Erixx-Ausfälle „für Fahrgäste nicht akzeptabel"
Lokführer war mal der Traumberuf vieler Jungen. Das ist vorbei. Der Fachkräftemangel setzt den Bahnunternehmen kräftig zu. Das sorgt nicht nur dafür, dass der Berufsstand bei Tarifverhandlungen gute Karten hat, sich selbstbewusst und streikfreudig gibt. Es sorgt auch zunehmend dafür, dass Züge ausfallen müssen, insbesondere in Ferienzeiten mit ausgedünnter Personaldecke. „Fast alle Eisenbahnverkehrsunternehmen haben Probleme, ausreichend Triebfahrzeugführer vorzuhalten“, erklärt ein Sprecher der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) gegenüber der Böhme- Zeitung. „Allerdings nicht in dem Umfang, wie es aktuell im Heidekreuz der Fall ist“.
Passagiere brauchen starke Nerven
Auf den von Erixx im Heidekreuz bedienten Bahnstrecken zwischen Bremen und Uelzen sowie Buchholz in der Nordheide und Hannover, die beide über Soltau führen, brauchen Passagiere derzeit starke Nerven. Und das hat wenig mit dem Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer zu tun, der unmittelbar nur die Deutsche Bahn und ihre Tochtergesellschaften betrifft.
Auf den Erixx-Strecken kam und kommt es nicht nur zu vereinzelten Zugausfällen und Verspätungen – teilweise geht auf der Schiene gar nichts mehr. Ersatzverkehr mit Bussen sorgt notdürftig für die Aufrechterhaltung des Personennahverkehrs. Das gilt bis zum 12. September zwischen Soltau und Verden mit Anbindung an die Züge von und nach Bremen im Bahnhof Verden. Zwischen Soltau und Uelzen bleibt es beim Zweistundentakt. „Die Situation ist sehr unbefriedigend und für die Fahrgäste nicht akzeptabel“, erklärt der LNVG-Specher.
"Betreiberwechsel verunsichern das Personal"
Erixx ließ eine Presseanfrage der BZ unbeantwortet. Dirk Schlömer, Vorstandsmitglied des gewerkschaftsnahen Vereins „Mobilfair – für fairen Wettbewerb in der Mobilitätswirtschaft“, sieht die aktuellen Probleme des Unternehmens auch als Folge davon, dass die betroffenen Bahnstrecken ab dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember von Start Deutschland bedient werden.
„Wechsel der Betreiber führen generell zur Verunsicherung des Personals. Erixx verliert circa 50 Prozent der bisherigen Verkehre. Dieser Verlust wird sich auf die Struktur des gesamten Unternehmens auswirken, weil unsicher ist, ob Einsatzstellen in dieser Form beibehalten werden und sich somit Fahrtstrecken zur und von der Arbeit verlängern“, sagt Schlömer. Obwohl der Übergang des Personals geregelt ist, „haben sich einige Triebfahrzeugführer bereits selbst einen anderen Arbeitsplatz gesucht“, so Schlömer. „Ersatz hierfür wurde von Arbeitsverleihern beschafft, die Leihlokführer anbieten. Anscheinend funktioniert dies aber nicht zufriedenstellend.“
Hoffnung auf stabilere Personalsituation beim neuen Betreiber
Das Bahnunternehmen Start Deutschland GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der DB Regio AG. Die DB AG und die Eisenbahn- und Verkehrsgesellschaft (EVG) haben 2018 vereinbart, dass für Mitarbeiter der Start GmbH die gleichen tariflichen Bestimmungen gelten wie für die des Mutterunternehmens. Da die DB AG zudem das größte Ausbildungsunternehmen für Triebfahrzeugführer in Deutschland ist, rechnen Insider damit, dass mit dem Betreiberwechsel auch eine stabilere Personalsituatiuon einhergehen könnte.