Protest geht um „5 vor 12“ weiter

Die Organisatoren des „5 vor 12“-Aktionen (von links): Jens-Wilhelm Witte, Heinrich Witthöft, Landvolk-Kreisvorsitzender Henrik Rump, LSV-Sprecher Andreas Ebel, Carsten Eggers und Hans-Adolf Pfeifer.

Soltau. Wer am morgigen Donnerstag auf den Straßen des Heidekreises unterwegs ist, muss um die Mittagszeit an einigen Straßenkreuzungen und -kreiseln mit kurzzeitigen Verkehrsbeeinträchtigungen oder auch Stillstand rechnen. Landwirte aus der Region wollen die in der vergangenen Woche gestartete Protestaktion unter dem Motto „5 vor 12“ fortsetzen – vorerst jeden Donnerstag.

Geplant sind Mini-Demonstrationen mit kurzzeitigen Verkehrsbehinderungen, die genau von 11.55 bis 12.05 Uhr dauern sollen, wobei Rettungsgassen für Krankenwagen- und andere Blaulichteinsätze freigehalten werden sollen. In dieser Zeit werden Landwirte Handzettel verteilen, auf denen ihr Protest gegen die Agrarpolitik, die Forderung an die Bundesregierung nach Rücknahme von Sparbeschlüssen zulasten der Landwirtschaft und nach Schaffung verlässlicher Perspektiven für die Bauern erklärt werden. Und sie werden das Gespräch mit wartenden Autofahrern suchen, sofern gewünscht.

Neu an der Aktion ist die Form des Protests und die Organisation: Erstmals treten Landvolkverband und die Initiative „Land schafft Verbindung“ (LSV) dabei gemeinsam auf.

Bauern sehen sich ungerechtfertigt in eine Ecke gedrängt

Es seien letztlich die Medien gewesen, die den Zusammenschluss gefördert hätten, sagt Andreas Ebel. Die Berichterstattung über einzelne Aktionen, bei denen sich nach seiner Aussage insbesondere die LSV falsch dargestellt sah – um in der öffentlichen Meinung ein bestimmtes negatives Bild von den protestierenden Landwirten zu erzeugen, meint jedenfalls Ebel. Dagegen setze man sich zur Wehr: „Wir lassen uns nicht in die rechte Ecke stellen.“ Der 58-jährige Landwirt aus Wietzendorf ist ein Sprecher der LSV-Initiative, die im Gegensatz zum Landvolk über keine festen organisatorischen Strukturen verfügt. Illegale Aktionen, wie es sie vereinzelt gegeben habe, lehne man ab. Die Initiative sei vom Landvolk gekommen, sagt Kreisverbandsvorsitzender Henrik Rump: Man sei auf den LSV zugegangen, um auszuloten, wie man gemeinsame Ziele am besten erreichen könne.

Wie in der vergangenen Woche wird Ebel auch morgen über einen Whats-App-Kanal das Signal für den Beginn und den Abschluss der Zehn-Minuten-Kundgebungen geben. „Wir tauschen uns immer wieder aus“, er stehe in Kontakt mit dem Landvolk-Kreisvorsitzenden. Ein wenig stolz sei man, dass das neue Protestformat außerhalb des Heidekreises Aufmerksamkeit gefunden habe, es Nachahmer gebe, sagt Ebel: „Wir sind die Keimzelle.“ Auch aus Nachbarkreisen habe es Anfragen gegeben, wie derartige „Flashmobs“ (Ebel) am besten zu organisieren seien. In Soltau werde man am Donnerstagmorgen an zwei Kreuzungen – am Rathaus und Krauls Eck – Präsenz zeigen. Darüber hinaus unter anderem in Wietzendorf, Essel oder in Leverdingen. Es könnten auch mehr werden. Da freue man sich über jeden, der hinzukomme. Nachahmung sei ausdrücklich gewünscht.

Traktoren werden demnächst auf den Feldern benötigt

Das würde auch helfen, die Belastung für die einzelnen Landwirte gering und dennoch das Thema im öffentlichen Bewusstsein zu halten – mit Blick auf die bevorstehende Ackersaison ein wichtiger Aspekt. Wenn die Felder demnächst wieder befahrbar sind, werden die Traktoren dort benötigt, und weniger auf den Straßen. Doch auch wenn für die Bauern dann das Kerngeschäft wieder im Fokus steht, solle niemand glauben, dass ihre Bereitschaft nachlässt, für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen. Da habe man einen langen Atem, hatte Landvolk-Kreisvorsitzender Rump vergangene Woche beim Auftakt der „5 vor 12“-Aktion in Soltau kämpferisch verkündet: „Wir werden Berlin schon zeigen, was wir können und wie lange wir bleiben werden, wenn sie sich nicht einigen.“