Dethlinger Teich: Gepanzerter Bagger und Radlader mit Splitterschutz für 1,2 Mio. Euro sind geordert
Mit 97 mal 106 Metern Außenkanten und 27 Metern Höhe reicht die bereits bei einem Bergender Unternehmen im Bau befindliche Werkhalle über dem Dethlinger Teich an die Ausmaße der Breslauer Jahrhunderthalle heran. Die Traglast des gewaltigen Baus mit einer Dachfläche von 10000 Quadratmetern liegt dabei ausschließlich auf den Außenpfeilern. Doch nicht nur mit der Halle kommt das zurzeit bundesweit größte Sanierungsprojekt im Bereich der Kampfmittelräumung gut voran. „Die Grundwasseraufbereitungsanlage läuft bereits problemfrei“, freut sich Bubke, der die Anlage auch vom Handy aus überwachen kann.
Baumaschinen sollen 3 Kg TNT-Detonation standhalten
Jetzt hat der Landkreis die Herstellung gepanzerter Baumaschinen vergeben. Ein Bagger mit Atemluftanlage und zusätzlicher Flaschenluftanlage wird mit einer Panzerung erstellt, der einer Detonation von drei Kilogramm TNT unter der Kabine und dem Laufwerk standhalten soll. Carsten Bubke von der Fachgruppe Wasser Boden Abfall des Landkreises Heidekreis vermutet, dass es bundesweit das einzige derartige Gerät sein dürfte. Ebenfalls vergeben ist die Herstellung eines Radladers mit Splitterschutz, dessen Frontscheibe allein 7 Zentimeter dick ist. Während die Halle rund 5 Millionen Euro kostet, werden für die beiden Baumaschinen rund 1,2 Millionen Euro veranschlagt. Die Gesamtkosten werden zurzeit mit 62 Millionen Euro geschätzt. Weiterhin plant der Kreis noch vier Kranfahrzeuge für die Bergung der Kampfmittel, einen Rettungswagen und einen Kleinbus zum Transport der Mitarbeiter in Schutzanzügen ein - alles Elektrofahrzeuge, wie Bubke betont. Derweil entsteht am Rande des Dethlinger Teichs eine neue burgartige Containeranlage als Verwaltungs- und Überwachungskomplex, in der zurzeit die Böden verlegt werden. Als nächstes wird die 22 Meter tiefe Spundwand um den Teich herum in den Boden getrieben. Doch das ist nicht alles. Rund 400 Punkte sind bis Ende 2022 abzuarbeiten. „Das nächste halbe Jahr wird uns vor allem die Koordination der verschiedenen Gewerke auf Trab halten“, blickt der studierte Umwelttechniker Bubke nach vorn. Die Zuwegungen zum Dethlinger Teich müssen für den Schwerlastverkehr ertüchtigt, die umfassende Videoüberwachungsanlage für die Innen- und Außenbereiche ausgeschrieben, die Abwasser- und Regenwasserentsorgung mit Rückhaltebecken und Ablauf zum nächsten Vorfluter sowie eine rund 1000 Meter lange Einzäunung errichtet werden, ohne dass sich die Gewerke gegenseitig ins Gehege kommen.
Toxischer Mix fordert heraus
Der Dethlinger Teich ist eine Kieselgurgrube rund drei Kilometer südöstlich Munsters, in der nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1952 Kampfmittel vergraben wurden. Jetzt wird die gesamte Anlage saniert, die Kampfmittel beseitigt. Bisher entdeckt wurden Kampfstoff mittel wie verschiedene Loste, Lungenkampfstoffe wie Chlor und Diphosgen, Nasen- und Rachenkampfstoffe, Nervengifte wie Tabun, Sarin sowie Blut-, Brand und Nebelkampfstoffe.