Rückenstärkung für Litauen gegenüber Russland
Mit „sehr, sehr gut“ bewertete Brigadegeneral Dr. Christian Freuding, Kommandeur der Panzerlehrbrigade 9 in Munster, am gestrigen Montagmittag den Ausbildungsstand seiner in Litauen für ein halbes Jahr eingesetzten Soldaten und bescheinigte ihnen Einsatzbereitschaft. Der General war erst am Freitag von einer Inspektionsreise aus dem Standort Rukla zurückgekehrt, bei der ein Nato-Team unter seiner Leitung die Einsatzbereitschaft des Gefechtsverbands überprüft hatte.
Seit Februar ist das Panzerlehrbataillon 93 aus Munster federführend in Litauen (siehe unten). Freuding erläuterte, dass die vor Ort eingesetzten Truppen von den Litauern geschätzt werden, weil deren Anwesenheit „gelebte Bündnissolidarität“ sei. Das zeige sich auch dadurch, dass der Staatspräsident bei Übungen jeweils vor Ort sei.
Die Inspektion fand im Rahmen der zehntägigen Übung „Iron Wolf“ statt, an der 3400 Soldaten aus 9 Nationen beteiligt waren, darunter auch aus den USA und Großbritannien. Die regelmäßig mit den halbjährlich wechselnden Kontingenten stattfindenden Übungen seien für die Litauer eine wichtige Rückenstärkung, da sie mit Russland einer „qualitativ großen Übermacht“ gegenüberstünden, so der Brigadegeneral.
Nato-Russland-Grundakte eingehalten
Die Nato halte mit ihrem halbjährlichen kompletten Austausch von Soldaten und Gerät die Nato-Russland-Grundakte von 1997 ein, die keine stationäre Truppenverlegung in die neuen Nato-Mitglieder, also die ehemaligen Republiken der Sowjetunion erlaube. Die regelmäßige Verlegung erfolge mittlerweile mit einer gewissen Routine, der dreitägige Bahntransport inklusive Spurwechsel in Litauen klappe ohne Probleme. Das gelte auch für den Kontingentwechsel, der innerhalb von drei Wochen mit entsprechenden Übergaben und Einweisungen erfolge.
General Freuding sprach auch die „Eckpunkte für die Bundeswehr der Zukunft“ an, die der Generalinspekteur und die Verteidigungsministerin, die übrigens am morgigen Mittwoch Munster besucht, kürzlich vorgestellt hatten. Ziel sei es, die Struktur der Bundeswehr zu verschlanken und Prozesse zu straffen, um eine „Verbesserung der Kaltstartfähigkeit“ zu erreichen. Es würden größere Truppenkontingente geschaffen, die es nicht mehr erforderten, Soldaten aus anderen Einheiten zusammenzuziehen. Das soll ohne ein Aufstocken der Bundeswehr und ohne Schließung von Standorten bis 2025 erfolgen. Freuding erwartete deshalb eine bessere Integration von Kampfunterstützungseinheiten, insbesondere mehr Artilleriebataillone, und Verbesserungen der Führungsfähigkeit.
Munsteraner Bataillon hat derzeit die Führung
Die russische Annexion der Krim und die Aktivitäten in der Ostukraine haben die Nato veranlasst, ihre Präsenz in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen zu verstärken. Diese seit 2017 eingerichtete Enhanced Forward Presence (EFP, verstärkte vorgeschobene Präsenz) bedeutet für Litauen, dass dort jedes halbe Jahre ein circa 1200 Soldaten starker internationaler Gefechtsverband (Battlegroup) stationiert ist, der derzeit aus 600 deutschen, 200 belgischen, 4 luxemburgischen, 250 niederländischen, 40 tschechischen und einem isländischen Soldaten mit entsprechender Ausrüstung an Waffen und Gerät besteht.
Der Gefechtsverband in Litauen steht seit Beginn unter der Führung der Bundeswehr. Derzeit hat dort Oberstleutnant Sebastian Hebisch, Kommandeur des der Panzerlehrbrigade 9 unterstellten Panzerlehrbataillons 93, das Sagen. Der Nato-Gefechtsverband untersteht wiederum einer der beiden litauischen Brigaden.