Hausarztsuche in Munster muss nicht erfolglos sein

Gerade in großen Praxen gibt es in Munster einen Aufnahmestopp, weil sie aus zeitlichen Gründen keine Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen können. Foto: Rainer Sturm/pixelio

Gerade in großen Praxen gibt es in Munster einen Aufnahmestopp, weil sie aus zeitlichen Gründen keine Patientinnen und Patienten mehr aufnehmen können. Foto: Rainer Sturm/pixelio

Der Versorgungsgrad mit Hausärzten ist in Munster zumindest auf dem Papier in Ordnung. Er liegt bei 103,8 Prozent. Dennoch erklärte jetzt gegenüber der Böhme-Zeitung eine Leserin, dass sie verzweifelt auf der Suche nach einer neuen Hausärztin oder einem Hausarzt ist: „Ich finde keinen in Munster, und in Soltau nimmt mich niemand, weil ein Hausarzt nicht zu Hausbesuchen bis nach Munster fährt.“

Ein Rundruf bei den Praxen der Örtzestadt bestätigt zumindest zum Teil die Einschätzung der Leserin. Bei einigen Hausärzten gibt es tatsächlich einen Aufnahmestopp, andere erklärten, dass es bei Bedarf Möglichkeiten gebe, aber es sei schwierig. Wenn alle Ärztinnen und Ärzte, die schon 65 Jahre alt seien, jetzt in Rente gingen, dann sei es noch schlechter, hieß es aus einer Praxis.

Förderung für drei Praxen

Die Kassenärztliche Vereinigung hat sich in den vergangenen Monaten und Jahren stark für Munster eingesetzt. Inzwischen werden drei Praxen mit entsprechenden Förderprogrammen unterstützt, um die Situation zu stabilisieren. „Wir gehen davon aus, dass wir dort gut versorgen“, so der zuständige Geschäftsführer der Bezirksstelle Verden, Michael Schmitz.

Tatsächlich gibt es nach seinen Worten noch Kapazitäten in Oerrel. Dort hat sich erst im März 2019 Carola Doorentz nach dem Aus des medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) selbstständig gemacht. Und auch Dr. Maria Hohls, die Ende 2020 in Munster in der Wagnerstraße neue Räume bezogen hat, nimmt weitere Patientinnen und Patienten in ihrer Hausarztpraxis auf.

Selbst in der aktuellen Urlaubszeit ist sie zumindest im Notfall für ihre Patienten da. Möglich macht das die digitale Ausrichtung ihrer Praxis, so Maria Hohls. Per Videosprechstunde stehe sie ihren Patienten zur Verfügung – falls es denn in dem Rahmen möglich sei. Sonst überweise sie natürlich auch an einen Vertreter.

Gewöhnungsbedürftig ist möglicherweise die Anmeldung in ihrer Praxis. Sie soll im besten Fall – um Wartezeiten zu vermeiden – via Internet über www.arztpraxis-hohls.de erfolgen. Wer das nicht kann, kann per Anrufbeantworter Termine anfragen und wird zurückgerufen. „Wir haben in den Coronazeiten gemerkt, dass die Patienten durchaus online gut agieren können“, so Hohls. Noch stecke die Praxis in den Anfängen, die Termine aber könnten die Patienten eben selbst digital „machen“, da bleibe mehr Zeit für die Behandlung.

Die Kassenärztliche Vereinigung betont, dass in Munster sich bis zu einem Versorgungsgrad von 110 Prozent weitere Interessenten niederlassen könnten. Kapazität für einen weiteren Hausarzt gebe es also. Und im Gegensatz zu Munster seien andere Regionen im Heidekreis nicht so gut besetzt.

Sechs weitere Hausarztpraxen im Bereich Soltau möglich

Im Vergleich zur Hausarztversorgung in Munster ist der Mittelbereich Soltau, mit den weiteren Nordkreiskommunen, lange nicht so gut besetzt. Laut Kassenärztlicher Vereinigung (KVN) leben dort rund 56300 Menschen, ein Hausarzt soll gut 1500 Patientinnen und Patienten versorgen.

In der Mittelregion Soltau praktizieren aktuell 34,5 Hausärzte, damit beträgt der Versorgungsgrad 94,1 Prozent. Wäre im Mittelbereich Munster noch Raum für eine weitere Praxis könnten sich im Raum Soltau sogar sechs weitere Hausärztinnen und Hausärzte zusätzlich niederlassen, so die KVN.

Im Mittelbereich Walsrode leben gut 69600 Menschen. Dort ist rechnerisch ein Hausarzt für gut 1600 Bürgerinnen und Bürger zuständig. Zusammengerechnet praktizieren in dem Bereich 40,5 Hausärzte und es gibt damit einen Versorgungsgrad von 96 Prozent. Auch dort könnten sechs weitere Hausarztpraxen öffnen.

Die KVN geht aktuell davon aus, dass bis 2035 die Anzahl der Hausärztinnen und Hausärzte in Niedersachsen auf rund 3750 sinken wird. Im Moment sind es etwas mehr als 5000 Mediziner in dem Bereich tätig. Auch in der fachärztlichen Versorgung werde es eine starke Tendenzen in Richtung Unterversorgung in den ländlichen Planungsbereichen geben. Betroffen seien die Fachgruppen der Augenärzte, HNO-Ärzte, Hautärzte, Nervenärzte und Urologen, so Pressesprecher Detlef Haffke.

9,25 Hausärztinnen und Hausärzte

Munster bildet im Bezirk der Kassenärztlichen Vereinigung Verden, zu dem der Heidekreis gehört, aufgrund seiner exponierten Lage einen eigenen Mittelbereich. In der Region leben aktuell mehr als 15100 Menschen, ein Hausarzt soll laut Bedarfsplanung knapp 1700 Patientinnen und Patienten versorgen. In Munster sind 9,25 Hausärztinnen und Hausärzte niedergelassen. Der Versorgungsgrad beträgt damit 103,8 Prozent. at