Die Führung im Gefecht als Messlatte des Handelns
Der erste Sturm am Donnerstag hatte die vorbereitete Tribüne für die Ehrengäste des Übergabeappells der Panzertruppenschule so sehr in Mitleidenschaft gezogen, dass der Dienstleister nicht mehr für die Standfestigkeit garantieren wollte. So mussten mehr als 30 Leopard-Panzer ihre Garage“ im T-Bereich räumen, damit dort das Gestühl mit dem nötigen Abstand für die 190 Gäste aufgestellt werden konnte.
Der Übergabeappell galt der Verabschiedung des Kommandeurs Brigadegeneral Ullrich Spannuth, der von 2019 bis zum gestrigen Freitag an der Spitze der größten Ausbildungseinrichtung des Heeres gestanden hatte, so Generalmajor Michael Hochwart, Kommandeur des Ausbildungskommandos in Leipzig. Sein Nachfolger wurde Brigadegeneral Björn F. Schulz.
Spannuth ging vor den Gästen aus dem militärischen und zivilen Bereich, an der Spitze der stellvertretende Ministerpräsident Dr. Bernd Althusmann, sowie den angetretenen Abordnungen der Schule und der zivilen Mitarbeiter auf die "zweieinhalb ereignisreichen Jahre“ ein. Corona habe zwar hinter allem gestanden, aber habe uns nicht davon abgehalten, was im Fokus jeden militärischen Handelns stehen muss: erfolgreiche Auftragserfüllung“.
Unsere Bündnispartner und unsere Freiheit verteidigen
Der scheidende Kommandeur erinnerte daran, dass die Panzertruppenschule ihren Kernauftrag verfolgt habe. Sie habe die angehenden militärischen Führer der Panzertruppen, der Artillerie und der Heeresaufklärungstruppe so ausgebildet und so geprägt, dass sie als Führer im Gefecht ihren Auftrag erfolgreich erfüllen können“. Das müsse die Messlatte des Handelns sein. "Denn am Ende werden wir genau daran gemessen.“ So schlug er den Bogen zu den Soldaten, die Anfang der Woche nach Litauen verlegt worden waren und von denen erwartet werde, dass sie – wenn es erforderlich sei – "im Gefecht bestehen können, um unsere Bündnispartner, um unsere Freiheit verteidigen zu können. Auch wenn wir hoffen, dass der Frieden bewahrt wird.“ Die Pflicht der Panzertruppenschule sei es, "in der Ausbildung unseren Beruf stets vom scharfen Ende her zu denken. Es nicht zu tun wäre fahrlässig. Das Gefecht kennt keine Ausreden.“
Beim Übergabeappell der Panzertruppenschule ging der scheidende Kommandeur Brigadegeneral Ullrich Spannuth nicht nur auf die militärische Ausbildung der Offiziere ein, sondern sprach auch das Ethos der Soldaten an, das auf einem festen Wertekompass fuße. Er mahnte, wachsam zu sein gegenüber jenen, "die stets die einfachsten Antworten auf die komplexesten Fragen haben und ihr Denken und Handeln ausschließlich darüber definieren, gegen wen sie eigentlich sind. Wir müssen jenen mit aller Konsequenz entgegentreten, die heute Hass predigen, aber die Greuel von gestern bagatellisieren.“ Spannuth verschwieg nicht, dass die Rahmenbedingungen in den vergangenen zweieinhalb Jahre nicht ideal und mit Blick auf die materielle Einsatzlage oft unzureichend waren. Er bat seine Soldaten, niemals das erste "Es geht nicht“ zu akzeptieren. Als militärische Führer seien sie vor allem dazu da, Widerstände, Hürden und Hindernisse zu überwinden. "Bleiben Sie deshalb bitte so, wie ich sie erleben durfte: Führen und gestalten, entscheiden und verantworten Sie.“
In seiner Zeit in Munster sei die Offizierausbildung neu ausgerichtet worden. "Mehr Truppengattungsfokus, mehr Wirklichkeit. Gut so“, lautete seine Bewertung. Er freute sich dass, die Panzertruppenschule, davor Ausbildungszentrum Munster, ihren alten Namen wieder erhalten habe.
Der General wies auf die unverändert fortgeführten Veranstaltungen zum Volkstrauertag hin und auf die Beteiligung junger Offizieranwärter aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland sowie der Schüler des Gymnasiums und der Realschule Munster. Er sah darin eine wichtige Symbolik: Dem Vergangenen gedenken, um die Zukunft zu gestalten.
Spannuth bat zudem um eine Gedenkminute für die in den zweieinhalb Jahren verstorbenen Soldaten beziehungsweise zivilen Mitarbeiter. Ihnen zur Ehre spielte das Heeresmusikkorps Hannover "Ich hatt' einen Kameraden“.
Der Kommandeur des Ausbildungskommandos aus Leipzig, Generalmajor Michael Hochwart, versicherte, dass Spannuth seinen Auftrag "hervorragend erfüllt“ habe. Das Motto "Mit Begeisterung führen“ stamme von ihm. Er habe die Offizierweiterbildung als Herzensanliegen begriffen und die Durchhaltefähigkeit des Schützenpanzers Puma habe sich deutlich verbessert. Er habe zudem zusammen mit Brigadegeneral Dr. Christian Freuding von der Panzerlehrbrigade 9 die Ausbildungslehrübung ALÜ neu gestaltet Hochwart nahm die Truppenfahne von Spannuth entgegen, entband diesen von dem Kommando und überreichte sie dem neuen Kommandeur Schulz und übertrug ihm damit das Kommando über die Panzertruppenschule.
Spannuth bestieg abschließend einen der sechs von der neuen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am 7. Februar übergebenen neuen kampfwertgesteigerten Kampfpanzer Leopard 2A7V und fuhr die Front der angetretenen Soldaten ab. Brigadegeneral Ullrich Spannuth geht jetzt ein Jahr in den Irak.
Neuer Kommandeur ist Brigadegeneral Björn F. Schulz
Der neue Kommandeur der Panzertruppenschule, Brigadegeneral Björn F. Schulz, ist 1988 als Wehrpflichtiger bei der 2./Panzergrenadierbataillon 22 in Braunschweig in die Bundeswehr eingetreten. 1988 bis 1991 erfolgte die Ausbildung zum Offizier. Von 1991 bis 1995 studierte er an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Politikwissenschaften. Verwendungen als Zugführer und Kompaniechef folgte von 2001 bis 2002 ein Generalstabslehrgang an der Führungsakademie. Nach Stabsverwendungen war Schulz von 2007 bis 2009 Kommandeur des Panzergrenadierlehrbataillons 92 in Munster und 2008 Kommandeur des DEU-Einsatzbataillons KFOR im Kosovo. 2014 bis 2017 war Schulz Stabschef der 1. Panzerdivision und des Train Advise Assist Command North in Mazar-e-Sharif (Afghanistan). 2017 bis 2019 leitete er das Referat Strategie und Einsatz II1 im Verteidigungsministerium. Von 2019 bis 2021 war Schulz Kommandeur der Panzerbrigade 12 "Oberpfalz“ in Cham. Schulz ist Jahrgang 1967, verheiratet und hat zwei Kinder.