlichen Biografien und inhaltlichen Vorstellungen. Mit dem Christdemokraten Volker Wrigge und dem Sozialdemokraten Birhat Kaçar treten zwei Vertreter der klassischen Volksparteien an, mit Karsten Brockmann jemand aus der lokal verwurzelten Bürgerunion und mit Thomas Beckmann, Henrich Seißelberg, Michael Ziemann sowie Olaf Ahrens vier Kandidaten, die keiner Partei zuzuordnen sind. Soltauer haben mithin eine echte Auswahl bei der Bestimmung ihres künftigen Stadtoberhauptes – auf kommunaler Ebene längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Nur eine weibliche Option fehlt im Bewerberfeld. Zufall?

Tatsache ist, dass die Zahl der Bürgermeisterinnen im Heidekreis rückläufig ist. In den Rathäusern von Bispingen und Munster sitzen seit den vergangenen Kommunalwahlen Männer statt Frauen im Chefsessel. Unter den elf hauptamtlichen Bürgermeistern im Kreisgebiet befinden sich nur noch zwei Frauen, in den Städten Schneverdingen und Walsrode.

Jede siebte Gemeinde hat eine Bürgermeisterin

Wie viele Bürgermeisterinnen es in Deutschland insgesamt gibt, ist gar nicht so leicht zu sagen. „Informationen zum Geschlecht von politisch aktiven Personen werden auf lokaler Ebene teilweise nicht systematisch erfasst“, heißt es dazu in einer aktuellen Abhandlung von Simon Stocker, Doktorand in der Abteilung Politische Theorie und Empirische Demokratieforschung am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart. Seine mit einer neuartigen empirischen Erfassungsmethode ausgeführte Arbeit, vorgelegt in Kooperation mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB), lässt aufhorchen. „Die Schätzung, die mit einem KI-gestützten Verfahren erarbeitet wurde, kommt zu erstaunlichen Ergebnissen“, heißt es beim DStGB. Demnach beträgt der Frauenanteil im Bürgermeisteramt über alle 16 Bundesländer hinweg lediglich 13,5 Prozent – weniger als jede siebte Gemeinde werde in Deutschland von einer Frau geleitet. Niedersachsen liegt mit 15,2 Prozent immerhin über dem Durchschnitt. Schlusslicht ist das kleine Saarland mit 6,6 Prozent.

Sozialwissenschaftler Stocker bemängelt die schlechte Frauenquote in den Rathäusern nicht nur deshalb, weil sie gleichstellungspolitisch eine ziemlich große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit aufzeigt. Als empirisch orientierter Experte untersuchte er auch stichprobenartig die Korrelation zwischen Frauen in herausgehobenen lokalpolitischen Ämtern, speziell als Bürgermeisterinnen, und der Beteiligung bei Kommunalwahlen. Diese steige signifikant, so das Ergebnis der Studie. Begründet wird das damit, dass die Präsenz von Frauen in politischen Ämtern „zu einer Steigerung des politischen Engagements“ führt, weil sie „eine Offenheit der politischen Arena“ signalisiere.

Der DStGB fordert auch vor diesem Hintergrund, der Frage des Frauenanteils unter den Bürgermeistern mehr Gewicht zu verleihen. Dafür sei die amtliche Erfassung der Daten notwendig, mahnt der kommunale Spitzenverband. „Die neuen Schätzungen entbinden die Länder und ihre Statistischen Ämter nicht von der Aufgabe, systematische Erhebungen zum Anteil von Bürgermeisterinnen durchzuführen“, heißt es in einer Stellungnahme. „Wie sich der Anteil der Bürgermeisterinnen über die Jahre und Jahrzehnte entwickelt hat, wie der Status quo aussieht und ob regionale Maßnahmen den gewünschten Erfolg erzielen“, lasse sich andernfalls nicht exakt belegen, kritisiert der DStGB.