Ankunftszentrum Camp Oerbke ist jetzt Geschichte

Dieses Gebäude wurde zuletzt für das Ankunftszentrum Camp Fallingbostel-Oerbke genutzt. In gut vier Wochen soll es mit dem gesamten Kasernenkomplex an die Bundeswehr übergeben werden. Foto: mü

Die Kasernenanlage in Bad Fallingbostel/Oerbke wird nicht länger als Ankunftszentrum oder wie am Schluss als Notunterkunft genutzt. Zuletzt hatte die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB NI) die bis 2015 von der britischen Armee genutzten Kasernenanlage betrieben. Der letzte Bus mit Geflüchteten hat die Einrichtung am Hartemer Weg am Montag verlassen. Doch das war es noch nicht ganz. „Heute verlässt der allerletzte Bewohner die Einrichtung“, sagte eine Sprecherin der Landesaufnahmebehörde (LAB) Niedersachsen am Dienstagvormittag.

Nachdem der Termin aufgrund des starken Zulaufs mehrmals verschoben werden musste, soll das Camp Fallingbostel-Oerbke also definitiv zum Jahreswechsel an die Bundeswehr übergeben werden. Der bereits begonnene Rückbau der Anlage werde fortgesetzt, damit sie wie vorgesehen zum Jahreswechsel an den Eigentümer zurückgegeben werden könne. Dort sollen zukünftig Bundeswehrsoldaten stationiert werden.

Nach Angaben der LAB-Sprecherin wird es eine Übergabe ohne Zeremoniell oder großen Bahnhof sein. In der vergangenen Woche habe es eine interne Abschiedsfeier mit kommunalen Vertretern, ehemaligen Standortleitern, Vertretern der Polizei und des niedersächsischen Innenministeriums gegeben.

Von Seiten der LAB bedauere man angesichts des erwarteten anhaltenden Zugangs von Geflüchteten den Wegfall der Aufnahmekapazitäten der Kasernenanlage. Die Nutzung der Unterkunft in Bad Fallingbostel durch die Landesaufnahmebehörde endet offiziell am 30. November. Hierdurch fallen 500 Plätze weg. Da die Schließung schon lange feststand, sei frühzeitig begonnen worden, die wegfallenden Plätze zu kompensieren. Die aktuelle Gesamtkapazität der Landesbehörde beträgt nach Angaben der Sprecherin 11 941 Plätze, davon 7633 in Notunterkünften. Belegt waren am Montag, 24 Uhr, 7450 Plätze, davon 390 in Notunterkünften. Die Kapazitäten sollen zeitnah erhöht werden. So startet in der kommenden Woche, voraussichtlich am 4. Dezember, erneut die Belegung in der Messehalle Hannover. Die Messehalle in der Landeshauptstadt hat eine Kapazität von etwa 3000 Plätzen.

Die Rheinarmee nutzte die ehemalige Wehrmachts-Kasernenanlage seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Sommer 2015. Bereits kurz nach dem Abzug der britischen Soldaten trafen im September 2015 die ersten zwei Busse mit Geflüchteten ein, größtenteils Syrer, die vor dem Bürgerkrieg in ihrem Heimatland geflohen waren. Nachdem im vergangenen Jahr die Entscheidung gefallen war, das Camp Fallingbostel-Oerbke als Unterkunft für Geflüchtete aufzugeben, ist die Belegung sukzessive zurückgefahren worden.

Ingesamt 61 800 Geflüchtete untergebracht

Ab dem Jahr 2015 wurde das Kasernenareal am Hartemer Weg in Bad Fallingbostel zunächst als Notunterkunft durch die Hilfsorganisationen DRK und Johanniter in Betrieb genommen. Ab März 2016 erfolgte die Nutzung der Einrichtung als Ankunftszentrum. Insgesamt wurden rund 61 800 Personen in der Einrichtung untergebracht. Die Daten beziehen sich auf den Zeitraum von März 2016 bis November 2023. Aus der Zeit der Notunterkunft gibt es nach Angaben der Landesaufnahmebehörde keine Zugangs- und Belegungszahlen.

Reinhard Vorwerk