Munster: CDU-Ratsmitglieder spalten sich von Fraktion ab
Die Auseinandersetzung um eine mögliche Abwahl von Bürgermeister Ulf-Marcus Grube hat einen neuen Höhepunkt gefunden. Sieben Mitglieder der zwölfköpfigen CDU-Ratsfraktion haben sich abgespalten und bilden unter dem Namen Munster-Union eine neue Ratsfraktion. Die Brisanz dabei: Es sind die führenden Köpfe der bisherigen CDU-Fraktion: Ratsvorsitzender Gerd Engel, der Ex-Fraktionsvorsitzende Stefan Sorge und sein Stellvertreter Dr. Carsten Emmann, die auch den Vorsitz der neuen Gruppe übernehmen. Ergänzt wird die neue Fraktion mit den weiteren Mitgliedern Gabriele Mazarin, Dimitri Hait, Gaby Skottke um den Nachrücker des zum 31. Dezember zurückgetretenen Ulrich Schröder, Givian Müller.
Der Austritt aus der CDU-Ratsfraktion erfolgte nach Angaben der Mitglieder der Munster-Union aufgrund anhaltender zwischenmenschlicher Probleme innerhalb der bisherigen Fraktion, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit unmöglich gemacht hätten. Trotz verschiedener Versuche, die Situation zu klären und zu verbessern, habe keine Einigung erzielt werden können. Daher sähen die ausgetretenen Mitglieder keine andere Möglichkeit, als eine eigenständige Fraktion zu bilden, um weiterhin konstruktive Kommunalpolitik zum Wohle der Stadt zu betreiben.
Die Munster-Union will aber ihre christlich-demokratische Arbeit für die Stadt Munster fortsetzen und stehe weiterhin hinter den Ideen und Zielen der CDU. Die Mitglieder hofften auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen der Stadt.
Dieser Schritt der Abgrenzung innerhalb der CDU-Fraktion sei sicherlich bedauerlich, so Sorge und Emmann, zeige jedoch auch die Notwendigkeit einer reibungslosen Zusammenarbeit und eines harmonischen Miteinanders, um die politischen Aufgaben zum Wohl der Bürger erfolgreich angehen zu können. Die Stadt Munster stehe vor zahlreichen Herausforderungen. Zudem es sei wichtig, dass die politischen Vertreter ihre Differenzen überwänden und sich auf die Sachthemen konzentrieren könnten.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die neue Fraktion Munster-Union entwickeln wird und inwieweit sie ihre politischen Ziele umsetzen kann. Und eines der Ziele der Mitglieder war zumindest bis zur Gründung der neuen Fraktion die Abwahl von Bürgermeister Grube. Dann müssten die Mitglieder den Schluss mit den anderen Fraktionen und Gruppen im Stadtrat suchen, um eine neue Mehrheit für den Abwahlantrag zu finden. Auf die verbleibenden fünf Mitglieder der CDU-Fraktion dürfen sie wohl nicht zählen.
CDU-Stadtverbandsvorsitzender Uwe Frank war bis Redaktionsschluss nicht zu erreichen.
Eine Erzählung mit Sprengkraft
Die tiefen Risse in der CDU Munster gehen auch auf ein Geraune zurück, das seit Beginn der Feuerwehrkrise verstärkt durch die Partei wabert. Als eine Art Gegenerzählung zum öffentlich sichtbaren Verlauf der Ereignisse wird eine Geschichte verbreitet, in der dem Bürgermeister Ulf-Marcus Grube vor allem die Rolle des Opfers einer Intrige zufällt. Auch der Böhme-Zeitung wurde die eigenwillige Interpretation der Vorfälle rund um das Abwahlverfahren aus verschiedenen Quellen anonym und in leicht unterschiedlichen Varianten zugespielt. Die detaillierte Art der Schilderungen offenbart Insider-Kenntnisse aus dem Innenleben der Munsteraner CDU.
Im Zentrum der Erzählung steht das Verhältnis zwischen dem unter Protest zurückgetretenen Ortsbrandmeister Michael Kammstieß und dem jetzt zusammen mit anderen Ratsmitgliedern aus der CDU-Fraktion ausgetretenen Lokalpolitiker Stefan Sorge. In der vergangenen Ratsperiode saßen noch beide als Abgeordnete für die CDU im Stadtrat. Geraunt wird von einem „Freundeskreis Sorge“, zu dem Kammstieß und weitere CDU-Lokalpolitiker aus Munster gehören, sowie einer „Seilschaft“ zwischen Feuerwehr und gewissen CDU-Kreisen. Diese miteinander in Kontakt stehenden Grüppchen hätten bei einem „hoch geheimen“ Treffen beschlossen, den Bürgermeister wegen vermeintlicher „Kleinigkeiten“ zu stürzen.
Warum? Das bleibt in dem Narrativ vage. Spekuliert wird über eigene Ambitionen Sorges auf den Bürgermeisterposten. Demnach sei Grube als reiner Zählkandidat angesehen worden, der gegen Amtsinhaberin Christina Fleckenstein verlieren werde, die 2026 nicht erneut antreten würde. Dann wäre der Weg frei für einen aussichtsreichen CDU-Bürgermeisterkandidaten Sorge, so die Spekulation.
These erinnert an Verschwörungstheorie
Durch den unerwarteten Sieg Grubes, der in etwa das gleiche Alter wie Sorge hat, sei der Plan gescheitert. Grube könnte bei der kommenden Bürgermeisterwahl mit Amtsbonus erneut antreten – das musste um jeden Preis verhindert werden, lautet die an eine Verschwörungstheorie erinnernde These. Verwiesen wird zur Bekräftigung auf den ehemaligen CDU-Ortsverbandsvorsitzenden Felix Friese. Dieser sei durch ähnliche Netzwerkarbeit hinter den Kulissen aus dem Amt gedrängt worden. Auch gegen ihn seien Unterschriften gesammelt worden. Sein Amtsverzicht wird von einigen nun als „Beginn der Spaltung der CDU Munster“ angesehen. Es sind böse Theorien und Interpretationen, kolportiert ohne handfeste Beweise. Sie zirkulieren allerdings durch die örtliche CDU und entfalten so eine gewisse Wirkkraft. Zur Vergiftung des politischen Klimas in der Parteigliederung dürften sie ihren Teil beigetragen haben.