Erste Nordkreis-Kommune ganz ohne Postfiliale
„Das neue Postdienstgebäude ist nun seiner Bestimmung übergeben“, verkündete die Böhme-Zeitung am 20. Februar 1970 und hob begeistert die „schönen, modern hergerichteten Räume“ hervor, die der Post fortan in Wietzendorf zur Verfügung stünden. Die Einweihungsansprache hielt ein Abgesandter des Postamts Soltau. Er lud die Zuhörerschaft zu einem kurzweiligen Streifzug durch die Geschichte der Wietzendorfer Post ein.
Diese spielte für das Honigdorf tatsächlich eine nicht zu unterschätzende Rolle. 1675 erhielt Wietzendorf seine erste Poststelle, eingerichtet im repräsentativen Gebäude des späteren Gasthauses und Hotels Hartmann, das im Corona-Jahr 2021 insolvent ging. Lange profitierte die Ortschaft zudem von ihrer Lage an der wichtigen Post- und Frachtstraße zwischen Harburg und Celle. Bis 1796 befand sich in Wietzendorf eine einträgliche Zollstelle, wie dem Kirchengemeindenlexikon der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers zu entnehmen ist.
Ende der langen Wietzendorfer Postgeschichte
2023 gelangt die lange Wietzendorfer Postgeschichte nun zu einem jähen Ende. Abgesehen von sieben Briefkästen bleibt nichts mehr übrig. Anita Hillmer, bislang Betreiberin einer kleinen Post-Annahmestelle an der Wiesenstraße, hat sich zum Jahresende aus Altersgründen zurückgezogen. Damit ist Wietzendorf die erste Kommune im nördlichen Heidekreis ohne jegliche Postfiliale.
Das soll nicht so bleiben, heißt es bei der Gemeinde. Man verhandle mit der Post über eine Nachfolgelösung. Einen Starttermin für eine neue Filiale im Dorf, die dann wohl von der Deutschen Post selbst betrieben werden müsste, gibt es aber noch nicht. Als Standort sind Räume in den „Coworking Spaces Honnigwaav“ im Gespräch.
Im Heidekreis verschwanden mit dem Jahreswechsel neben der Poststelle in Wietzendorf auch die drei Filialen der Postagentur Glück in Soltau, Bomlitz und Bad Fallingbostel. Eine Nachfolgelösung existiert bislang nur in Soltau, wo Papier Ehlen den Service übernimmt (siehe BZ vom 29. Dezember).
Die Deutsche Post wurde vor 28 Jahren in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Im rückläufigen Briefgeschäft blieb der Ex-Monopolist auf dem deutschen Markt dominant, im wachsenden Paketgeschäft erwuchs ihm starke Konkurrenz. Die Deutsche Post DHL Group setzt in dem Segment – auch im Heidekreis – auf Paketstationen. Dort können rund um die Uhr Sendungen abgeholt sowie Pakete und Päckchen verschickt werden. Für Anbieter von Postdienstleistungen stellen Paketstationen eine Konkurrenz dar, die den wirtschaftlichen Betrieb nicht eben einfacher macht.
Garantierte Post-Grundversorgung
Auch als privates Unternehmen hat sich die Deutsche Post AG verpflichtet, den Erfordernissen der Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV) zu entsprechen. Die Verordnung regelt unter anderem, dass die Zahl der Filialen bundesweit nicht unter 12.000 sinken darf und es in jeder Gemeinde mit mehr als 2.000 Einwohnern eine solche geben muss – also auch in Wietzendorf. Doch in kleineren Orten externe Anbieter für Postdienstleistungen zu finden, fällt dem Unternehmen offenbar immer schwerer. Filialen mit eigenem Personal zu betreiben kommt in der Regel nur als Übergangslösung in Betracht.