Mediclin: Eine tote Patientin und viele offene Fragen
Der Tod einer Patientin der Reha-Klinik Mediclin in Soltau wirft Fragen auf und beschäftigt inzwischen die Strafjustiz. Die Frau verstarb am 25. Juli 2023 im Alter von 78 Jahren unter noch nicht ganz aufgeklärten Umständen. Die Staatsanwaltschaft Lüneburg ermittelt wegen des Verdachts einer fahrlässigen Tötung, bestätigt Behördensprecherin Wiebke Bethke gegenüber der Böhme-Zeitung. „Derzeit steht die Klärung etwaiger Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit dem Todesfall im Fokus.“
Nach Informationen dieser Zeitung befand sich die Patientin, die ihren letzten Wohnsitz in Niedersachsen hatte, zur orthopädischen Reha in der Klinik. Im Raum stehen soll der Vorwurf eines Medikationsfehlers. Demnach könnte die Patientin vor ihrem Tod Methotrexat in zu hoher Dosierung verordnet bekommen haben, täglich statt einmal wöchentlich. Methotrexat ist ein Wirkstoff, der vor allem bei schweren Erkrankungen, häufig Krebsleiden, eingesetzt wird. Bei viel niedrigerer Dosierung findet er aber auch in der Therapie rheumatischer Erkrankungen Verwendung. Unter der Überschrift „Bei Rheuma nur einmal wöchentlich“ heißt es in der von der Mediengruppe Deutscher Apotheker verantworteten Pharmazeutischen Zeitung, bei Methotrexat mache „die Dosis den Unterschied“. Fehler bei der Einnahme könnten „schwere, manchmal sogar lebensbedrohliche Folgen“ nach sich ziehen, mahnt das Fachblatt zur Umsicht.
Bei Mediclin werden Patientinnen und Patienten mit sehr unterschiedlichen Krankheitsgeschichten mit dem Ziel medizinischer Rehabilitation behandelt. „In unsere Fachklinik für Orthopädie kommen Patienten nach Unfällen, Operationen oder Krebsbehandlungen genauso wie Menschen mit Rheuma oder chronischen Schmerzen“, teilt die Soltauer Klinik auf ihrer Internetpräsenz mit. Die Mediclin AG betreibt Kliniken, medizinische Versorgungszentren und Pflegeeinrichtungen an Standorten verstreut über das Bundesgebiet. Darunter die Reha-Kliniken in Soltau im Heidekreis und in Bad Bodenteich im Landkreis Uelzen. Der Hauptsitz befindet sich in Offenburg, Hauptanteilseigner ist die Hamburger Kliniken-Gruppe Asklepios.
Klinik arbeitet Vorfall auf
Die Staatsanwaltschaft Lüneburg äußert sich nicht zur Frage, ob der Verdacht einer Methotrexat-Überdosierung Gegenstand der Ermittlungen ist. Das könne man „derzeit weder bestätigen noch dementieren“, zeigt sich Behördensprecherin Bethke zugeknöpft. Die Klinik bestätigt gegenüber der Böhme-Zeitung aber, dass es im vergangenen Jahr einen „Medikationszwischenfall“ gegeben habe.„Der Vorfall wird in der Klinik umfassend aufgearbeitet – auch mit externer Unterstützung durch ein renommiertes Beratungsunternehmen“, so Klinik-Sprecherin Jelina Baumert. Es seien bereits Maßnahmen ergriffen worden, um eine Wiederholung für die Zukunft ausschließen zu können. „Freigestellt wurde in diesem Zusammenhang kein Mitarbeiter.“ Konkretere Angaben zum Sachverhalt könnten derzeit nicht gemacht werden, so die Sprecherin unter Verweis auf das laufende Ermittlungsverfahren.