Polizei verzeichnet mehr Fälle von Cybergrooming
Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren haben im Jahr 2020 täglich rund 258 Minuten im Internet verbracht. Das sind vier Stunden und 18 Minuten am Tag. Dieses Umfrageergebnis bestätigt den Trend, den das Bundesministerium für Familie mit dieser Studie belegt. Damit steigt auch das Risiko des Cybermobbings, also von Diffamierungen über soziale Netzwerke. Es ist davon auszugehen, dass sich die Dauer sogar in den Corona-Jahren noch erhöht hat, wie Jugendschutzbeauftragte Sandra Wendt von der Polizeiinspektion Heidekreis am Rande der Fachtagung Cybermobbing sagt.
Keine konkreten Zahlen für den Heidekreis
Sie nimmt in der Region gehäufte Fälle von Cybergrooming wahr. Dahinter verbirgt sich das virtuelle Anpirschen von Erwachsenen an Kinder und Jugendliche, um sich deren Vertrauen zu erschleichen und sie zu überreden, zum Beispiel Nacktfotos von sich zu schicken. Wie viele solcher Fälle genau im Heidekreis geschehen sind, darüber gibt es bei der Polizei keinen konkreten Überblick. „Das liegt daran, dass Mobbing selbst kein Straftatbestand ist“, sagt die Polizistin, „aber alles was dazu gehört wie Beleidigungen, üble Nachrede bis hin zu Verleumdungen, kann zur Anzeige gebracht werden.“ Die Polizei filtert die Anzeigen bislang nicht nach Alter, so dass keine Fallzahlen aus der Region vorliegen.
Kränkungen und Selbstzweifel
Dennoch tritt Cybermobbing verstärkt auf: Bettina Allzeit und Alena Mekwinski haben in der Freizeitbegegnungsstätte (FZB) in Schneverdingen täglich damit zu tun. Kränkungen, Enttäuschungen, Selbstzweifel bis hin zu Selbstmordgedanken können die Folge von Cybermobbing sein. Um Lehrer und Sozialpädagogen stärker für das Thema zu sensibilisieren und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, hat das Leitungsteam des FZB zum Abschluss der Aktionswoche eine Fachtagung organisiert. Eine wichtige Botschaft: Bei Nacktfotos oder Verschmähungen ist sofort der Betreiber der Internetseite zu informieren und um das Löschen der Fotos und Kommentare zu bitten. Vorher sollten aber unbedingt Screenshots gemacht werden, um der Polizei Beweismaterial zu sichern. Messengerdienste wie Whatsapp haben im Menü den Unterpunkt: Problem melden. Knapp 20 Teilnehmer erlebten Sandra Wendt von der Polizei, Medienmanager Christopher Trost und Andrea Buskotte von der Landesstelle für Jugendschutz in Hannover. Ursprünglich war die Veranstaltung in größeren Rahmen geplant. Aufgrund der Corona-Lage gab es kurzfristig mehrere Abmeldungen, auch FZB-Leiterin Allzeit konnte krankheitsbedingt nicht teilnehmen.