Mit Pinsel und Farbe gegen Einsamkeit

Weniger einsam in der Weihnachtszeit: Dieses Gefühl möchte Schneverdingen Inklusiv Menschen ihrer Stadt mithilfe des Malwettbewerbes geben.

„Weihnachtszauber für alle“: Schneverdingen Inklusiv veranstaltet Kunstwettbewerb bis zum 10. November

Auch wenn schon längst Lebkuchen und Adventskalender im Einzelhandel zu finden sind, bis Weihnachten sind es noch knapp zwei Monate. „Während für viele die gemütliche Zeit mit gemeinsamem Basteln, Backen und Dekorieren herbeigesehnt wird, fallen andere in ein tieferes Loch“, sagt Ulrike Schloo von Schneverdingen Inklusiv. Ein Grund dafür ist Einsamkeit.

Schneverdingen Inklusiv möchte mit dem Kunstwettbewerb „Weihnachtszauber für alle: Malen gegen Einsamkeit“ Licht in die dunkle Jahreszeit bringen. Dazu sind bis Sonntag, 10. November, alle Schneverdinger, von Jung bis Alt, eingeladen, ihre Stifte, Pinsel und Farbe herauszuholen und unter dem Motto „Es ist normal verschieden zu sein“ weihnachtliche Motive auf Papier zu bringen.

Wir hoffen, Betroffenen gerade an den sehr emotional aufgeladenen Feiertagen zeigen zu können: Ihr seid nicht alleine.
— Mara Kluge, Schneverdingen Inklusiv

„Wir wollten gerne in der Vorweihnachtszeit ein Projekt in Schneverdingen auf die Beine stellen, dass für alle Einwohnerinnen und Einwohner, egal ob jung oder alt, zugänglich ist und mit dem Motto das Thema Inklusion mit aufgreift“, berichtet Schloos Kollegin Mara Kluge. Damit die Aktion im Nachhinein einen Mehrwert hat, entstehen aus den drei Gewinnerbildern 1000 kostenlose Weihnachtskarten. Diese Karten gegen die Einsamkeit sollen Menschen zukommen, die zur Weihnachtszeit alleine sind. Die Leader-Region Hohe Heide unterstützt das Projekt.

„Wir hoffen, so Betroffene erreichen zu können und gerade an den sehr emotional aufgeladenen Feiertagen zeigen zu können: Ihr seid nicht alleine. Gerade in der heutigen Zeit können liebe Worte und ein Aufeinander-Zugehen für viele Menschen einen kleinen, aber so wichtigen Unterschied machen“, betont Kluge. „Die Weihnachtszeit ist zusammen mit Geburtstagen, Hochzeitstagen und Silvester ein Anlass, wo vielen Menschen bewusst wird, dass Menschen, Tiere oder Gegebenheiten fehlen, die sie jetzt vermissen“, ergänzt Schloo. „Während der Coronazeit haben wir alle gelernt, was es heißt, isoliert zu sein. Sehr viele Menschen waren da das erste Mal einsam. Da waren wir plötzlich alle Zielgruppe.“

Nachdem zwischen 1992 und 2017 die Einsamkeitsbelastung in der Bevölkerung zurückging, stieg sie im ersten Jahr der Pandemie 2020 stark an. Dieses Jahr wurde das erste Einsamkeitsbarometer für Deutschland veröffentlicht. Es zeigt, dass die Einsamkeitsbelastungen durch die Corona-Pandemie wieder zurückgehen, wobei der Trend nicht bei allen Bevölkerungsgruppen gleich ist, und dass sich Einsamkeit durch die gesamte Gesellschaft zieht, von jungen Menschen bis ins hohe Alter.

„Einsamkeit ist leider ein wachsendes Problem unserer Gesellschaft, die sich durch aktuelle Tendenzen, die demografische Entwicklung, Geschehen in der Welt und grundlegende Ungewissheiten, was die zukünftige Entwicklung angeht, immer tiefer gehend ausbildet“, beobachtet Kluge die Entwicklung. Hinzu komme die geografische Isolation in der ländlichen Region. „Leider ist auch eine Kleinstadt wie Schneverdingen nicht von dieser Entwicklung ausgenommen.“

Einsamkeit hat viele Ursachen

Es gibt Personengruppen, die stärker von Einsamkeit betroffen sind als andere. Dazu gehören vor allem ältere Menschen, besonders diejenigen, die verwitwet oder im Ruhestand sind und in einer Pflegeeinrichtung leben sowie Menschen mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen. „Die Familie und Freunde sind nicht mehr da oder nicht vor Ort. Selber autofahren ist für viele nicht mehr möglich oder war es noch nie“, erklärt Kluge. Die Alternative ÖPNV sei neben dessen Unzuverlässigkeit auch nicht für alle einfach und selbstständig erreichbar. Zudem sei es vor dem Hintergrund von Altersarmut eine Kostenfrage und häufig auch nicht alleine für die Betroffenen zu bewältigen.

Auch Menschen mit Migrationshintergrund sind stärker betroffen. „Die Migration in ein anderes Land ohne Familie oder Freunde führt häufig dazu, dass diese Personengruppe an den Feiertagen alleine ist.“ Sprachliche und kulturelle Barrieren können die Einsamkeit an vielen Punkten noch verschärfen. Menschen in sozial benachteiligten Milieus bleibt der Zugang zu sozialen Aktivitäten oftmals durch finanzielle Sorgen verwehrt, und alleinerziehende Eltern sind meist aufgrund der ihnen allein obliegenden Betreuungs- und Fürsorgepflicht isoliert.

Weihnachtskarten auch an fremde Menschen schreiben

Einsamkeit führt bei den Betroffenen zu Isolation: „Durch fehlende Kontakte mit anderen Menschen können psychische, physische, soziale und emotionale Auswirkungen entstehen, die das Gefühl der Isolation häufig nur noch verstärken“, so Kluge. Es entstehe eine Abwärtsspirale, die Betroffene häufig nur schwer ohne Hilfe von außen durchbrechen können. „Einsamkeit, insbesondere an emotional aufgeladenen Tagen wie Weihnachten, kann tiefgreifende Auswirkungen haben.“

Wie kann die Aktion von Schneverdingen Inklusiv dabei helfen, dass sich Menschen weniger einsam fühlen? Die Weihnachtskarten, die mit den Motiven der Gewinnerbilder in Schneverdingen verteilt werden, sollen den Menschen die erste Hürde nehmen, liebe Worte an Menschen zu schreiben, die sie lange nicht mehr gesehen haben oder die aufgrund von Einschränkungen nicht mehr so einfach an einem gemeinsamen Weihnachtsfest teilnehmen können, führt Kluge aus. Die Karten sollen auch dazu genutzt werden, aktiv fremden Menschen zu schreiben, die sich an Weihnachten besonders einsam fühlen, zum Beispiel Menschen in Alten- und Pflegeheimen oder Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen.


Kunstwettbewerb: Infos auf einem Blick

Alle Menschen aus Schneverdingen und den Ortschaften sind eingeladen, mitzumachen. Eine Jury wird drei Gewinnerbilder auswählen, die auf 1000 Weihnachtskarten gedruckt und kostenfrei in der Region verteilt werden.

▶ Welche Formate können eingereicht werden?

Mindestens DIN A5 bis maximal DIN A3

▶ Bis wann kann gemalt werden?

Bis Sonntag, 10. November

▶ Wo können die Kunstwerke abgegeben werden?

Im Freiraum, Bargmannstraße 6 in Schneverdingen (Werke und Kontaktdaten).