Innenstadt-Outlet als Lösung?

Anziehungspunkt in der Soltauer Innenstadt ist der Wochenmarkt vor allem am Sonnabend. Begeistert sind davon immer wieder auch Touristen. Foto: at

Auch wenn es „spinnert klingt“, wäre es nach Meinung von Hans-Jürgen Lange durchaus eine Überlegung wert: Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe in Soltau und Chef der Intersport-Läden unter anderem in der Böhmestadt und Schneverdingen, schlägt vor, nicht weiter an der Erweiterung des Designer-Outlets festzuhalten, sondern die Markenanbieter mit ihrer teils Zweite-Wahl-Ware in die Innenstadt zu locken.

Neben klassischem Einzelhandel könnten ebenso Fabrikverkaufsläden in der Innenstadt funktionieren. „Wenn wir draußen nicht weiterkommen, dann vielleicht im Innern“, so Lange. Vor Augen hat er dabei Bad Münstereifel, mit 18500 Einwohnern etwas kleiner als Soltau. Die mittelalterliche Stadt im Süden von Nordrhein-Westfalen ist die erste, in der 2014 ein Outlet-Center in der Innenstadt eröffnete. Dafür wurden bestehende Läden in der historischen Altstadt genutzt, zudem entstanden Neubauten um einen Marktplatz herum.

Auch in der Innenstadt Soltaus gebe es Leerstand und Gebäude mit Industriecharakter, die zu Läden umgewandelt werden könnten, so Lange. Zehn bis zwölf Möglichkeiten zur Outlet-Nutzung hat er vor Augen. Und damit könne man zudem endlich den Shuttle-Betrieb vom Outlet in die Innenstadt und zurück einrichten. „Das bringt Leben in die Innenstadt, dann würde sie wirklich unser Wohnzimmer sein.“

Noch sieht Lange Soltau in der Kernstadt gut aufgestellt. Der gut besuchte Wochenmarkt würde insbesondere Touristen beeindrucken, die solch ein Angebot aus ihren Städten nicht kennen. Dennoch erhöhe sich Stück für Stück der Leerstand, langjährige Betriebe könnten demnächst aufgeben. „Da braucht es einen wachsamen Blick“, findet der Gewerbetreibende. Die in Aussicht stehenden Fördermillionen böten für die Innenstadt eine große Chance zur Weiterentwicklung, diese müsste aber mit Gastronomie, Kultur und Handel unterfüttert werden.

„Für ein Outlet gibt es keine Eingrenzung oder ein Verbot, solch einen Laden in der Innenstadt zu eröffnen“, betont Soltaus Stadtplaner Daniel Gebelein zu den Vorschlägen und gibt sich offen. Jeder sei herzlich willkommen.

Dennoch ist Gebelein wenig optimistisch. Ja, es gebe Leerstände, aber bislang sei kein Markenanbieter bereit gewesen, ein Geschäft in der Marktstraße zu eröffnen. Bei Gesprächen mit Experten hätten diese ihm erklärt, dass es in einem Mittelzentrum schwierig sei, solche Lösungen umzusetzen, dafür fehle die Attraktivität. Zudem sei die Verwaltung innerhalb der Marktstraße nicht Herr des Verfahrens. Das seien immer die Vermieter. „Wir können nur als Vermittler auftreten“, so Gebelein.

Tatsächlich hat das mittelalterliche Städtchen Bad Münstereifel 2014 einen großen Wurf gewagt. Laut des Branchenbeobachters Ecostra landete das City-Outlet bei der neuesten ökonomischen Untersuchung allerdings auf einem der hinteren Plätze. Für den Ecostra-Chef Dr. Joachim Will ist das hauptsächlich der Flutkatastrophe im Ahrtal geschuldet. Erst im vergangenen Jahr war das Outlet wieder betriebsbereit. Trotz der Schließzeit seien alle Mieter bei der Stange geblieben. Das Outlet habe bei der Performancebewertung nie ganz oben mitgespielt, weil es anders als im klassischen Outlet kein professionelles zusammenhängendes Management gebe. Dort liege neben einem Outlet-Geschäft eben auch mal ein Bestattungsinstitut. Aber Bad Münstereifel selbst habe mit der Idee den „Turnaround" geschafft, ordnet Will ein. Vor 2014 habe es in der Innenstadt 40 Prozent Leerstand gegeben. Das habe sich gedreht.

Wenig überzeugt vom Vorschlag Hans-Jürgen Langes ist Sylvie Mutschler. Überhaupt scheint die Investorin des Soltau Designer-Outlets keine Freundin des IHG-Vorsitzenden zu sein. „Wir kennen nur einen, der schon immer dagegen war.“ Lange hatte sich mit der IHG zwar für die DOS-Ansiedlung ausgesprochen, lehnte die Erweiterungspläne aber ab und hat das auch im Raumordnungsverfahren sehr deutlich gesagt.

Ein Outlet in der Innenstadt ist nach Meinung Mutschlers weder wirtschaftlich sinnvoll, noch würden die Mieter dort mitmachen, noch würde es für die Stadt funktionieren. „Wenn jemand so etwas vorschlägt, spricht er wie der Blinde vom Licht. In Bad Münstereifel gibt es völlig andere Voraussetzungen und wirtschaftlich funktioniert es nicht wirklich.“ Sie ist vielmehr optimistisch, auf dem Klageweg eine Erweiterung durchzusetzen. Dafür sprächen die positiven Ergebnisse des Raumordnungsverfahrens. Sie seien objektiv und nicht von Wunschdenken oder Ideologien getragen. „Es ist ja interessant, dass die sogenannten ,Gegner‘ keine richtigen Gründe vorbringen können. Wäre das Outlet nicht raumverträglich, hätten wir den ersten Teil des Outlets gar nicht umsetzen können und uns auch nicht für den Erweiterungsbau engagiert.“

Anja Trappe