Rüttelstreifen, Stoppschild und Kreisel gefordert
Die Kreuzung auf der Umgehungsstraße Seebohm-Ring (K39) mit der Kreisstraße 5 im Bispinger Ortsteil Hützel ist bei Einheimischen als kritische Stelle bekannt. „Seit Jahren passieren dort immer wieder Unfälle“, sagte Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis jüngst bei der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause. Einheimische wüssten um die Problematik, dass die Vorfahrt von Verkehrsteilnehmern auf der K5, meist von der B209 kommend, oft missachtet werde. Aufgerüttelt sind Gemeinde und Politik nun durch die Unfallhäufung an Pfingsten mit mehreren Schwerverletzten und einer tödlich verunglückten Autofahrerin. Warnend steht nun das in Schild „Unfall - Pass auf!“ dort. Unmittelbar sondierte die Unfallkommission die Lage vor Ort und stellte fest, dass die Fahrbahnmarkierungen erneuert werden sollten, „zeitnah“ wie Erster Kreisrat Oliver Schulze noch im Verkehrsausschuss im Juni sagte. Dies ist bislang nicht geschehen. Eine Firma sei beauftragt, werde allerdings den Farbauftrag im Zuge mit Arbeiten an anderen Kreisstraßen verbinden. Ein Termin stehe nicht fest, heißt es aus der Pressestelle, aber eine Frist: bis Ende September.
Antrag beim Landrat abgegeben
Rat, Gemeinde und die Verkehrswacht Munster-Bispingen haben in großer Einigkeit einen gemeinsamen Antrag auf den Weg gebracht, der Forderungen nach weitergehenden Maßnahmen zur Verkehrssicherheit stellt (die BZ berichtete). Zu Beginn der Sommerferien hat Bülthuis den Antrag persönlich beim Landrat Jens Grote abgegeben. Dort befindet er sich in der Prüfung. Der Landkreis Heidekreis ist verantwortlich, da es sich um Kreisstraßen handelt. Bülthuis hofft, dass der Antrag in den Fachausschuss gegeben wird, damit sich die Politik damit auseinandersetzt.
Auffrischung der Markierung
Nachdem die aus Vertretern von Polizei, Straßenmeisterei und Verkehrsabteilung des Landkreises Heidekreises bestehende Unfallkommission sich vor Ort an der Unfallkreuzung in Bispingen getroffen hatte, wurde eine Auffrischung der verblassten Fahrbahnmarkierungen beschlossen (die BZ berichtete). Bülthuis bedauerte jedoch, nicht hinzugebeten worden zu sein. Die Gemeinde sei erst im Nachhinein über die Begehung informiert und lediglich über das Ergebnis in Kenntnis gesetzt worden. Die Kreuzung wurde trotz der schweren Folgen der Unfallserie nicht als Unfallschwerpunkt ausgewiesen. Begründung: Sie sei gut einsehbar und hinreichend ausgeschildert. Gemeinde, Politik und Verkehrswacht geht dies nicht weit genug. Sie fordern Stoppschild mit Haltelinie, Rüttelstreifen und langfristige Umgestaltung des Kreuzungsbereichs zu einem Kreiselverkehr.
Halte-Schild soll Unfallrisiko mindern
Auf Nachfrage teilt der Heidekreis mit, dass für die gewünschten Maßnahmen unterschiedliche Voraussetzungen vorliegen müssen. Das Schild „Halt. Vorfahrt gewähren“ sei nur anzuordnen, wenn die Sichtverhältnisse an der Kreuzung es zwingend erfordern oder es wegen der Örtlichkeit schwierig sei, die Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf der anderen Straße zu beurteilen oder es sonst aus Gründen der Sicherheit notwendig erscheint, einen Wartepflichtigen zu besonderer Vorsicht zu mahnen. Dass dies tatsächlich problematisch ist, hat ein ehemaliges Unfallopfer kürzlich in der Böhme-Zeitung sowie Leserbriefschreiber berichtet. Assistenzsysteme in den Fahrzeugen würde die Lage der Kreuzung verkennen und nicht warnen. Zudem führt die K5 kurz vor der Kreuzung durch ein waldreiches Gebiet. Auch Bülthuis sieht die gute, aber lange monotone Straßenlage als Ursache für die meist auswärtigen Autofahrer, die zu spät oder gar nicht das Vorfahrt-Gebot erkennen.
Spielraum bei Rüttelstreifen
Um Autofahrer aufzuschrecken, gibt es „Rüttelstreifen“. Für das Aufbringen gebe es keine einschlägige Vorschrift, heißt es aus der Pressestelle des Landkreises. Die Umsetzung müsse sinnvoll und notwendig sein. Da scheint es einen Ermessensspielraum zu geben. Ein Kreisverkehr richte sich außerhalb bebauter Gebiete überwiegend nach verkehrlichen und wirtschaftlichen Kriterien. Von Seiten der Polizei hieß es bereits dazu, dass andere Kreuzungen, die unfallträchtiger seien, Priorität hätten.
Unfallhäufigkeit senken
Wirksam und günstige Maßnahme zur Minimierung des Risikos Rüttelstreifen sind noch nicht so weit verbreitet in Deutschland. Sie werden aber zunehmend als probates Mittel eingesetzt, um Verkehrsteilnehmer zu Tempodrosselung und mehr Aufmerksamkeit zu bewegen. Es gibt sowohl die Varainte eines thermoplastischen Auftrags, den die Verkehrswacht Munster-Bispingen für die Kreuzung K5(K30 fordert. Oder einen eingefrästen Rüttelstreifen. Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat auf der A24 zwischen Hamburg und Berlin wissenschaftlich untersucht, ob sich im Vorher-Nachher-Vergleich auf einer begrenzten Kontrollstrecke die Unfallhäufigkeit signifikant sinken lässt. Die Anzahl der Unfälle durch Abkommen von der Fahrbahn nach rechts nahm um 43 Prozent ab, Unfälle aus anderen Fehlern, in der Regel durch Unaufmerksamkeit, sank um 34 Prozent. Es ist ein wirksames und günstiges Mittel zur Unfallvermeidung, wird festgestellt, da die volkswirtschaftlichen Verluste um ein vielfaches höher lägen.