Mit dem Abi auch den Trainerschein ablegen

Voller Bewegungsfreude unterstützen Lehrerin Nicole Snaschel-Chiarello (links) und Franziska Cludius (rechts) die Ambition der Abiturienten Collin Arboleda (Zweiter von links), Leonie Eggersglüß, Linus Wiek und Claas Köhler für den Trainerschein. Foto: jul

Sportvereine stehen vor großen Herausforderungen: Zum einen geht es um Mitgliedergewinnung, aber auch um zusätzliche Übungsleiter. Denn nicht jeder Sportwillige kommt derzeit zum Zuge. Die Wartelisten sind zum Teil lang, weiß Franziska Cludius, Sportreferentin beim Kreissportbund. Gerade im Kinder- und Jugendbereich fehlen Trainer. Bundesweit sind 90 000 Trainerlizenzen im Breitensport im vergangenen Jahr ausgelaufen, so Cludius. Viele Übungsleiter hätten nach der Corona-Zeit ihre Lizenzen nicht aufgefrischt, sodass sie abgelaufen seien. Mit einem Sonderförderprogramm will der Landessportbund Übungsleiter reaktivieren, ihnen ein Comeback bescheren.

Zusätzlich sollen aber auch junge Erwachsene für eine Lizenzausbildung gewonnen werden. Der Landessportbund Niedersachsen arbeitet dazu mit der Kooperativen Gesamschule (KGS) in Schneverdingen seit dem Frühjahr ein Konzept aus, das landesweit ein Vorbild sein soll für Kooperationen zwischen Schulen und Sportbund. Lehrerin Nicole Snaschel-Chiarello unterrichtet zehn Abiturienten im Prüfungsfach Sport, die durch das geförderte Pilotprojekt die Trainer-C-Lizenz im Breitensport ablegen. Nach dem Abi kann sich Leonie Eggersglüß vorstellen, eine Kindergruppe im Cheerleading zu leiten. Auch Collin Arboleda, Stürmer des Fußball-Kreisligisten Sportfreunde Bispingen, gibt sein Wissen gern an Kinder weiter. „Ich hatte durch einen Kollegen aus Bremen davon gehört, dass eine Zusammenarbeit mit dem Sportbund möglich ist“, sagt Snaschel-Chiarello. Doch bislang lief die Zusammenarbeit mit Schulen sehr vage und individuell. Nun wird es auf sichere Füße gestellt. Es soll Hand und Fuß haben, so Cludius.

Mehrwert für die jungen Erwachsenen sei nicht nur das ehrenamtliche Engagement, sondern gute Chancen auf einen Nebenjob während des Studiums. Die Nachfragen an den Universitäten seien jedenfalls hoch, weiß Snaschel-Chiarello zum Beispiel aus Hannover.

Vorteil für die KGS-Schüler in den Jahrgängen 12 und 13 ist, dass nur 40 statt der sonst üblichen 120 Lerneinheiten für den Trainerschein geleistet werden müssen. Möglich wird dies, da eine Vielzahl von Inhalten durch den Sportunterricht abgedeckt und anerkannt werden. So gehört beispielsweise der Aufbau einer Trainingsstunde dazu. Dies wird wie eine Referatsleistung gewertet. Außerschulisch verpflichten sich die Abiturienten an zwei Wochenenden intensiv zum Lehrgang beim Sportbund. Inhalte sind unter anderem „Verantwortung und sichere Gruppenleitung“, „Prävention von sexualisierter Gewalt“, aber auch Inklusion. Das Einzige, was die KGS-Schüler selbst übernehmen müssen, sind die Kosten für einen Erste-Hilfe-Lehrgang, den sie üblicherweise zum Führerschein ohnehin ablegen müssen.

Kompetenzsteigerung durch Trainerschein

Um eine Gruppe im Breitensport zu leiten, ist nicht zwingend eine Trainerlizenz nötig. Vorteil sei aber, so Sportreferentin Franziska Cludius, dass es eine Kompetenzsteigerung für den Übungsleiter als auch für den Verein gibt. Seit Oktober bietet der Landessportbund sogenannte Refresherkurse an, um eine abgelaufene Lizenz zu reaktivieren. In Bezug auf die Kooperation mit Schulen weist sie daraufhin, dass sich andere Schulen gerne melden können. Sport muss nicht zwingend ein Prüfungsfach sein, wie es im Falle der Abiturienten ist. Kontaktaufnahme unter (05161) 4874411.

Julia Dührkop