Kann der Mutterkonzern helfen?
Mit einem Bahn-Pendelverkehr zwischen Soltau und Uelzen kehren nach einer Pause von mehr als einem Monat die Züge zurück auf eine Teilstrecke der Amerikalinie RB 37. Zwischen Soltau und Verden bleibt es vorerst beim Ersatzverkehr mit Bussen. Ist das ein erstes Anzeichen für eine Normalisierung der Situation im Schienennetz oder nur ein weiteres Kapitel der endlosen Geschichte vom Bahn-Chaos auf dem Heidekreuz? Die Skepsis ist groß.
Der Fahrgastverband Pro Bahn erwartet unter Verweis auf die schlechte bisherige Bilanz des seit Dezember 2021 zuständigen Bahnunternehmens Start Niedersachsen Mitte „keine nennenswerte Verbesserung unter dem jetzigen Betreiber“ und fordert vom Land die rasche Auflösung des bis Ende 2029 laufenden Vertrags und die Neuausschreibung des Streckennetzes. Man sei sich bewusst, dass ein solches Vorgehen „vorübergehend zu noch größeren Problemen führen könnte“, heißt es beim Verband. Doch das Maß sei voll. „Nach unserer Kenntnis gab es bereits Fälle, in denen die schlechte Betriebsqualität von Start Einfluss auf die Wahl der weiterführenden Schulen und von Arbeitsplatzangeboten genommen hat“, berichtet Pro-Bahn-Landesvorsitzender Malte Diehl.
LNVG hält weiter an Start fest
Vor den Schwierigkeiten einer vorzeitigen Vertragskündigung warnt auch die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG). Diese hat durch die Abmahnung des Bahnunternehmens zwar formaljuristisch gerade einen Schritt in diese Richtung vollzogen. Aber man strebe weiterhin eine Verbesserung der Situation unter dem Betreiber Start Niedersachsen Mitte an, macht Behördensprecher Dirk Altwig im Gespräch mit der Böhme-Zeitung nachdrücklich deutlich. Alle Bahnunternehmen hätten große Personalprobleme, warnt er davor, zu große Erwartungen an einen vorzeitigen Betreiberwechsel zu knüpfen.
Die von der Behörde eingeleitete Überprüfung der Instandhaltungsprozesse von Start sowie des Zustands einzelner Fahrzeuge ist noch nicht abgeschlossen. Eigentlich war das Prüfergebnis für diese Woche erwartet worden. In den kommenden Tagen wird es wohl vorliegen. Dann könnten die ganz konkreten Ursachen des Ausfalls so vieler Fahrzeuge etwas klarer sein und im Idealfall abgestellt werden.
Derweil wollen die örtlichen Landtags- und Bundestagspolitiker Sebastian Zinke und Lars Klingbeil den Start-Mutterkonzern Deutsche Bahn AG zur Behebung des Fahrzeugmangels mit ins Boot holen. In einer gemeinsamen Erklärung setzen sich die SPD-Politiker für die Beschaffung zusätzlicher Waggons für die Heidebahn ein und bitten die DB Regio, sich diesbezüglich um eine kurzfristige Lösung zu be- mühen. „Die ständigen Verspätungen, überfüllten Züge und der Ersatzverkehr belasten die Menschen im Heidekreis sehr.“ Auch Behördensprecher Altwig fände ein Eingreifen der Regionalsparte der Deutschen Bahn hilfreich, wenngleich Start Niedersachsen Mitte grundsätzlich über ausreichende Fahrzeugkapazitäten verfüge. „Wir können nicht weiter mit einem so beeinträchtigen Bahnverkehr auf den Strecken leben“, erklärt Klingbeil, „der Heidekreis braucht stabile Verbindungen in die Metropolen“. Das akute Problem fehlender Waggons müsse als erste Maßnahme schnell behoben werden, danach müssten weitere Schritte folgen. Klingbeil und Zinke drängen nun auf eine schnelle Rückmeldung der DB Regio.