Vergabe von Kita-Plätzen: „Das wird ein harter Kampf“
Man nehme: Niedriges Sozialprestige für Ausbildungsberufe, demografischer Wandel, Fachkräftemangel, zu niedrig angesetzte Bedarfsprognosen, hohe Krankenstände, Doppelverdiener-Haushalte als Regelfall, lange Wartezeiten für Baumaßnahmen und ganz viel Bürokratie. Alles gut zusammenrühren – fertig ist das deutsche Kita-Desaster. Gemessen an den Betreuungswünschen fehlen 2023 bundesweit bis zu 383.600 Kita-Plätze, hat die Bertelsmann-Stiftung ausgerechnet.
Konkret spürbar wird das in Kommunen wie Munster. Dort gibt es immer noch zu wenige Plätze, manche Familien werden im Vergabeverfahren das Nachsehen haben. Das Warten auf Zu- oder Absagen zerrt an den Nerven. „Die Eltern werden unruhig“, sagte Ina Kalfhaus. „Das merkt man seit zwei Wochen.“
Kitas bekommen Unmut der Eltern zu spüren
Kalfhaus ist Leiterin der katholischen Kindertagesstätte St. Michael und berichtete im Ausschuss für Schule und Kindertagesstätten von der Situation ihres Hauses, das in diesem Jahr 45 Kinder aufnimmt. Im Hort- und Krippenbereich übersteige die Nachfrage das Angebot deutlich. „Bei uns stehen täglich Eltern vor der Tür oder rufen an. Die müssen zurück in ihr Arbeitsleben“, schilderte sie die Lage. Der Unmut nehme zu, das bekämen alle Einrichtungen zu spüren. „Das ist sehr emotional. Man möchte helfen, kann aber nur die Plätze vergeben, die zur Verfügung stehen. Das wird noch ein harter Kampf.“
In der Sitzung wurde klar, warum über Anträge nicht schneller entschieden wird. Die Verwaltung um Bürgermeister Ulf-Marcus Grube verwies auf die Sozialauswahl nach einem Punktsystem und große Planungsunsicherheiten. Unklar sei etwa, wie viele Integrationskinder anerkannt werden, wie groß der „interne Kita-Aufwuchs“ aus dem U3- in den Ü3-Bereich ausfällt, wie viele reifebedingte Rückstellungen vom Schulstart es geben wird und wie viele „Flexi-Kinder“ bis zum 1. Mai noch für eine frühe Einschulung angemeldet werden.
Perspektivisch soll die Zahl der Plätze weiter steigen – aber nicht nur in Munster, sodass der Wettbewerb um Personal noch härter wird. „Unsere Fachkräfte sind wirklich am Limit“, berichtete Kalfhaus von hoher Belastung und entsprechenden Krankenständen.
Immerhin werde sich die Situation in der Kindertagesstätte St. Michael ab dem Sommer etwas entspannen, weil neue Mitarbeiterinnen verpflichtet werden konnten. Ein Lichtblick für die Kommune ist das aber nur bedingt, zeigte sich auf Nachfrage des Ausschussvorsitzenden Gerd Engel (CDU). Die neuen Kräfte wechseln nur innerhalb Munsters den Arbeitgeber. Sie fehlen künftig an anderer Stelle.