Autarke Quartiere durch erneuerbare Energie
Im Heidekreis öffnete in der vergangenen Woche die erste klimapositive Betonfabrik ihre Türen. Künftig soll dort nicht nur CO₂-neutraler Baustoff hergestellt werden, dieser soll zusätzlich zudem Kohlendioxid speichern. Mit weiteren Fabriken in Deutschland und aller Welt soll damit der Wohnungsbau klimatechnisch revolutioniert werden.
Auch in Munster gibt es Ideen, dem Klimawandel zu begegnen. Dort soll insbesondere die Energieversorgung auf lokaler Ebene im Quartier anders aufgestellt werden – im besten Fall durchweg mit Erneuerbaren. Volker Meyer, Chef des Unternehmens Heinrich-Meyer-Werke Breloh und Präsident des Arbeitgeberverbandes Lüneburg-Nordostniedersachsen, hat die ersten Pläne dazu selbst mit Kugelschreiber auf einem großen Blatt skizziert.
Die Zeichnung zeigt ein Wohn- und Gewerbequartier, das nahezu unabhängig von der üblichen Stromversorgung autark mit Energie versorgt wird. Dafür wird Windkraft, Photovoltaik, Wasserstoff im Zusammenspiel mit Blockheizkraftwerken (BHKW) genutzt. Als Energiespeicher werden die Autos der Zukunft benötigt, deren Batterien bidirektional – heißt: in zwei Richtungen – geladen und entladen werden können: „Energie-Sharing“, hat Meyer sein Quartiers-Projekt überschrieben.
„Dezentral" lautet für Meyer das Stichwort, um teure Investitionen in Netzausbau zu vermeiden, aber auch Netzverluste zu verhindern. Die Idee der Cluster-Versorgung, in die örtliches Gewerbe wie beispielsweise eine Wäscherei mit Produktionsabwärme eingebunden werden kann, will er in den firmeneigenen Wohnquartieren in Munster, Soltau oder Lüneburg umsetzen. Diese sind noch öl- oder gasversorgt, „Wir beginnen jetzt, auf Wärmepumpen umzustellen. Nur ein Bruchteil des nötigen Stroms soll noch über das öffentliche Netz eingespeist werden“, so Meyer.
Erstmals hat der Arbeitgeberpräsident das Projekt jetzt der CDU-Landtagsfraktion in Hannover vorgestellt. Schließlich müssen Landes-, Bundes- und EU-Recht für Energy-Sharing unter einen Hut gebracht werden. Eine weitere Ausarbeitung des Vorhabens soll folgen. „Es wird nur funktionieren, wenn wir uns von den großen Netzen trennen“, so Meyer.
Zurzeit forcieren die Heinrich-Meyer-Werke ihre Investition in die großflächige Überdachung von Parkplätzen, um per Photovoltaik Sonnenenergie für die Stromerzeugung zu nutzen. Mit einem BHKW in Verbindung mit der Nutzung von Wärmepumpen könne die Energieeffizienz zudem gesteigert werden. Ganz ohne fossile Energie, also Gas, werde es aber auch künftig nicht gehen. „Wir testen das Projekt jetzt in unserem eigenen Wohnungsbestand und wollen die einzelnen Komponenten aufeinander abstimmen“, so Meyer. Niedersachsen könnte mit dem Projekt Vorreiter werden.